Nicht mal der Bürgermeister von Ottweiler kann sagen, wem die 40 Wohnungen in der Steinbacher Straße gehören.
Immobilienheuschrecken zocken im Saarland und Nordrhein-Westfalen Mieten ab, sparen Steuern. Und die Mieter schauen in die Röhre…
Viele Jahre soll das der alte schottische Adelsclan Gordon unter Führung des 76jährigen Granville Gordon, 13. Marquess of Huntly, und dessen 47jährigen Sohnes und aktuellen Titelinhabers Alastair Gordon, seit 1987 Earl of Aboyne, auf der Burg Aboyne Castle in der Grafschaft Aberdeenshire an der Nordsee gemacht haben.
Und seit 1. Februar 2021 nun die börsennotierte New Yorker Beteiligungsgesellschaft KKR & Co. Inc mit ihrem deutschen Partner Christian Ollig (43) aus München, Alleingeschäftsführer der 2017 gegründeten Kohlberg Kravis Roberts GmbH (KKR.com) in der Neuen Mainzer Straße 2 in Frankfurt am Main, die ihren Investoren 15 Prozent Jahresrendite einfahren soll.
Die Anlage in Ottweiler ist in einem ziemlich schlechten Zustand: Risse in der Fassade, von den Balkonen bröckelt der Beton. Was die Mieter besonders ärgert: Der Eigentümer kümmert sich nicht oder sehr spät um wichtige Reparaturen in den Wohnungen.
Ein Mieter berichtete dem Saarländischen Rundfunk:
Ein Schaden am Heizungsrohr im Wohnzimmer wurde erst nach Monaten behoben, obwohl da jeden Tag bestimmt eine Salatschüssel vollgetropft ist.
Auch andere Mieter berichten dem SR von ähnlichen Erfahrungen, etwa von defekten Heizungen und Schimmel in den Wohnungen.
Ottweilers Bürgermeister Holger Schäfer (52, CDU) sagte am 3. Februar 2021 dazu der BILD:
Die Tragweite des Geschäftsmodells war mir nicht bewusst.
Immobiliengeschäfte müssen uns ja nicht gemeldet werden.
Dass die Häuser in einem schlechten Zustand sind, konnte man sehen.
Das gemeinnützige Recherchezentrum CORRECTIV aus NRW und der Saarländische Rundfunk fanden heraus, dass die Mieten für beispielsweise 7.500 Wohnungen in NRW und dem Saarland, darunter die 40 Wohnungen in Ottweiler, über eine Luxemburger Firma an ein Firmengeflecht in der Karibik auf den Britischen Jungferninseln und auf der englischen Kanalinsel Jersey landeten.
Die Firmen kassierten die Mieten aber nicht als Einnahmen, sondern als Rückzahlung angeblicher Kredite, den die Luxemburger Mutterfirma zu 8 Prozent Zinsen den deutschen Objektgesellschaften gewährt hatte.
Ohne Gewinne aus Mieteinnahmen brauchten die Hausbesitzer (die hinter dem Firmengeflecht stehenden Investoren) keine entsprechenden Steuern zahlen. Schon beim Erwerb der Wohnungen fiel die Grunderwerbssteuer weg, weil man ja nur Firmenanteile gekauft hatte. Sogenannte Share Deals.
Das hessische Finanzministerium schätzte 2016 einen Betrag von einer Milliarde Euro jährlich, die der Staat allein durch Share Deals verliere.
Für die 7.500 Wohnungen in NRW und Saarland waren im Jahr 2007 eigens vier Objektgesellschaften gegründetet worden.
Sie hießen zum Beispiel für das Saarland Residential Value West I GmbH oder für die restlichen Wohnungen Residential Value East I, North I oder South I GmbH.
Der erste Investor und Eigentümer war die 2007 gegründete und 2019 von Amts wegen gelöschte VMV Real Estate Management GmbH.
Dahinter stand die seit 2011 insolvente Frankfurter Viscon AG unter Leitung des schrottimmobilienberüchtigten Berliner GRÜEZI Real Estate AG-Vostands Ernst Bär (59) sowie der Potsdamer Immobilienunternehmer Michael Weise mit seinem Kieler Kompagnon Wolfgang Bart.