Bund der Sparer5. Oktober 2009 | 15:43 | Lesedauer ca. 13 min | Autor: GoMoPa-Redakteur JS

Bund der Sparer: Wer nicht zahlt, kommt auf die schwarze Liste


Mit 64 Jahren legte Franz Jakob Herrmann noch das Examen zum “geprüften Wertpapierspezialisten” nach den Vorgaben der BaFin erfolgreich ab. Mit seinem am 19. Februar 1998 gegründeten Bund der Sparer (BDS) e.V. aus Weilheim in Bayern ist Herrmann angetreten, “unseriösen Vertrieben das Handwerk zu legen”. Herrmann erfand das Gütesiegel für Berater. Allerdings: Wer nicht mehr zahlt, kommt auf die schwarze Liste, eine öffentliche Warnliste: “Berater ohne Empfehlung”.

 

Kritiker werfen dem Münchener Kaufmann seit Jahren vor, dass er seinen Verein nur als einen Krämerladen zum Verkauf von Vertriebsutensilien wie Ausweisen, DVDs, CDs und Büchern benutzt. Sein Gütesiegel “Vom Bund der Sparer empfohlen” stelle gar kein Qualitätssiegel dar, sondern werde pauschal an Vermittler vergeben, wenn diese lediglich auf klassiche kapitalgebundene Versicherungen im Verkauf verzichten.

Im Interview mit dem Finanznachrichtendienst www.GoMoPa.de nimmt der BDS-Gründer und 1. Vorstand des Vereins zum ersten Mal öffentlich zu den Vorwürfen Stellung.

GoMoPa: Herr Herrmann, es heisst, Ihr Verein sei gar nicht gemeinnützig.

Herrmann: “Das stimmt überhaupt nicht. Im Mai 1998, also schon zwei Monate nach der Gründung, erhielt der Bund der Sparer e.V. vom Finanzamt München den Status der Gemeinnützigkeit zuerkannt. Als Vorstand arbeite ich daher natürlich ehrenamtlich.”

GoMoPa: Sie waren 52 Jahre alt, als Sie den BDS ins Leben riefen. Vorher waren Sie Chef einer deutschlandweiten Handelskette für Geschenkartikel, Schmuck und Uhren mit Stammhaus in Münchens Fußgängerzone. Wie kamen Sie denn auf den Sparer- und Anlegerschutz?

Herrmann: “Durch ein einschneidendes Erlebnis. Schon in jungen Jahren hatte ich für die Familie Kapitallebensversicherungen abgeschlossen, um eine finanzielle Absicherung aufzubauen. Doch dazu kam es nicht. Noch im elterlichen Betrieb tätig, wurde ich 1992 von unserer Hausbank im Zuge der Umstellung des Kreditwesens gezwungen, diese Lebensversicherungen – insgesamt 12 – als Sicherheiten zu hinterlegen. Als der Bank das nicht mehr genügte, verkaufte ich die Policen vorzeitig mit einem Verlust von damals rund 100.000 D-Mark. Ich kann mich noch gut erinnern, dass mich mein Banker 1987 gewarnt hat, Geld in Aktienfonds anzulegen und mich mit den Worten Risiko davon abgehalten hat. Ergebnis: Ich habe in Pfandbriefen der Dresdner Bank investiert. Mit 52 Jahren stellte ich zum ersten Mal fest, wie niedrig die Renditen der Geldwertanlagen waren. Ich war regelrecht erschüttert.”

GoMoPa: Kamen Sie von selbst drauf, warum das so war?

Herrmann: “Nein, ich wurde aufgeklärt. Nachdem ich Ende 1996 die Geschäftsführung unseres Handelshauses an meine Nichte übergeben hatte, besuchte ich mit Blick auf neue Betätigungsfelder viele Vorträge. Die Gesellschaft, die mich aufgeklärt hat, war die Ascent AG aus Karlsruhe. Das war im Mai 1997. Ebenso wie später die Allgemeinen Finanz- & Assekuranzvermittlung AG (AFA) aus Cottbus informierte diese Gesellschaft Ihre Kunden erst ausführlich über den Unterschied von Geld- und Sachwerten, bevor sie ihre Produkte vorstellen. Ganz im Gegensatz zu Banken und Versicherungen, die, wie es zum Beispiel bei Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken oft der Fall ist, den Bürger gar nicht über andere, als die eigenen Produkte, informieren. Nun hörte ich bei der Ascent AG zum ersten Mal etwas von internationalen, konservativen Aktienfonds, die langfristig lukrative Renditen aufgewiesen haben und nach heutigem Stand ohne Risiko erwirtschaftet wurden. Als eines der Beispiele wurde der Pionieer Fund genannt. 1928 in den USA ins Leben gerufen, hat er Weltkriege und Börsencrashs überlebt und ist bis heute einer der renditestarken Aktienfonds.”

GoMoPa: Was wollten Sie nun tun, renditestarke Aktienfonds verkaufen?

Herrmann: “Nein, ich wollte die Menschen aufklären, so wie ich aufgeklärt wurde. Daher beschäftigte ich mich auch nach der Veranstaltung mit den Informationen über Aktienfonds. Fasziniert und zugleich skeptisch begann ich Material über internationale, konservative Aktienfonds zu sammeln, fragte Experten, die alles nachrechneten und kontrollierte selbst noch einmal die Angaben. Die Ergebnisse schockierten mich immer wieder: All das, an das ich, was Finanzen anbelangte, immer geglaubt hatte, was ich als richtig empfunden hatte, stellte sich als Lügengebilde heraus. Letztlich gipfelte das in der Feststellung, dass Deutschland, was das Wissen in Finanzdingen anbelangt, so geprägt war, dass die Deutschen das als Risiko empfanden, was in der ganzen Welt als sicher galt und umgekehrt. Schließlich suchte ich nach einer Möglichkeit, dieses Wissen unter die Leute zu bringen.

GoMoPa: Also bauten Sie einen Vertrieb auf?

Herrmann: “Am Anfang schon. Zuerst oranisierte ich für die Ascent AG, bei der ich einen Vortrag hörte, weitere Vorträge. Ich möchte betonen, dass ich nie für die Ascent AG geschäftlich tätig war, sondern aus Begeisterung die Vorträge auf eigene Kosten organisierte. Dabei wurde allerdings versucht, den Leuten direkt auch Produkte zu verkaufen mit dem Ergebnis, dass Misstrauen und Desinteresse vorherrschte. Das Gegenteil von dem, was ich bezwecken wollte. Also suchte ich nach einem anderen Weg mit dem Ziel, diese Sparmöglichkeit möglichst objektiv publik zu machen. Im Februar 1998 gründete ich gemeinsam mit sieben Personen – Geschäftsleuten, Angestellten, Freiberuflern – den gemeinnützigen Verein Bund der Sparer e. V., München.”

GoMoPa: Was unterscheidet denn den Bund der Sparer von anderen Vereinen und Verbänden?



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Die Verbraucherzentrale Hessen warnt ausdrücklich vor diesem Bund der Sparer (BdS) aus Starnberg in Bayern. Beim BdS handele es sich statt um einen Verbraucherschutzbund in Wirklichkeit um einen gewerblichen Anbieter, der hochprovisionierte Strukturvertriebsprodukte verkauft.

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