Die Anleihegläubiger der Münchner Golden Gate GmbH haben auf der Gläubigerversammlung wichtige Entscheidungen im Insolvenzverfahren blockiert. Kurz vor der Abstimmung verließen mehrere Gläubiger das Gebäude und verhinderten so die Beschlussfähigkeit. Sie sind unzufrieden mit Insolvenzverwalter Axel Bierbach und mit Gläubigervertreter Frank Günther.
Auf der ersten Gläubigerversammlung der Golden Gate GmbH am 28. November 2014 in München war deutlich geworden, dass den Anlegern ein Totalausfall wohl erspart bleibt. Der vorläufige Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach hatte mitgeteilt, dass Forderungen der Anleihegläubiger voraussichtlich zu circa 53 bis 78 Prozent befriedigt werden können. GoMoPa.net berichtete.
Doch ein Großteil der Anleihegläubiger war mit dem Verlauf des Insolvenzverfahrens unzufrieden und sprengte die Gläubigerversammlung. Kurz vor Beginn der geplanten Abstimmung gegen 17 Uhr verließen plötzlich mehrere Anleihegläubiger beziehungsweise deren Vertreter das Gebäude und verhinderten auf diese Weise die Beschlussfähigkeit der Gläubigerversammlung.
Die Golden Gate GmbH hatte im Dezember 2011 Anleihen im Umfang von 30 Millionen Euro ausgegeben. Mit dem eingesammelten Geld wollte die Immobilienentwicklungsgesellschaft unter anderem ihre Grundstücksgeschäfte finanzieren. Doch am 8. Oktober 2014 stellte die Firma beim zuständigen Amtsgericht München einen Insolvenzantrag. Denn die Gesellschaft ist insolvenzrechtlich überschuldet. Zudem konnte sie die am 11. Oktober fällige Anleihe nicht zurückzahlen.
Insolvenzverwalter Bierbach sagte zu der geplatzten Gläubigerversammlung:
Die Anleihegläubiger der Golden Gate GmbH haben auf der Gläubigerversammlung am vergangenen Freitag in München nicht über wichtige Entscheidungen im vorläufigen Insolvenzverfahren abgestimmt.
Auf der Anleihegläubigerversammlung waren von den nominal 30 Millionen Euro Anleihen zu Beginn Gläubiger mit Forderungen im Nominalwert von 16,91 Millionen Euro, entsprechend einer Präsenzquote von 56,57 Prozent, anwesend oder durch Vollmacht vertreten.
Da jedoch kurz vor der geplanten Abstimmung am Nachmittag mehrere Gläubiger den Abstimmungssaal verließen, sank die Präsenzquote auf knapp unter 50 Prozent, sodass das für die Durchführung der Anleihe-Gläubigerversammlung notwendige Quorum von 50 Prozent verfehlt wurde.
Unter den Anleihegläubigern, die plötzlich das Gebäude verließen, war auch der frühere Geschäftsführer Uwe Rampold (61). Denn auch Rampold selbst ist Anleihegläubiger. Seine Patronatserklärung gegenüber der Golden Gate GmbH bringt den Anleihegläubigern nach aktueller Schätzung des Vermögensverwalters nur circa 3 Millionen Euro.
Denn laut Vermögensverzeichnis hat Rampold zwar mehr als 50 Millionen (Stand 30.4.2014). Doch werthaltig sind davon nur rund 6 bis 7 Millionen Euro, wovon jedoch Verbindlichkeiten gegenüber Privatgläubigern in Höhe von 4 Millionen Euro vorgehen.
Offenbar hatte niemand geprüft, ob Rampolds Patronatserklärung werthaltig ist. Dies könnte Anlegern die Möglichkeit eröffnen, rechtliche Schritte gegen die verantwortliche Rating-Agentur einzulegen. GoMoPa.net berichtete.
Die nicht vorhandene Beschlussfähigkeit war nach Informationen von Anleihen Finder eine gezielte Aktion einiger Anleihegläubiger. Deren Anwälte vor Ort hatten sich zuvor über Handy abgesprochen. Denn nach Ansicht der Gläubiger gibt es noch zu viele Ungereimtheiten.