Die Deutsche Botschaft in Freetown warnt vor Aasgeiern auf dem Goldmarkt in Sierra Leone. Wir warnen vor Investments in Schweizer Goldtümpel in Sierra Leone, wo die Regierung gerade mit neuen Gesetzen den Raubbau an Land zügelt.
Ebenso warnen wir vor Investments in Schweizer Goldtümpel in der Zentralafrikanischen Republik, wo die Goldtümpel von Rebellen und russischen Wagner-Söldnern, der Privatarmee des Wladimir-Putin-Vertrauten Jewgeni Prigoschin, hart umkämpft werden.
In Sierra Leone kann man ebenso wie in der Zentralafrikanischen Republik Gold im Schwemmsand an der Oberfläche finden. In vielen Goldtümpeln wird der afrikanische Sand (Alluvialböden) daher immer und immer wieder nach Goldnuggets durchgewaschen.
Das führt nicht nur bei den einheimischen Afrikanern zu einem Goldrausch, sondern weckt auch in der von Sierra Leone 4.600 Kilometer entfernten Schweiz immer wieder Begehrlichkeiten. Investoren in die Schweizer Goldtümpel haben allerdings bislang viel Geld verloren. Das gilt sowohl für Sierra Leone als auch für die Zentralafrikanische Republik.
Mit Schweizer Goldtümpeln viel Geld verloren:
► 300 Anleger verloren von 2008 bis 2012 etwa 4 Millionen Euro an den Bayer Arthur Hartl (45), der mit seiner Cash Group AG aus Baar und der Komorenbank ebank24 Corporation mit einer eigenen Tagebau-Mine in Sierra Leone Gold zum halben Preis verkaufen wollte, was nie geschah.
► 10 Millionen Euro verloren Anleger zwischen 2005 und 2016 an den in der Schweiz verwurzelten Italiener Claudio de Georgi (60), der mit seiner SGH Swiss Gold House in Zürich das Gold aus Schweizer Tümpeln in der Zentralafrikanischen Republik 6 Prozent billiger in die Schweizer Haushalte bringen wollte, was scheiterte.
Die Schweiz ist einer der größten Handelsmärkte für das Edelmetall Gold, vier der fünf größten Goldraffinerien der Welt sind dort zu Hause. „Es sind Orte, an denen Glanz und Elend eng beieinander liegen“, merkte Ende letzten Jahres die F.A.Z. an. Das gilt wohl insbesondere auch für Renditen mit angeblichem Gold aus Schweizer Goldtümpeln in Sierra Leone.
Neues Gold-Startup aus Zug
Ein neues Schweizer Gold-Startup aus Zug will nun mit einer zweifelhaften Goldexploration in Sierra Leone den Goldmarkt in der DACH-Region (Deutschland, Österreich und der Schweiz) aufmischen – und setzt beim Einsammeln von Eigenkapital zuerst auf gutgläubige Kleinanleger und jagt jetzt „die großen Fische“.
Die Unternehmung fiel uns bei der Recherche zu unserer neuen Serie über Schweizer AGs auf, in der wir uns um möglichen Betrug durch Partizipationsscheine und durch andere Penny Stock-Geschäfte kümmern.
Die Kleinanleger sollen – angeheizt durch Zoom-Konferenzen – Penny Stocks und Partizipationsscheine (Aktien ohne Mitspracherecht) für das Goldsuchabenteuer in Sierra Leone kaufen, obwohl der Verwaltungsratspräsident (52, deutscher Unternehmer, der seine Zelte am Vierwaldstättersee aufschlug) auf Nachfrage am Telefon zugab, dass er in Sierra Leone gar keine Goldclaims habe und auch keine kaufen wolle, sondern, angeblich für 4,5 Millionen Euro, lediglich eine (Gold?) Suchmaschine gekauft habe.
Und überhaupt müsse er ja in dem auserwählten Suchgebiet in der Region Makeni (3 Stunden mit dem Auto vom Flughafen Freetown entfernt) erst mal die alten Löcher zuschütten, damit die Leute nicht krank werden. Dort hatten Einheimische oberirdisch nach Diamanten gebuddelt. Die seien nun voll Wasser gelaufen und verkommen zu Malaria-Verbreitungs-Tümpeln.
Warnung der deutschen Botschaft in Freetown vor Goldliefer-Versprechen:
Die Deutsche Botschaft in Freetown warnt seit dem 6. April 2023 vor Goldliefer-Versprechungen, die nach Bezahlung von Vorabgebühren nicht eingehalten werden: „Auf dem Goldmarkt von Sierra Leone gibt es keine Geschäfte zu machen. Wenn es zu schön klingt, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch!“
Die Deutsche Botschaft in Freetown berichtet: „In den meisten Fällen belaufen sich die Verluste auf mehrere zehntausend Euro, einige Opfer haben jedoch bis zu 350.000 Euro verloren… Wenn Sie jedoch Opfer eines Betrugs geworden sind, ist es sehr unwahrscheinlich, dass Sie Ihre Verluste zurückerhalten, selbst wenn die Täter gefasst und inhaftiert werden.“
Die Legende vom billigen Tagebau-Gold aus Sierra Leone ist nicht neu.
