Die Phenogy AG mit Sitz im Schweizer Technopark Luzern (Root D4) verspricht nichts Geringeres als eine Revolution der Batterietechnologie: marktreife Feststoff-Autobatterien aus dem 3D-Drucker.
Doch wie realistisch sind diese Ankündigungen? Ein kritischer Blick zeigt erhebliche Diskrepanzen zwischen den vollmundigen Versprechen und der Realität – sowie alarmierende Parallelen zu den früheren, gescheiterten Tech-Start-ups ihres Gründers und CEOs, des Berliner Luft- und Raumfahrttechnikers Peter Eugen Braun (61) aus Luzern.
Für Business-Angels und Aktionäre drängen sich Fragen nach der Marktreife, der Finanzierungsstruktur und der Unternehmensführung auf.
Die Phenogy AG fiel uns bei der Recherche zu unserer Serie über Schweizer AGs auf, in der wir uns um möglichen Betrug durch Partizipationsscheine und durch andere Penny-Stock-Geschäfte kümmern.

Inhalt:
- Versprochene Feststoffbatterien und geplatzter Börsengang
- Der Gründer und seine letzten Vorgänger-Start-ups: eine Spur des Scheiterns
- Fragwürdige Finanzierung: Pennystock-Aktien und Verwässerung
- Auffällige Fluktuation im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung
- Fazit: Hohe Risiken und offene Fragen für Investoren
Im Einzelnen.
1. Versprochene Feststoffbatterien und geplatzter Börsengang
Die Phenogy AG wurde im September 2019 von Peter Eugen Braun (2004 mit Familie in die Schweiz übergesiedelt) gegründet. Bereits 2021 kommunizierte das Unternehmen ehrgeizige Pläne: Kurz vor der Markteinführung stünde ein erstes Produkt, und ein Börsengang an der Nasdaq First North in Stockholm sei der nächste Schritt. Tatsächlich hieß es im Technopark-Geschäftsbericht 2021: „Als weiteren Schritt planen wir den Börsengang an die Nasdaq First North in Stockholm.“
Doch was ist daraus geworden?
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Keine marktreife Feststoffzelle in Sicht: Bis heute (Mai 2025) existiert weltweit keine serienreife Feststoffbatterie für Autos – weder von Phenogy noch von etablierten Herstellern. Auf der Website wird weiterhin lediglich von einer baldigen Markteinführung gesprochen, während andere Unternehmen wie Sakuu oder ProLogium mit Pilotanlagen und ersten Produktionsschritten deutlich weiter sind. Die Zusammenarbeit mit renommierten Partnern wie Fraunhofer ISIT wird zwar betont, konkrete Ergebnisse oder belastbare Nachweise für eine Serienreife fehlen jedoch.
Der globale Stand der Feststoffbatterie-Entwicklung zeigt, dass selbst große Konzerne wie Toyota, Nissan, BMW, Mercedes und Volkswagen Zeiträume zwischen 2027 und 2030 für die Serienproduktion und breite Markteinführung nennen.
Branchenexperten sprechen auf Ingenieur.de davon, die Festkörperbatterie sei „keine Technologie für morgen, sondern eher für übermorgen“. Die Massenproduktion ist mit erheblichen technischen und prozesstechnischen Herausforderungen verbunden, insbesondere bei der Skalierung und der Materialauswahl. Die Entwicklung ist komplex, die Kosten sind hoch, und viele Unternehmen kämpfen noch mit Problemen wie Dendritenbildung und Haltbarkeit. Mercedes Benz hat zwar jüngst ein Versuchsfahrzeug mit Feststoff-Akku präsentiert, aber hier handelt es sich um Prototypen, nicht um verkaufsfertige Produkte, meldete der ADAC am 23. April 2025. Weltweit befinden sich die großen Automobilhersteller und Batterieproduzenten in der Pilot- oder frühen Vorserienphase. Beispiele:
SAIC/MG will 2025 ein erstes E-Auto mit Feststoffbatterie auf den Markt bringen, allerdings handelt es sich dabei um ein Premium-Modell in sehr geringen Stückzahlen. Die Technologie ist noch nicht für den breiten Markt verfügbar, technische Details und unabhängige Tests fehlen bisher.
Volkswagen plant für 2025 den Produktionsstart in einer Pilotanlage, die Serienreife wird aber erst für die Folgejahre erwartet.
Hyundai startet 2025 mit einer Pilotproduktion, ein Prototyp mit Feststoffakku soll Ende 2025 vorgestellt werden; die Massenproduktion ist erst für 2030 geplant.
Kurz: Phenogys zentrales Produktversprechen – eine sofort marktreife Feststoffbatterie – steht auf äußerst wackeligem Boden.
Börsenpläne auf Eis: