Bei Resch Rechtsanwälte meldete sich im Mai 2014 eine Geschädigte, der ein solches Steuersparmodell der GRK Real Estate aus Leipzig angeboten worden war. Ist das eine Schrottimmobilie?

 

Stolze Preise im TILIA Carre in Leipzig

Sie sollte eine Wohnung in dem denkmalgeschützten TILIA Carre in Leipzig erwerben zu dem stolzen Preis von 2.560,00 Euro/qm. Bei einer realistischen Kaltmiete von 6,00 Euro/m² wäre der Ertrag bei einer üblichen 14-fachen Jahreskaltmiete dann bei rund 1.000,00 Euro/qm.

Auch wenn man damit argumentiert, dass ja der Erwerber einer denkmalgeschützten Immobilie Sonderabschreibungen nutzen kann, erscheint doch der Preis von 2.590,00 Euro/m² als ein wahrer Liebhaberpreis. Die 35-fache Jahresmiete! Natürlich wurde unserer Mandantin versprochen, nach 10 Jahren könne sie die Wohnung mit Gewinn wieder verkaufen. Das wird wohl eine Illusion bleiben.

Ist das eine Schrottimmobilie?

Umgangssprachlich hat sich für derartig teure Objekte der Begriff „Schrottimmobilie“ eingebürgert. Das betrifft also nicht nur Immobilien, die in einem heruntergekommenen Zustand sind, sondern auch gut sanierte denkmalgeschützte Objekte, die einfach im Falle des Weiterverkaufs ihren Preis nicht wert sind.

Finanzierung über BHW

Die Finanzierung sollte über die BHW erfolgen mit einer 1%igen Tilgung. Das bedeutet, dass der Kredit eine Laufzeit von rund 35 Jahren hat. In diesem Zeitraum muss der Darlehensnehmer deutlich mehr als das Doppelte des ursprünglichen Darlehensbetrages an Zins und Tilgung zurückzahlen. Bei derartigen Preisen besteht noch nicht einmal die Chance, die Wohnung nach zehn Jahren zu einem Preis in Höhe der dann noch offenen Restschuld zu verkaufen.

Die GRK Holding GmbH steht auch im Ruf, sich gleich mehrfach auf Kosten der Leipziger Steuerzahler bereichert zu haben:

 

Laut WELT

habe die GRK Holding GmbH gleich paketeweise Häuser von der stadteigenen Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft gekauft. Die hatte 120.000 Wohneinheiten von der DDR-Gebäudewirtschaft übernommen, die dann aber auf 50.000 Wohneinheiten geschrumpft sind. Bei diesem Schrumpfprozess, davon zeugen die Archive der Lokalzeitungen, ging es mitunter offenbar nicht mit rechten Dingen zu.

Im Jahr 1993 wurde bekannt, dass Leipzig durch fehlende Kontrolle und Missmanagement bei ihrer Wohnungsgesellschaft einige hundert Millionen Euro verloren hatte.

Im Oktober 2007 durchsuchte die sächsische Anti-Korruptions-Einheit “Ines” 18 Objekte. Die Fahnder haben den Verdacht, dass mehrere Chefs kommunaler Betriebe und der ehemalige Stadtkämmerer bestochen worden sind.

Parallel eröffnete die Staatsanwaltschaft Leipzig ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung gegen den prominentesten Immobilienunternehmer der Stadt, Steffen Göpel.

Auslöser war eine anonyme Anzeige, die Göpel zahlreiche Vergehen vorwirft. So soll GRK beim Verkauf steuerbegünstigter Eigentumswohnungen Fertigstellungstermine manipuliert haben, wodurch die Erwerber in den Genuss ungerechtfertiger Steuervorteile gekommen wären. Göpel sprach öffentlich von absurden Vorwürfen.

Schmierenskandal mit dem Oberbürgermeister

Dessen Draht zum damaligen Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) verleiht dem Vorgang Brisanz: Göpel unterstützte Jungs Wahlkampf und spricht von einem “losen bekanntschaftlichen Verhältnis”.

Stadtoberhaupt Jung ließ auf Anfrage der WELT später ebenfalls Distanz zu Göpel erkennen. “Nicht zutreffend” sei, so ließ er ausrichten, dass dieser zu seinen engsten Freunden zähle. Aber genau so als Freund hatte er den damaligen Vorstandschef der GRK-Holding AG aber noch im Februar 2006 charakterisiert, als er ihn nach seinem Wahlsieg zur Feier im engsten Kreis lud.

Bekannt ist dem SPD-Mann hingegen, dass Göpels Gesellschaft üppig aus der Stadtkasse gefördert wird, von Ende 2005 bis Mitte 2007 liegen laut Rathaus Vereinbarungen über exakt 723.616,05 Euro vor. Der Betrag, der fast dem GRK-Überschuss des Geschäftsjahres 2005 entspricht, löst bei Konkurrenten ungläubiges Erstaunen aus. Allein für die Instandsetzung eines prächtigen Gründerzeithauses im noblen Waldstraßenviertel erhielt die Firma 200.000 Euro – beschlossen in der “DB OB”, der Dienstberatung des Oberbürgermeisters. Das gegenüberliegende, ebenso prächtige Gebäude kam nicht in den Genuss städtischer Subventionen: “Als dieses Haus saniert wurde”, teilte das Rathaus lapidar mit, “standen dafür keine Gelder zur Verfügung.”