Der Letzte, der mit billigem Gold aus Sierra Leone ebenfalls hausieren ging, war der Bayer Arthur H. Der behauptete, auf den Komoren eine Goldbank eBank24 Corporation zu besitzen, die Gold aus einer bankeigenen Tagebau-Mine in Sierra Leone einlagere, welches man bei Hartl zum halben Weltmarktpreis kaufen könne, wie er im Sommer 2009 im GoMoPa-Interview berichtete. Zur Kapitaleinwerbung hatte er 2008 in Baar in der Schweiz die Cash Group AG Switzerland mit deutschen Service Center im badischen Mannheim gegründet (Eigenkapital am 22. Dezember 2008: 100.000 Schweizer Franken). Die Cash Group AG landete schnell auf der GoMoPa.io-Warnliste. Sie entstand im Dezember 2008 aus einem früheren deutschen Strukturvertrieb (HDI, ehemals 150 Mitarbeiter) für Lebensversicherungen und wollte nach vielen Stornos und unbezahlten Vermittlerprovisionen (wegen Fusionen der Versicherungsgesellschaften) unbedingt ins sichere Goldgeschäft einsteigen.
Mehr als 300 Anleger in Deutschland, Österreich und in der Schweiz investierten, verkauften auf Anraten der Finanzvermittler ihre angeblich so minderwertigen Lebensversicherungen und investierten in Hartls Goldgeschäfte. Arthur Joseph Hartl schrieb 2009 sogar ein Goldsachbuch: „Gold: Das Geld der Geschichte und der Zukunft“, das er über den Mediaservice Moneylive des Oldenburger Kaufmannes Thomas Haak auf Amazon anbot.
Der Haken an der Sache: Es gab weder eine Goldmine noch Goldanlagen oder andere Investitionen in Gold. Dafür soll Arthur Hartl in einer prachtvollen Villa am Comer See nördlich vom globalen Mode- und Finanzzentrum Mailand in Italien in Saus und Braus gelebt und Partys gefeiert haben, bis er dann doch erwischt wurde. Die Schweizer Finanzaufsicht Finma verfügte am 6. Juli 2010 die Konkurseröffnung über die Cash Group AG. Die Firma wurde am 5. Juli 2011 im Schweizer Handelsregister gelöscht. Im Oktober 2012 verurteilte ihn das Landgericht Mannheim zu einer Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren. Die Geschädigten verloren rund vier Millionen Euro, für viele war es ihre Altersversorgung. Arthur Joseph Hartl lebt seit 3 Jahren als selbständiger Holzofenbrotbäcker in Straßkirchen, einem Nachbarort von Irlbach. Allerdings steht sein Backofen still, da er mit der lebensrechtlichen Verordnung kollidierte.
Neues Gold-Startup in Zug: Mehr als 13 Millionen Partizipationsscheine und ein halbes Kilo Gold
Das im Oktober 2021 in Zug gegründete Golderkundungs-Startup hat als Sacheinlage am 20. Juni 2022 ein halbes Kilo Gold im Handelsregister zum Preis von 20.398,69 Schweizer Franken (umgerechnet 20.969,36 Euro) eingetragen. Wert heute: zirka 28.298 Euro. Die Investoren und Aktionäre haben darüber keine Kontrolle. Für den Kauf der Sacheinlage wurden rund 2 Millionen Inhaber-Partizipationsscheine zu je 0.01 Schweizer Franken und 19.111 Inhaber-Partizipationsscheine zu je 0.02 Schweizer Franken ausgegeben. Dadurch erhöhte sich die Zahl der insgesamt ausgegebenen Partizipationsscheine von je 0,01 Schweizer Franken auf rund 13,4 Millionen Stück und die zu je 0,02 Schweizer Franken auf 317.111 Stück. Daraus entsteht ein Firmenkapital von rund 140.359 Schweizer Franken (rund 144.285 Euro).
Diese 144.000-Euro-Firma will nun den Milliarden schweren Bergbau-Konzernen aus China, die sich in Sierra Leone längst die ertragreichen Minen gesichert haben, Konkurrenz bieten.
Und soll sich dabei, wie ein Informant berichtete, mit einer korrupten Politiker-Ehefrau mit Mafia-Hintergrund eingelassen haben. Ein Fototermin mit ihr beim Abendessen soll 5.000 US-Dollar (4.541,35 Euro) kosten.
Die Idee: Sollte dann tatsächlich aus dem Schwemmsand (Alluvialböden), der ja schon tausendmal von den Einheimischen durchgewaschen wurde, noch Gold herausgeholt werden, könnte man ja mit einem Schwester-Goldvertriebs-Startup, das 2022 in Zug gegründet wurde, Goldautomaten bestücken oder Goldsparpläne bedienen. Zwei Löcher seien in Sierra Leone schon da. Motto: Wir buddeln das Gold in Afrika aus und vertreiben es selbst über die Schweiz.
Ein deutscher Geologe zum Goldgehalt im Schweizer Goldtümpel in Sierra Leone: „Wenn Sie von 10 Gramm die Tonne ausgehen, dann werden Sie sowas von an die Wand rennen.“
Der Bergbauingenieur und diplomierte Bergwirtschaftler (Mineral Economics)