
Große Razzia wegen möglicher Scheingeschäfte in den Jahren 2018 bis 2020 am gestrigen Mittwochvormittag, 28. Juni 2023, bei der ADLER Real Estate AG in Berlin Tiergarten (Am Karlsbad 11)
- und ihrem Berliner Vorstand Rechtsanwalt Sven-Christian Frank (58, zugleich Vorstand bei der Luxemburger Mutter Adler Group S.A. mit rund 26.200 verwalteten Mietwohnungen mehrheitlich zu zwei Dritteln in Berlin und zu einem Drittel in Nordrhein-Westfalen),
- bei den ehemaligen Vorständen Maximilian Rienecker (38) aus Berlin und Tomas de Vargas Machuca aus London

- sowie beim österreichischen einstigen Adler-Transaktions-Lenker Cevdet Caner (50) samt Ehefrau Gerda Caner (44, bis letztes Jahr Großteilhaberin der Adler Group S.A.) aus Linz, die beide in London und Monaco leben, und dessen Schwager Josef Schrattbauer (51, Gesellschafter und Geschäftsführer der Spree Erste Beteiligungs GmbH aus Berlin Grunewald) im österreichischen Haag
- und bei einer Kölner Anwaltskanzlei, die Cevdet Caner vertritt, als mutmaßliche Beihelferin zur Untreue.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt ermitteln schon seit einem Jahr wegen des Verdachts Bilanzfälschung, Untreue und Marktmanipulation .
Wie wir seit Monaten berichten:
► Am 21. Oktober 2021: Adler Group S.A.: Totengräber Cevdet Caner aus Linz?
► Am 13. Juli 2022: Adler Group Skandal – Cevdet Caner: Wann klicken die Handschellen?
► Am 2. August 2022: ADLER! „Dann fahren Schwager und Boss ein…“
► Am 4. Dezember 2022: Accentro Real Estate AG – Kulturwandel: Schuldner Natig Ganiyev im Aufsichtsrat
Und genau um die unerfüllten Deals mit dem Schwager Josef Schrattbauer und dem aserbaidschanischen Unternehmer Natig Ganiyev (42) aus London, mit denen die Bilanzen zunächst einmal aufgehübscht werden konnten, ging es bei der gestrigen Razzia.
Der Deal mit dem Schwager betraf das verfallene Glasmacherviertel in Düsseldorf.
Das 32 Hektar große Brach-Gelände, auf dem mal 1.200 Wohnungen entstehen könnten, kaufte Schwager Josef Schrattbauer auch ohne Baugenehmigung und auch ohne den laut der Berliner Wirtschaftsprüferin KPMG um 80 Prozent überhöhten Kaufpreis von 214 Millionen Euro für 75 Prozent des Geländes vollständig zu bezahlen. Es floss nur eine Rate von 36 Millionen Euro. Und selbst diese Rate zahlte Adler genau genommen teilweise selbst. Denn Caners Schwager zog das Geld nicht aus der eigenen Tasche. Vielmehr hatte die Gesellschaft, die das Bauprojekt besaß und in die er sich eingekauft hatte, ein Darlehen aufgenommen, von dem dann die Kaufpreisrate beglichen wurde. Der restliche Kaufpreis floss nie. Vielmehr wurde die ganze Transaktion später rückabgewickelt.
2017 hatte eine spätere Adler-Tochter das Projekt für 142 Millionen Euro übernommen. Etwa zwei Jahre später verkaufte Adler 75 Prozent der Gesellschaft, die das Bauprojekt besaß, dann an Caners Schwager, auf Basis eines Projektwerts von 375 Millionen Euro. Der Deal ging innerhalb eines Wochenendes über die Bühne.
Warum so hoch?
Mutmaßlich aus zwei Gründen: Erstens damit Adler zumindest auf dem Papier insgesamt 375 Millionen Euro hatte, um 2019 den Berliner Wohnungskonzern ADO Properties S.A. schlucken zu können, bei der der jetzige CEO der ADLER Real Estate AG und Adler Group S.A., Thierry Beaudemoulin (52) aus Paris, bis zur Fusion im Jahr 2020 CEO war.
Und zweitens, um nicht unter die Loan-to-Value-Grenze im Eigenkapital für die Anleihegläubiger zu fallen. In den Anleihebedingungen garantiert Adler einen Verschuldungsgrad (Loan-to-Value, LtV) von höchstens 60 Prozent. Ein Bruch mit den Bedingungen hätte das Unternehmen ins Verderben führen können. Rückzahlungen von bis zu 1,8 Milliarden Euro hätten gedroht.
Der Deal wurde im dritten Quartal 2021 rückabgewickelt, weil es angeblich Probleme mit der Deutschen Bahn auf einem Nachbargrundstück gab. Brisant ist, dass Adler den geplanten Ertrag trotzdem als „Investments held for sale“ bilanzierte. Denn das führte nach Auffassung der KPMG-Prüfer zu einer „nicht sachgerechten Entlastung“ des Verschuldungsgrads ab dem 30. September 2019.
Haben die Beschuldigten absichtlich den LTV geschönt? Adler beharrte in der Vergangenheit auf den eigenen Zahlen und widersprach den KPMG-Ergebnissen. Die Gesellschaft sei nach wie vor der Ansicht, dass der vereinbarte Preis für die Projektgesellschaft „so auch korrekt ist“. Schließlich sei er in mehreren Jahresabschlüssen abgebildet und testiert worden.
Der Deal mit Natig Ganiyev betraf den Berliner Wohnungsprivatisierer Accentro Real Estate AG (ehemals Estavis AG) aus Charlottenburg (Kantstraße 44/45).
Die ADLER Real Estate AG kaufte im Jahr 2014 die Mehrheit an der Accentro Real Estate AG. Im Oktober 2017 verkaufte die ADLER 83,10 Prozent der Aktien-Anteile, darunter auch Wandelschuldverschreibungen, an der Accentro Real Estate AG zum Preis von 181 Millionen Euro auf dem Papier an die Brookline Real Estate S.à.r.l. aus Luxemburg, die von Natig Ganiyev und seiner Londoner Investmentfirma Vestigo Capital Advisors LLP beherrscht wird. Von dem vereinbarten Kaufpreis waren 5 Jahre später rund ein Drittel (59,1 Millionen Euro) immer noch nicht bezahlt.
Die SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. aus München, die 1.001 Aktien an der Adler Real Estate AG hält, teilte am 31. August 2022 mit: „Der Kaufpreis für den überwiegenden Teil der Anteile der Gesellschaft (Adler Real Estate AG – Anmerkung der Redaktion) an der Accentro Real Estate AG wurde entgegen der ursprünglichen Vereinbarung nicht vollständig bezahlt, und im Geschäftsjahr 2021 wurde die Zahlungsfrist erneut verlängert. Mittlerweile wurde die Forderung zum 30. Juni 2022 gar um 37 Millionen Euro wertgemindert, wie dem gestern kurz vor Mitternacht publizierten Halbjahresabschluss (der Adler Real Estate AG – Anmerkung der Redaktion) zu entnehmen ist.“
Dennoch sitzt der Schuldner Natig Ganiyev im Aufsichtsrat und kassierte eine fixe Jahresvergütung von 30.000 Euro.
Insider zu GoMoPa.io: Natig Ganiyev auf Hauptversammlung nicht entlastet.