Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen 44 Millionäre aus halb Deutschland, von denen jeder so im Durchschnitt 10 Millionen Euro Steuern vermieden hat, weil er Verluste aus einer anderen Firma in Höhe von durchschnittlich 22 Millionen Euro dagegenrechnete.
Die vorgetragenen Verluste in einer Gesamthöhe von 1 Milliarde Euro gab es zwar, aber sie sollen mit Gewinnen in gleicher Höhe längst ausgeglichen gewesen sein. Diesen Teil sollen die Millionäre dem Finanzamt verschwiegen haben. Die Millionäre sollen sich damit insgesamt 500 Millionen Euro Steuern erspart haben, die sie eigentlich hätten zahlen müssen.
Diesen ausbebufften Steuertrick soll eine Münchener Steuervermeidungs-Agentur für die 44 Millionäre praktiziert haben, gegen die ebenfalls ermittelt wird.
Deals ohne betriebswirtschaftlichen Sinn, nur um der Allgemeinheit Geld vorzuenthalten.
Das Prinzip war nach Erkenntnissen der Ermittler stets das gleiche: Es kamen Derivate zum Einsatz, deren Wert sich jeweils genau gegensätzlich entwickelte, sodass den Beteiligten am Ende weder Gewinn noch Verlust entstanden. Ganz so, wie wenn man beim Roulette gleichzeitig auf Rot und Schwarz setzt. Beim Finanzamt sollen sie dann die Verluste aus dem einen Papier angerechnet, die Gewinne und die Verknüpfung der beiden Finanzinstrumente aber verschwiegen haben.
Erfunden soll das Modell ein hessischer Steuerberater aus dem Taunuskreis haben. Hier ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft gegen 7 Beschuldigte.
Außerdem verfolgt die Frankfurter Staatsanwaltschaft etwa ein Dutzend
Unternehmer, die ihre Gewinne mit diesem missbräuchlichen Steuermodell künstlich kleingerechnet haben, um der Allgemeinheit die Steuern vorzuenthalten.
Grundlage für dieses Steuervermeidungsmodell, das seit 2013 – ein Jahr nach dem Verbot von CumEx – praktiziert wurde, ist das Umwandlungssteuergesetz.
Dieses Umwandlungssteuergesetz wurde Mitte 2021 geändert; acht Jahre nachdem die Finanzagentur mit der Entwicklung dieses Steuervermeidungsmodells begonnen haben soll. Erst seit dieser Gesetzesänderung dürfen Inhaber von Unternehmen, die andere Firmen kaufen, “negative Einkünfte” dieser Firmen unter bestimmten Umständen nicht mehr beim Fiskus geltend machen.
Am 29. September 2021 fanden Razzien in halb Deutschland bei insgesamt 100 Personen statt.
Eine Razzia führte die Münchener Steuerfahnder zur Villa Tocksberg in Merzig zum saarländischen Multi-Millionär David Alexander Zimmer (48). Seit April letzten Jahres führt Zimmer auch eine Unternehmensberatung namens Kalodion GmbH im Römischen Hof am Berliner Prachtboulevard Unter den Linden 10.
Gegen den richterlichen Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts München I hat der Multi-Familien-Unternehmer (Glasfaserkabelanbieter, Bestatter, Verleger, Hotelier) nach Angaben seines Mediensprechers Markus Resch umgehend über seinen Rechtsanwalt Einspruch eingelegt.
Zimmer: “Ich habe nichts verheimlicht”
In seiner umfangreichen Stellungnahme erklärt der Investor und Gründer, er “habe völlig legal” die Möglichkeit genutzt, Verluste aus einem Geschäft mit Gewinnen aus einem anderen Geschäft zu verrechnen.
Dies sei geübte Praxis für Millionen Freiberufler, Unternehmer und Anleger. Gegenüber dem Finanzamt habe er stets seine “Vorgehensweise der Verrechnung von Gewinnen offen und transparent dargelegt”.
Wörtlich heißt es in der Erklärung weiter:
Ich habe nichts verheimlicht oder gar verschleiert. Zu meiner Steuererklärung sollte daher gegenüber dem Finanzamt keine Frage unbeantwortet geblieben sein. Und wenn doch, bin ich gerne bereit, diese jederzeit gegenüber den Behörden ergänzend zu beantworten.
Sein privater Vermögensfonds Kalodion Fonds I GmbH & Co. KG mit Sitz im Familienhotel Villa Tocksberg in Merzig im Saarland wuchs im Jahr 2019 um rund 30 Millionen Euro auf rund 48 Millionen Euro an.
Im April 2020 verlegte er die Geschäftsführung (Kalodion GmbH) des Fonds in den Römischen Hof Unter den Linden 10 nach Berlin Mitte.
In seiner Autobiografie Herzblut, für die er im letzten Jahr einen eigenen Verlag im Römischen Hof in Berlin Mitte gegründet hat, die Edition X GmbH & Co. KG, bezeichnet sich David Alexander Zimmer selbst als: