Die Verhandlungen um die Rettung des Frankfurter Immobilien-Co-Investors und Assetmanagers CORESTATE Capital Holding SA stocken.
Vorstand und Anleihegläubiger streiten über die Benennung eines Restrukturierers als fünften Vorstand. Der Berliner Investor und CEO Stavros Efremidis (54, © Pressefoto CORESTATE) fürchtet offenbar, überstimmt zu werden.
Dabei brennt bereits die Hütte bei der CORESTATE Capital Holding SA
Der Frankfurter Immobilien-Eigenkapital-Finanzierer CORESTATE Capital Holding SA mit Steuersitz im Fürstentum Luxemburg konnte seine in der vergangenen Woche fällige Zinsleistung für eine 300 Millionen Euro schwere Anleihe nicht zahlen, die auch noch im April 2023 zur Rückzahlung fällig wird.
Und im November 2022 steht die Rückzahlung einer Wandelanleihe in Höhe von 188 Millionen Euro an, wie GoMoPa berichtete.
CORESTATE hat nun vier Wochen Zeit, die Zinszahlung nachzuzahlen. Erst dann zählt sie als Ausfall.
Die WirtschaftsWoche aus Düsseldorf meldete am 20. Oktober 2022: „Die Verhandlungen zur Rettung der Immobilienfirma CORESTATE stecken fest. Vorstand und Anleihegläubiger können sich nicht auf einen Restrukturierer verständigen.“
Ein Unternehmenssprecher erklärte: „Wir sind seit geraumer Zeit im intensiven Austausch mit den Anleihegläubigern und weiteren Investoren.”
Efremidis soll auch Geldgeber für CORESTATE gefunden haben, die bereit wären 40 bis 60 Millionen in das Unternehmen zu investieren – aber erst, wenn sich der Vorstand mit den Inhabern beider Anleihen geeinigt hat.
Machtpoker: Stavros Efremidis will keinen Restrukturierer als Vorstand neben sich
Stavros Efremidis war am 1. Dezember 2021 als Investor bei CORESTATE eingestiegen und kickte am 8. März 2022 den hessischen Investmentbanker René Parmantier (47, © Pressefoto CORESTATE Capital Holding SA) aus Bad Homburg aus dem Vorstand und wurde selbst CEO.
Parmantier machte 2020 die luxemburgische Vermögernsverwalterin Aggregate (Großaktionärin der Berliner Adler Group SA) der beiden Österreicher Günther Walcher aus Inzell und Cevdet Caner aus Linz und Monaco zum Hauptaktionär von CORESTATE, bis Efremidis die Aggregate-Anteile an CORESTATE im Dezember 2021 kaufte.
Jetzt verlangen die Anleihegläubiger, dass Efremidis neben sich einen neuen Vorstand duldet. Einen Restrukturierer.
Die WirtschaftsWoche weiß dazu: „Das aber will Vorstandschef Efremidis nicht. In seinem Lager heißt es, das würde nur die geplante Sanierung verzögern. Der Aufsichtsrat stützt seine Sichtweise und hat zudem rechtliche Bedenken, die das Gremium kürzlich den Anleihegläubigern auch schriftlich mitteilte. Von anderen Insidern heißt es jedoch, Efremidis sperre sich womöglich nur gegen die Erweiterung des Vorstands, weil er um seine Macht fürchte.“
Ein fünfter Vorstand könnte Efremidis überstimmen
CORESTATE hat im Moment vier Vorstände: CEO Stavros Efremidis. Seit 1. August 2021 Finanzvorstand Diplom-Wirtschaftsmathematiker Udo Giegerich (54, links) aus Korschenbroich in NRW. Seit 8. März 2022 Operativ-Vorständin Izabela Danner (48, mitte) aus Frankfurt, zugleich Geschäftsführerin bei Jones Lang LaSalle SE in Frankfurt. Seit 8. März 2022 Ralf Struckmeyer (49, rechts) auf Frankfurt, der bis 8. Dezember 2017 zusammen mit Efremidis im Vorstand der WCM Beteiligungs- und Grundbesitz-Aktiengesellschaft aus Berlin Mitte saß.
