Sind die Genossen der WohnSachWerte eG aus Weiden in der Oberpfalz in eine Falle getappt, also Genossen wider Willen? Die Kripo Weiden hat Fragen zu Tina und Ralf Kiener.

 Im Wesentlichen geht es um Fragen rund um die Anwerbung und die Vertragsformalitäten“, teilte der Bautzener Rechtsanwalt Jens Reime mit, der in Sachen WSW WohnSachWerte eG berät.

      Tina und Ralf Kiener aus Floß in der Oberpfalz © Facebook.com/Karolina e.V.

Am 22. März 2022 wurde das bayerische Kaufmanns-Ehepaar Vorstandsvorsitzende Tina (49, links © Facebook.com/Karolina e.V.) und Aufsichtsratschef Ralf Kiener (53, rechts) aus Floß in der Oberpfalz bei einer Razzia in ihren Privaträumen und in den Geschäftsräumen der von ihnen geleiteten beziehungsweise kontrollierten Wohnungsbaugenossenschaft WSW WohnSachWerte eG in Weiden verhaftet, wie GoMoPa berichtete.

Der Durchsuchungsbeschluss erging vom Amtsgericht Weiden wegen der Vorwürfe von Betrug und Veruntreuung. Unter anderem 6 Millionen Euro der Genossenschaft sind angeblich aus der Gesellschaft verschwunden. 5 Millionen Euro davon sollen auf ein Konto von Ralf Kiener geflossen sein.

Der bayerische InvestmentChecker Stefan Loipfinger aus Rosenheim zählt zu den Gründern der Bürgerbewegung Finanzwende aus Berlin © Youtube.com/Finanzwende2018

Der bayerische InvestmentChecker Stefan Loipfinger (Gründungsmitglied der Bürgerbewegung Finanzwende in Berlin © Finanzwende) schrieb in seinem Newsletter am 6. Mai 2022: „12.000 Genossinnen und Genossen sind hier offenbar gnadenlos über den Tisch gezogen worden. Einige der Protagonisten kannte ich namentlich schon von anderen Fällen auf meiner persönlichen Watchlist. Ich bin gespannt, was die bereits involvierte Staatsanwaltschaft aus den Unterlagen herausholt, die bei der Vollstreckung von 39 (!) Durchsuchungsbeschlüssen zusammengetragen wurden.“

Die Eheleute Tina und Ralf Kiener sind bereits gerichtsbekannt

 

2019 sind Tina und Ralf Kiener als Vorstände des Vereins Karolina e.V.  in Floß zurückgetreten und Ralf Kiener auch als Vorstand der Wohnen für Alle eG aus Regensburg.

Die 1. Zivilkammer des Landgerichts Weiden bescheinigte dem Vorstandsehepaar im Mai 2019 “Lüge und Manipulation”. Die Kammer ging davon aus, dass der Verein “Karolina e.V.” Fälle von misshandelten Kindern erfunden hat, “um aufgewühlte Spender zu manipulieren”. Der Verein verlor den Zivilprozess gegen die Zeitung Der neue Tag.

Nach wie vor leiten Tina und Ralf Kiener die Immobilienverwalterin RATIKI GmbH & Co. KG aus Weiden in der Oberpfalz. Das 2016 gegründete Unternehmen verfügt über ein Anlagevermögen von fast 600.000 Euro und gehört zu 90 Prozent Ralf Kiener und zu 10 Prozent Gregor Kiener.

Der Fragebogen der Kripo Weiden

  1. Frage 1 dreht sich um den Antrag auf Beitritt mit oder ohne digitale Signatur, die Widerrufsbelehrung. Darüber hinaus werden die Genossen wider Willen über ihre Motive befragt im Zusammenhang mit vermögenswirksamen Leistungen.
  2. In Frage 2 möchte man wissen, wie die Genossen auf das fragliche Angebot gestoßen sind, ob nun über eine Förder- oder Kreditanfrage. Dabei werden Fragen zu nachstehende Webseiten gestellt: www.wsw-eg.de, foerder-helden.de, credi.de, planbarfinanz-kredite.de, crediro.de sowie die Firmen de Darlehensvermittlungs GmbH, Peter & Peter GmbH, Digital Performance Power GmbH, Die Finanzcowboys GmbH, Pitney Bowes GmbH und Duratio GmbH.
  3.  In Frage 3 möchte man die Schadenssumme wissen: Wieviel Zahlungen wurden geleistet und wie hoch ist der Arbeitgeberanteil. Zusätzlich wird gefragt, ob den Genossen klar, wie groß deren Anteile sind.
  4. Frage 4 zielt auf zielt das Wissen um die Verwaltungsgebühr von 7,5%, sowie der Risiken und Gefahren.
  5. In Frage 5 geht es um die Korrespondenz zwischen WSW und Genossen und ob denen Leistungen der WSW angeboten wurden.
  6. In Fragen 6 und 7 geht es um eventuelle Kontakte zur örtlichen Polizei, etwaige Bedrohungsszenarien und eventuelle ergänzende Angaben.  

Rechtsanwalt Jens Reime aus Bautzen in Sachsen © Pressefoto Kanzlei Reime

Rechtsanwalt Jens Reime warnt: „Je nachdem, wie diese Fragen beantwortet werden, bestehen Ausstiegmöglichkeiten aus der Genossenschaft. Einfach aufhören zu zahlen reicht eben nicht.“

Er rät: „Wer jetzt nicht die richtigen Schritte einleitet, ist dem Haftungsrisiko als Genosse schutzlos ausgeliefert.“

Können die Genossenschaftsmitglieder nicht beweisen, dass sie betrogen worden sind, müssen sie für die gezeichnete Summe von fast 99 Millionen Euro haften, die noch zur Einzahlung anstehen. Denn für die WSW WohnSachWerte eG wurde Insolvenz angemeldet. Und der Insolvenzverwalter muss die Summe einfordern. Nun denn… (Peter Stracke)

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