Wiener Modell23. September 2020 | 12:23 | Lesedauer ca. 5 min | Autor: GoMoPa-Redakteur JS

Wiener Modell gegen Mietwucher: Wien nimmt Investoren an die Leine


Mietwucher kennt man in Wien aufgrund des “Wiener Modell” nicht. In Berlin und Frankfurt dagegen machen laut dem Berliner Institut empirica ag die Kalt-Mieten für Neubauten im Durchschnitt mittlerweile über 40 Prozent des Nettohaushalts der Mieter aus. In Leipzig liegt die Mietbelastung bei 37,5 Prozent. In München und Stuttgart bei 33,5 Prozent, in Nürnberg bei 32,8 Prozent, in Düsseldorf 32,5 Prozent, in Freiburg bei 33,1 Prozent. Praktisch alle deutschen Großstädte sind mittlerweile zu teuer für Normalverdiener.

 

2018 flossen laut dem Berliner Analysehaus bulwiengesa AG 250 Milliarden Euro in deutsche Wohngebäude. Schaut man sich die Megadeals über 10 Millionen Euro an, dann kommt die Hälfte der Gelder für Wohngebäude-Käufe aus dem Ausland. Für Investoren sind die deutschen Immobilien sicher und bieten attraktive Wertsteigerungen. In den letzten zehn Jahren hat sich der Wert der Immobilien bundesweit verdoppelt. In Berlin sind die Durchschnittsmieten in den letzten zehn Jahren um 70 Prozent gestiegen.

Einkommensschwache werden aus den deutschen Metropolen verdrängt. Im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt findet man noch Neubau-Wohnungen für 10 Prozent des monatlichen Haushaltsbudgets kalt.

Klar gibt es in Wien auch Probleme trotz des “Wiener Modell”. Aber davon kann man in Deutschland nur träumen.

 

In Wien leben Elfriede und Heinz Danzinger seit knapp 50 Jahren in derselben Wohnung in der Krottenbachstraße 122 zwischen Olympiapark und Pötzleinsdorfer Schlosspark. In einem Gemeindebau, wie die Sozialwohnungen der Stadt Wien heißen.

Mieter Heinz Danzinger, Maschinenbauingenieur im Ruhestand, berichtet dem Sender 3sat:

Die halbe Siedlung ist in Aufruhr, wenn der Rasen nicht ordentlich geschnitten wird und hochwächst. Die Sorgen haben die Mieter hier. Und da wird dann heftigst mit der Wohnungsverwaltung telefoniert. Aber ansonsten, dass jemand rausflieg, nein. Solange er seine Miete zahlt, bleibt er drinnen.

Danzinger weiter:

Der große Vorteil ist: Es gibt keine befristeten Mietverträge. Das heißt, es gibt keine Kettenmietverträge. Es wird niemand rausgedrängt. Es gibt keine Spekulation.

Er kann sorgenfrei mit seiner Frau von den Renteneinkünften leben. Denn für die 79-Quadratmeter-Wohnung zahlt das Paar gerade mal 384 Euro Miete.

Knapp zwei Drittel aller Wiener leben in städtisch-gefördertem Wohnbau. Der soziale Wohnungsbau feiert in diesem Jahr sein 100jähriges Bestehen.

Warum hat Wien seine Häuser und Grundstücke nicht verkauft, wie so viele deutsche Städte?

 

Die amtsführende Wiener Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal ist für die Entwicklung von neuem und altem Wohnraum zuständig.

In Wien sagt sie, gilt Wohnen als Grundrecht und nicht als Ware.

Gaal:

Das Wiener Modell ist ganz sicher eines, an das man sich anlehnen kann. Auch als deutsche Stadt.

Aber Wiener Wohnen ist nicht dazu da, um Profite durch Gewinne zu erwirtschaften. Und deshalb bin ich zutiefst davon überzeugt, dass wir diese Art des Wiener Modell auch in Zukunft halten können.

Und Gaal betont:




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