Auf dem hessischen Portal Kritische-Anleger.de häufen sich Beschwerden über Immobilien-Crowd-Investments, die von der Wiener dagobertinvest AG auf den Plattformen dagobertinvest.de, dabobertinvest.at und dagobertinvest.ch als unbesicherte qualifizierte Nachrangdarlehen vermittelt werden.

 

HWGroten schrieb am 21. Januar 2022:

Etwa 20 % meiner Investitionen sind verspätet oder unsicher.

Oder Corinna am 12. Januar 2022:

Fast die Hälfte meiner 15 Investments wurde “verlängert” und eines ist “verspätet”. Es sind alles Projekte, die 2022 zurückgezahlt werden sollten.

Nicolle am 11. Januar 2022:

Bei dagobert kommt irgendwann die lapidare Auskunft: “der Projektleiter ist für uns nicht mehr erreichbar.”

dabobertinvest schreibt dazu unter anderem:

Das ist ärgerlich – auch für uns als Plattform – dafür gibt es auch Verzugszinsen von 1,25% p.a. – seit dem Herbst 2020 sogar bis zu +4% p.a.

Etwas hilflos rät dagobertinvest den Anlegern, sich doch selbst mit den Unternehmen in Verbindung zu setzen:

Auf Ihre Frage hin was Sie tun können, um bei dagobertinvest etwas zu erreichen: Sie als Investor haben jedenfalls immer die Möglichkeit direkt zu Ihrem Vertragspartner – dem Emittenten Ihrer Investition – Kontakt aufnehmen.

Dennoch will dagobertinvest-Gründer und CEO Andreas Zederbauer (53) nun nach Südosteuropa expandieren, zunächst nach Tschechien und dann in weitere 7 Länder, also unter anderem über Kroatien bis Rumänien. In diesen Ländern sei Crowdinvesting bislang überwiegend nicht zulässig, so dass zunächst entsprechende Aufklärungsarbeit zu leisten ist. Den dortigen Anlegern will dagobertinvest zunächst Investitionen in Projekte in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) anbieten, in einem zweiten Schritt gegebenenfalls auch Projekte vor Ort.

Für die Expansion braucht er Kapital.

 

Insgesamt 3 Millionen Euro will Zederbauer über den Verkauf außerbörslicher Aktien der nicht börsennotierten und erst im vorigen Jahr gegründeten dagobertinvest AG aus Wien einnehmen, in die die Plattformbetreiberin dagobertinvest GmbH aus Wien eingebracht wurde.

Anleger können sich seit dem 19. April 2022 als Namens-Aktionär an der österreichischen dagobertinvest AG beteiligen. Im Zuge einer ersten Kapitalerhöhung will das Unternehmen 1,5 Millionen Euro einsammeln: Bis zum 17. Mai werden 5.000 Stück Aktien zu je 300 Euro angeboten.

Für das Frühjahr 2023 plant dagobertinvest eine zweite Aktienemission im selben Umfang. Durch die beiden Angebote sollen insgesamt 13,5 Prozent des Unternehmens in den Streubesitz kommen.

dagobertinvest als Plattform darf keine Emission im Eigeninteresse platzieren, da sich Interessenskonflikte ergeben könnten. Außerdem dürfen eine Aktienemission nur Plattformen mit einer MiFID-Lizenz platzieren.

Die dagobert AG hat keine MiFID-Lizenz.

 

Zederbauer schreibt auf der Firmenseite dagobertinvest.at:

Der Antrag auf Lizenzerteilung wurde bereits eingereicht und die Aufnahme in das Verfahren durch die FMA bestätigt.

Gegenüber Fondsprofessionell.at aus Wien sagte Zederbauer am 21. April 2022:

Wir schätzen, dass wir die Lizenz in ein paar Monaten haben werden.

Mit der EU-Lizenz der FMA kann dagobertinvest dann auch außerhalb der hochriskanten qualifizierten Nachrangdarlehen (Investor erhält bei einer Pleite erst nach den anderen Gläubigern Geld) auch besicherte Kredite vermitteln – beschränkt auf fünf Millionen Euro binnen zwölf Monaten.

