Am 4. April 2019 gab sich der Deutsche Wohnen SE Chef Michael Zahn (55, Vorstands- und konzerninterne Aufsichtsrats-Bezüge 2018: rund 4,4 Millionen Euro) aus Potsdam in der taz noch mieterfreundlich:
Wir haben im vergangenen Jahr mehr als zehn Vereinbarungen mit Bezirken zu konkreten Modernisierungsvorhaben abgeschlossen, in denen wir schriftlich versichert haben:
Wir werden die Bewohner, die sich keine Modernisierung leisten können, anders behandeln.
Zwei Wochen später kommt heraus:
Weil Alt-Mieter beim Neuerwerb ganzer Wohnblöcke in der Karl-Marx-Allee Ecke Straße der Pariser Kommune in Berlin Friedrichshain übervorteilt worden sein sollen, ermittelt nun die Berliner Staatsanwaltschaft gegen den Käufer, die Deutsche Wohnen SE Tochter DWRE Alpha GmbH mit gemeinsamem Firmensitz in der Mecklenburgischen Straße 57 in Berlin Wilmersdorf.
Die Vorwürfe richten sich auch gegen den Verkäufer: Predac Immobilien Management AG und ihre Tochter Predac Immobilien Fonds GmbH, beide aus der Frankfurter Straße 75 in Kronberg im Taunus in Hessen.
Martin Steltner, Sprecher der Berliner Generalstaatsanwaltschaft im Kriminalgericht, bestätigte am 12. April 2019 der Berliner Tageszeitung B.Z.:
Ja, Ermittlungen wurden aufgenommen.
Im März 2019 soll eine Berliner Rechtsanwältin im Auftrag einer Karl-Marx-Allee-Mieterin die Strafanzeige gestellt haben.
Ein Sprecher der Deutsche Wohnen SE sagte der B.Z.:
Hier liegt keine Anzeige gegen uns oder die DWRE Alpha GmbH vor.
Der Vorwurf an Deutsche Wohnen SE: Mieter-Übervorteilung
Die DWRE Alpha GmbH soll für Wohnungen, in denen Altmieter lebten, deutlich höhere Kaufpreise vereinbart haben als für leerstehende Wohnungen.
Somit sollen beim Verkaufsdeal für 675 Wohnungen in den drei Wohnblöcken C-Nord (80 Millionen Euro), C-Süd (89 Millionen Euro) und D-Nord (46 Millionen Euro) in der Karl-Marx-Allee 300 Altmieter, die von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machten, berumpst und die restlichen Altmieter mit viel zu hohen Wohnungspreisen abgeschreckt worden sein.
Normalerweise zahlen Käufer für leerstehende Wohnungen, die sofort beziehbar sind, 20 Prozent pro Quadratmeter mehr als für Wohnungen, die mit niedrigen Bestandsmieten belegt sind.
Im Fall des Großeinkaufs der Deutschen Wohnen SE Chefs Michael Zahn in der ehemaligen Pracht-Meile der DDR soll es genau umgekehrt gewesen sein.
Hier soll die DWRE Alpha GmbH für die Deutsche Wohnen SE für leerstehende Wohnungen 3.500 Euro pro Quadratmeter bezahlt haben.
Den Altmietern wurden die Wohnungen im Rahmen ihres zweimonatigen Vorkaufsrechts im Dezember 2018 zum Preis von 4.500 Euro angeboten.
Das kam im Februar 2019 bei einer Gerichtsverhandlung vor dem Berliner Landgericht heraus.
Der Anwalt der landeseigenen WBF Wohnungsbau Gesellschaft Friedrichshain aus der Dircksenstraße 38 in Berlin Mitte hatte im Dezember 2018 für die Blöcke drei Einstweilige Verkaufsverbots-Verfügungen erwirkt, gegen die sich die Deutsche Wohnen als Käufer wehrte.
Die Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain, aus deren Bestand die Blöcke in der ersten Hälfte der 1990er Jahre herausgelöst worden waren, hatte prüfen lassen, ob die seinerzeit für erwünscht erklärte “Eigentumsbildung” durch die Mieter von der Deutschen Wohnen tatsächlich angestrebt werde. Nein, fand das Landgericht, und verlangte von dem Immobilienkonzern, sämtlichen Mietern “die jeweils von ihnen bewohnte Wohnung vorrangig zum Kauf anzubieten”.
Das hatte die Deutsche Wohnen SE getan, aber zu wohl überteuerten Preisen, auf die das Landgericht nicht näher einging. Daher folgte im März 2019 wohl die Strafanzeige bei der Berliner Staatsanwaltschaft durch eine betroffene Mieterin.
Eine Sprecherin der Deutschen Wohnen SE sagte dem rbb am 12. April 2019, das Unternehmen habe von den Ermittlungen aus der Presse erfahren. Man gehe aber davon aus, dass die Vorwürfe haltlos seien.