Früher bot der Stuttgarter Krämer Mustapha Hasni (32) mit seinen beiden Labels “Kaufrausch” und “TotalGlobal24” aus der Adalbert-Stifter-Straße 101 auf Amazon.de seinen Kunden harmlose Bauchladen-Produkte an wie etwa Brötchenmesser, Teesiebe, Handtuchhänger, Imbusschlüssel-Sätze, Gelschreiber oder Deutschlandfahnensticker.
Auf seiner eigenen Homepage Global-Products24.de vertrieb er jedoch als B2B-Vertriebsdienstleister vor allem Goldprodukte der PIM Gold GmbH aus dem hessischen Heusenstamm.
Inzwischen bietet Mustapha Hasni mit großem Tam Tam mit einem eigenen TV-Werbespot seine eigene Goldleihe mit Bonusgold an: Easygold24.com. Er macht jedoch ein Geheimnis daraus, wie er die 4,8 Prozent Wertzuwachs aus dem Werbespot nach 13 Monaten als Bonusgold erwirtschaften will.
PIM Gold musste im September 2019 Insolvenz anmelden, wie GoMoPa berichtete. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt wegen gewerbsmäßigen Betruges. Nach zwei Razzien im Juli und am 4. September 2019 vermissten die Ermittler zunächst 1,9 Tonnen Gold. Im Februar 2020 wurde dann doch noch 1 Tonne Feingold verteilt auf viele Säcke gefunden. Fehlt also noch knapp 1 Tonne.
Bei Insolvenzverwalter Dr. Renald Metoja haben mehr als 6.000 Kunden rund 155 Millionen Euro Forderungen angemeldet. Bislang stehen diesen Forderungen aber nur Werte – einschließlich des im Februrar 2020 gefundenen Feingoldes – in Höhe von 49,5 Millionen Euro sowie 3 Millionen Euro in bar gegenüber.
Der besondere Clou bei PIM Gold war, dass die PIM Gold GmbH für die Einlagerung des Goldes eine monatliche Rendite von 0,5 % in Form von Bonusgold in Aussicht gestellt hat.
Das versprochene Bonusold wollte PIM durch den Goldhandel und insbesondere durch den Ankauf und das Recycling von Altgold verdienen.
Weil die Kunden Barren und Münzen nicht zu Gesicht bekamen, konnte PIM Gold auch Gold verkaufen, das es wahrscheinlich nie gegeben hat. Das jedenfalls glauben Staatsanwaltschaft und Insolvenzverwalter.
Der PIM-Gold-Chef und Alleininhaber Mesut Pazarci (48) aus Heusenstamm wurde am 4. September 2019 verhaftet. Er bestreitet die Vorwürfe. Seine Untersuchungshaft hatte ein Richter im März 2020 auf bis zu neun Monate verlängert.
Doch wer meint, dass der PIM-Skandal in der Branche als mahnendes Beispiel aufgenommen wurde, irrt.
In die Lücke, die PIM am grauen Kapitalmarkt hinterlassen hat, drängen nun andere Goldhändler, die ebenfalls fragwürdige Geschäftsmodelle propagieren. Mancher Anbieter scheint sogar bei PIM abgekupfert zu haben, und mitunter mischten und mischen bei den Firmen auch Ex-PIM-Leute fleißig mit.
So baute der einstige IT-Chef der PIM Gold GmbH Diplom-Finanzwirt Oskar Berberich (61) aus Usingen in Hessen beim Kölner Konkurrenten Bonus.Gold GmbH, der sogar den gleichen Namen wie das frühere Werbeversprechen der PIM hat, den Vertrieb auf.
Die Geschäftsmodelle jedenfalls gleichen sich frappierend.
Der Kölner Händler verspricht den Kunden Bonusgold von 1,5 Prozent im Monat, wenn sie ihr Gold im Depot lassen. Berücksichtige man den höheren Preis, ergebe sich in zwei Jahren eine Rendite von 22 Prozent, rechnete ein Anwalt der Firma vor. Sie soll im Handel mit Altgold, Recycling und in der Herstellung von türkischem Hochzeitsschmuck erwirtschaftet werden.
Allerdings räumt Firmenchef Atakan Kaynar (22) auf Anfrage des Handelsblattes ein, dass der Verkauf von Hochzeitsschmuck in der Coronakrise zum Erliegen gekommen ist. Daher müssten auch die Bonusgold-Zahlungen aussetzen. Wann er wieder Zinsen zahlen könne, sei unklar, so Kaynar.
Kaynar:
Das Ziel ist, wieder zu den alten Renditen zurückzukommen.
Doch sicher sei das nicht.
Momentan könnten sich die Kunden das Gold nicht vollständig ausliefern lassen. Der Hochzeitschmuck stecke in der Türkei fest.
Kaynar verspricht:
Ich habe bei Easygold24.com (Hartmann & Benz) für über 300.000€ Gold gekauft. Ich habe die Ware bezahlt aber nie erhalten!
Ich warne vor allen Geschäften mit easygold24.com (Hartman & Benz).