Zwei aktuelle Vorstände sollen schon jetzt nicht mehr bedingungslos hinter Stavros Efremidis stehen, der die Probleme bei CORESTATE wohl unterschätzt hatte, als er gemeinsam mit Karl Ehlerding (80) aus Hamburg Eimsbüttel-Niendorf im Dezember 2021 der Passiva Participations S.a.r.l./Aggregate Holdings 2 S.A. sowie der Vestigo Immobilien Investment LP den CORESTATE-Aktienanteil von 27,1 Prozent abkaufte. Ehlerding verkaufte seinen Anteil von 6,21 Prozent am 21. Juni 2022 und stieg damit aus.
Mit einer weiteren fünften Person im Vorstand könne sich Efremidis bei Entscheidungen einer Mehrheit nicht mehr sicher sein.
Die Aktie der CORESTATE Capital Holding SA hat im Februar 2020 noch 42 Euro gekostet. Heute ist sie zu einem Pennystock verkommen, ist nur noch 87 Cent wert.
CORESTATE finanzierte beispielsweise das Hamburger Holsten-Quartier vor. Das Projekt der Berliner Adler Group SA für den Bau von 1.3000 Wohnungen in der alten leergezogenen Holsten-Brauerei (Foto © Holstenquartier.com) in Altona (Gesamtvolumen 840 Millionen Euro) liegt auf Eis und bekommt keine Baugenehmigung, weil die Adler-Tochter Consus Real Estate AG aus Berlin keine Kreditzusage einer Bank vorlegen kann, wie GoMoPa berichtete.
► Consus hat ein negatives Eigenkapital zum 30. Juni 2022 von rund 760 bis 800 Millionen Euro.
► Und die Mutter Adler Group SA? Verlust 2021: 1,17 Milliarden Euro. Verlust im ersten Halbjahr 2022: 604 Millionen Euro.
► Und CORESTATE selbst wies für das Geschäftsjahr 2021 einen Konzernfehlbetrag von 200 Millionen Euro aus.
► Die CORSTATE-Tochter Corestate Helvetic Financial Services verliert ab dem kommenden Jahr 2023 das lukrative Beratungsmandat des 1 Milliarde Euro schweren Stratos-II-Immobilienanleihefonds von rund 60 professionellen und semiprofessionellen Investoren, darunter Versicherungen, Pensionskassen und wohlhabende Privatanleger, schließlich ganz.
Mitte Juni 2022 hatte GoMoPa berichtet, dass der Stratos-II-Fonds nicht mit der Rückzahlung gekündigter Fondsanteile hinterherkommt und zudem in großem Stil in Anleihen von Immobilienprojekten aus dem Umfeld des ebenfalls in der Krise steckenden Adler-Konzerns investiert hat.
Das auf Eis liegende Adler Group-Projekt Wohnturm Neuseeländer Quartier am Harburger Binnenhafen in Hamburg erhielt eine Finanzierung aus dem Stratos-Fonds. Der Wohnturm existiert nur visuell (© ROBERTNEUN ™ Architekten, Berlin, 1. Preis im Architekturwettbewerb der CG Gruppe AG 2019). Ein Vorab-Verkauf an die Fonds-Gesellschaft Partners Immobilien Capital Management mit Sitz auf der Insel Guernsey aus dem Jahr 2020 wurde gerade rückabgewickelt und liegt jetzt wieder im Schoß der Adler Group SA. Wie es weitergeht, steht laut Hamburger Abendblatt in den Sternen.
CEO Stavros Efremidis teilte in seiner letzten veröffentlichten Presseerklärung am 9. August 2022 mit: „Mit Blick auf die beiden kurzfristig fälligen Anleihen – eine Wandelanleihe in Höhe von € 188 Mio. (November 2022) und eine Anleihe in Höhe von € 300 Mio. (April 2023) – hat der Vorstand im zweiten Quartal spezialisierte Berater mandatiert, um gemeinsam mit einer Gruppe von großen Anleihegläubiger eine tragfähige alternative Refinanzierungslösung zu sondieren und voranzutreiben.“
Wohl ohne Erfolg. Eigentlich haben die Parteien gar keine Zeit mehr zu pokern. Anfang November sollen die Einladung zur Gläubigerversammlung raus – mit einem Lösungsvorschlag, über den die Gläubiger dann Ende November 2022 abstimmen können. Nun denn… (Peter Stracke)
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