In den Beihilfen für einen seiner Wahlkampfspender vermag Jung dennoch kein Problem zu erkennen: “Die in der Frage liegende Unterstellung ist falsch.”

Von Unterstellungen sprach der smarte OB, der als Lehrer aus dem westfälischen Siegen kam, zunächst auch, als seine Verantwortung für finanzielle Unregelmäßigkeiten bei der Olympiabewerbung aufflog. Seit er 2004 dafür einen Verweis der Kommunalaufsicht kassierte und den Vorwurf nicht widerlegen konnte, er habe eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben, gilt Jung als ramponiert.

Jung gewährte Göpel auch eine Privataudienz im Rathaus. Dann musste Jung lesen, dass ein bundesweit bekannter Pleitier aus dem Rotlicht- und Immobilienmilieu für Göpels Firma tätig sein sollte.

Wie GoMoPa.net aus Marktkreisen erfuhr soll es sich bei dem GRK-Mitarbeiter um den einstigen Investor in die Pascha-Puffs in Köln und Hamburg Immobilienmakler Bitterwolf Amann aus Weißenohe bei Nürnberg handeln, über den der SPIEGEL schrieb, er habe zusammen mit anderen Investoren mehr als 100 Millionen Euro auf der Hamburger Reeperbahn investieren wollen. Doch dann ging der Immobilienfonds, den er initiiert hatte, pleite.

Und wie GoMoPa.net berichtete, wurde der Betreiber der “Pascha”-Bordelle in München und Köln, Hermann Müller, im September 2017 wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Die GRK war auch in den Licon-Skandal verwickelt.

 

Immobilienkönig Göpel war über eine GRK-Beteiligung am Leipziger Bauprojektor Licon AG in einen Schrottimmobilien- und Untreueskandal mit seinem Rennfahrer-Sportskollegen Florian Scholze verwickelt.

Im Dezember 2011 erhob die Staatsanwaltschaft Leipzig Anklage gegen Scholze und dessen Mit-Geschäftsführer Peter Wolf wegen Untreue in Höhe von 2,6 Millionen Euro. Beide wurden 2014 vor Gericht gestellt. Weiterhin wurde Scholze wegen Bestechung einer Apobank-Mitarbeiterin sowie Steuerhinterziehung mittels einer Scheinehe der Prozess gemacht.

Es sind vor allem wohlhabende Kunden der Deutschen Ärzte- und Apothekerbank (Apobank) mit Sitz in Düsseldorf, die zu Opfern des Licon-Skandals wurden. Zwischen 2005 und 2010 verkauften die Licon-Vertriebstruppen Immobilien im Wert von rund 450 Millionen Euro an Kunden, die von der Apobank vermittelt wurden. In der Regel wurden Wucherpreise um die 3.500 Euro pro Quadratmeter verlangt, obwohl zu dieser Zeit eher Kaufpreise von 2.000 Euro pro Quadratmeter marktüblich waren.

Alleine über die Licon-Tochter Medicon wurden innerhalb von zwei Jahren rund 1.500 Wohnungen an 600 vermögende Kunden der Apobank vermittelt. Die sehr hohe Vermittlungsprovision von 15 Prozent teilten sich die Medicon und die Apobank brüderlich. Ein Teil der Provisionen floss direkt an die vermittelnden Bankberater.

Für die Apobank war die Kooperation offensichtlich ausgesprochen lukrativ.

Der Gipfel der Vertriebsaktivitäten war eine Kaffeefahrt für Immobilieninteressenten. Die Apobank hatte eigens eine TUI-Maschine gechartert, um das wohlhabende Klientel von Düsseldorf nach Leipzig zu fliegen und Schrottimmobilien in der Stephanstraße anzudrehen.

Die verkauften Immobilien, die als “Steuersparimmobilien” angepriesen wurden, entpuppten sich reihenweise als Geldverbrennungs-Investments. Häufig befanden sich die Immobilien in derart miserablem Zustand, dass sie gar nicht oder nur deutlich unterm Schätzwert vermietet werden konnten. Teilweise wurden die bereits bezahlten Immobilienprojekte auch einfach nicht fertiggestellt, was zur Folge hatte, dass gar kein Mietzins erzielt werden konnte. GoMoPa.net berichtete.

Die GRK hat ihre Anteile laut Leipziger Volkszeitung
an die Five Minds Group verkauft. Five Minds, die zwei Drittel von Licon übernahm, besteht aus der Five Minds AG mit Hauptsitz in Staad bei St. Gallen in der Schweiz und der Five Minds Financial Partnership GmbH aus Göppingen bei Stuttgart (Baden Württemberg), die als Finanzinvestor ein Milliarden-Vermögen verwaltet. Verwaltungsratspräsident der Five Minds AG ist der gebürtige US-Amerikaner Joseph Schrull.

Die zwei Drittel der Anteile, die nun in Hand der Five Minds sind, stammen laut LVZ-Informationen zu gleichen Teilen von einem Jürgen Henning und Steffen Göpel, Vorsitzender des Leipziger Immobilienunternehmens GRK Holding.

Auch bei der GRK Holding gab es einen Besitz- und Namenswechsel. Wie es aus Marktkreisen heißt, habe Göpel vor etwa drei Wochen all seine restlichen Anteile verkauft und habe sich aus der GRK zurückgezogen. Doch ändern soll sich ja nichts. Denn wie sagte der neue CEO der Instone Real Estate: “Der Name ist neu…” Ansonsten bleibt alles beim alten. Nun denn…