Der französiche Immobilienkonzern Unibail-Rodamco-Westfield mit Niederlassung in Düsseldorf schüttete jahrelang zuverlässig hohe Dividenden aus.
Damit ist es seit Ausbruch der Corona-Pandemie vorbei: 2020 gab es keine Auszahlung, die nächsten Ausschüttungen sind frühestens für 2023 vorgesehen.
Zudem gibt es bei dem Konzern nach einer missglückten Kapitalerhöhung schwere interne Auseinandersetzungen, mehrere Vorstände und Aufsichtsräte sind in den letzten Monaten zurückgetreten, darunter auch der damalige CEO Christophe Cuvillier. URW schrieb 2020 Milliardenverluste, die Aktie büßte auf Sicht von drei Jahren rund 64 Prozent an Wert ein.
Das Grundproblem von URW: Das Unternehmen betreibt in erster Linie Shoppingcenter.
Die mussten in der Corona-Krise teils bereits mehrfach schließen, Mietausfälle und hohe Wertverluste der Immobilien waren die Folge. Ob die Einkaufszentren nach der Pandemie wieder so hohe Gewinne abwerfen werden wie in der Vergangenheit, ist ungewiss. Möglicherweise hat sich das Geschäftsmodell auch überlebt – ein weiterer Grund, warum ECOreporter aus Dortmund URW nicht mehr als aussichtsreichen Dividendenkönig ansieht.
Stichwort Dividende: Unibail-Rodamco-Westfield ist ein sogenannter REIT, die Abkürzung steht für Real Estate Investment Trust. REITs sind Kapitalgesellschaften, die im Immobiliensektor tätig sind. Sie sind gesetzlich dazu verpflichtet, zwischen 80 und 90 Prozent des erwirtschafteten Gewinns in Form von Dividenden an die Aktionäre auszuschütten. In der Regel erhalten Anlegerinnen und Anleger somit eine hohe Ausschüttung, daher sind REITs für Dividendenjäger sehr attraktiv.
Aber wenn nichts unterm Strich übrig bleibt, kann auch nichts ausgeschüttet werden.
URW machte im Gesamtjahr 2020 einen Verlust von 7,67 Milliarden Euro, verglichen mit einem Gewinn von 1,11 Milliarden Euro im Vorjahr. Das Nettoergebnis je Aktie lag bei einem Verlust von 52,10 Euro, verglichen mit einem Gewinn von 7,91 Euro in 2019.
Die Nettomieteinnahmen sanken 2020 auf 1,79 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatten sie noch 2,49 Milliarden Euro betragen. Die Nettomieteinnahmen bei Einkaufszentren sanken um 25,9 Prozent, bei Bürogebäuden um 16,9 Prozent und bei Messen und Ausstellungen um 93,6 Prozent.
Wie das URW-Management mitteilte, will der Konzern ab 2022 mit dem Verkauf großer Liegenschaften in den USA beginnen. Der Strategiewechsel in den Vereinigten Staaten war Teil eines Richtungsstreits im Konzern gewesen, bei dem sich im vergangenen Jahr eine Gruppe kritischer Aktionäre gegen das ehemalige Management durchgesetzt hatte (GoMoPa berichtete hier).
Stattdessen waren prominente Gegner dieser Kapitalerhöhung, unter ihnen der ehemalige Unibail-Chef Leon Bressler, in den Aufsichtsrat gewählt worden. Bressler ist jetzt Vorsitzender des Aufsichtsrats von URW und damit der neue starke Mann im Unternehmen.
Neuer CEO ist ab 1. Januar 2021 Jean-Marie Tritant, er erklärte:
Angesichts der Beschränkungen in fast allen unseren Märkten haben wir realistische Erwartungen für 2021.
Aber wir sind ermutigt durch die Art und Weise, in der Besucherzahlen und Umsätze stark zurückgekommen sind, wann immer die Beschränkungen im letzten Jahr gelockert oder aufgehoben wurden.
Eine konkrete Prognose gab das Unternehmen für das laufende Geschäftsjahr nicht ab. Nun denn…