Für seinen eigenen Aktienverkauf musste Zederbauer, wie er schreibt,
“eine befreundete, lizensierte und uns bekannte Plattform” um Hilfe bitten: die in Berlin ansässige Invesdor.de

Vermittlerin der Aktien ist die Finnest Germany GmbH aus Berlin, die von dem Wiener Ex-Raiffeisenbanker Günther Lindenlaub geleitet wird.

Invesdor ist ein Aggregat der Crowdinvesting-Konkurrenten von Zederbauer Kapilendo AG aus Berlin, Invesdor Oy aus Helsinki und Finnest GmbH aus Wien.

Nach einer Crowd-Projekt-Pleitewelle auf kapilendo.de in den Jahren 2018/2019 (GoMoPa berichtete) flüchtete sich die Berliner Kapilendo AG in die Arme der finnisch-österreichischen Invesdor Group. Die Seite heißt jetzt Invesdor.de.

Die Invesdor Group wurde 2019 gegründet. Sie ist das Ergebnis der Fusion der 2012 gegründeten Invesdor Oy aus Helsinki, (Invesdor.com) und der 2015 gestarteten Finnest GmbH aus Wien, Österreich (ehemals Finnest.com, jetzt Invesdor.at).

Die Invesdor Group verfügt über eine europaweite MiFID-II-Lizenz.

Die European Crowdfunding Server Provider-Verordnung (ECSP) erlaubt nun den drei Anbietern aus Berlin, Helsinki und Wien europaweit nicht nur die bekannten hochriskanten qualifizierten Nachrangdarlehen zu vermitteln, die die Projektanbieter als Eigenkapital brauchten, um bei Banken weitere Kredite aufnehmen zu können.

Mit der ECSP kann der Berliner Christopher Grätz als Vorstandsvorsitzender der Berliner Kapilendo AG unter der Marke Invesdor nun auch Teilkreditforderungen als Vermögensanlagen über europäische Ländergrenzen hinweg vermitteln. Und zudem als Geschäftsführer der Invesdor Brokerage GmbH (vormals Kapilendo
Funding GmbH) Wertpapiere.

Der Wiener Günther Lindenlaub darf als Geschäftsführer der Invesdor GmbH aus Wien europaweit Vermögensanlagen vermitteln. Und zudem als Geschäftsführer der Finnest Germany GmbH aus Berlin europaweit Wertpapiere wie die Aktien der dagobertinvest AG.

Lindenlaub sagte in einer Presseerklärung am 12. Juli 2021:

Mit der Aggregation von Invesdor, Kapilendo und Finnest entsteht einer der größten Finanzierungsplattformen für Unternehmen in Europa.

Und:

Aktuell richtet sich unser Angebot vor allem an Unternehmen aus Deutschland, Österreich und Finnland.

Aber das ist erst der Anfang. Die Expansion in weitere europäische Märkte ist in Vorbereitung.

Ziel der Zusammenführung der drei Online-Finanzierer sei “der Aufbau eines pan-europäischen Finanzdienstleisters zur größten digitalen Investment- und Finanzierungsplattform in Kontinentaleuropa.”

Nährt man da mit der dagobertinvest AG nicht gerade die Schlange an der Brust?

Auf youtube verpricht Andreas Zederbauer in einem dagobertinvest-Film, der am 6. April 2022 veröffentlicht wurde:

Unser konkretes Ziel ist es jetzt, Crowdinvesting als grenzüberschreitende Dienstleistung zu etablieren und eben unseren Standort Wien als Drehscheibe für Kapitalsuchende und Anleger im gesamten europäischen Raum zu etablieren.

Laut den FAQs sollen aus den Namensaktien der dagobertinvest AG nach der zweiten Kapitalerhöhung im Jahr 2023 handelbare Inhaberaktien werden. Auf welcher Börse oder auf welcher Plattform diese zu handeln sein werden, ist noch nicht entschieden. Trotz der Ungewissheiten haben Kleinaktionäre schon für 943.200 Euro die vorbörslichen Aktien gekauft (Mindestkauf 1 Aktie für 300 Euro). Nun denn…

 

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