Influencer auf TikTok, Instagram, YouTube und anderen Social-Media-Kanälen haben Hochkonjunktur. Finanz-Influencer geben Tipps für Immobilien, Aktien, Kryptowährungen als angeblich krisensichere Sachwerte. Doch es gibt Anlass zur Warnung.
Für den aus Kroatien stammenden Stuttgarter TikTok-Star Immo Tommy (40) ist das Influencer-Geschäft vor 5 Jahren regelrecht explodiert. Der Immobilien Influencer hat 500 Wohnungen verkauft und „tonnenweise zufriedene Kunden“. Doch die jetzt überprüften Kaufverträge erinnern an finsterste Schrottimmobilien-Finanzierungen.
Die Vorwürfe gegen Immo Tommy:
► rund 50 Prozent über Ortspreis,
► rund ein Drittel Direktzahlungen an Immo Tommy,
► Kredite, die 27 Jahre nur verzinst und nicht getilgt werden.
Eine aktuelle Studie, die die HHL Leipzig Graduate School of Management zusammen mit Partnern durchgeführt hat, hat 357 aktive deutschsprachige Finfluencer auf Instagram mit insgesamt über 10 Millionen Followern identifiziert. Die Finfluencer-Szene gewinnt laut der Studie auch weiter Einfluss.
Influencer unterliegen in Deutschland dem Werberecht
Ein Influencer-Zertifikat wie in Frankreich, das 2023 als erstes europäisches Land ein umfassendes Gesetz für Influencer-Werbung auf den Weg gebracht hat, müssen Influencer in Deutschland nicht vorlegen, wie Thomas Fischl, Partner bei Reed Smith und Mitglied der Entertainment & Media Group, auf Cash schreibt.
Die Grünen fordern das zwar, aber es fehlt bisher eine übereinstimmende rechtliche Definition des Begriffs des Influencers. Aber Influencer-Marketing ist Werbung. Und die muss erkennbar sein.
Das wird in Deutschland geregelt im Telemediengesetz (TMG) und im Paragrafen 22 Absatz 1 Satz 1 Medienstaatsvertrag (MStV). Das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) regelt für den Fall der Nichteinhaltung der Vorschriften insbesondere Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche.
Die Leute glauben den Influencern allzugern alles, weil sie so sympathisch und authentisch rüberkommen. Doch wer ihren Tipps ohne eigene Recherche folgt, kann schnell in einer finanziellen Falle landen.

Ein typisches Beispiel ist der Immobilien-Influencer Immo Tommy (40). Er nennt sich selbst der größte Immobilien-Influencer Europas. Sein bürgerlicher Name lautet Tomislav Primorac. Seine Eltern leben in Kroatien. Auf Instagram folgen ihm fast 880.000, auf Tiktok 1,1 Millionen Menschen. Sie hoffen auf Tipps zu Themen wie Maklercourtagen, Nettokaltmieten und Grunderwerbsteuern – und vor allem Immobilieninvestitionen.
Auf YouTube, wo er 930 Videos veröffentlich hat und wo ihm 168.000 Menschen folgen, erzählt er, wie er es vom Angestellten zum Millionär und vom Mieter zum Immobilien-Millionär gebracht habe.
Immo Tommy war Geschäftsführer der White.Immobilien GmbH
Tomislav Primorac war vier Monate lang vom 27. Mai 2021 bis zum 1. Oktober 2021 Geschäftsführer der im Mai 2021 gegründeten Firma White.Immobilien GmbH im hessischen Eschborn. Geschäftsgegenstand laut Handelsregister: „Ankauf, Verkauf und die Vermittlung von Immobilien sowie die Erbringung von Dienst- und Beratungsleistungen im Bereich des Online-Marketings“. Wirtschaftlich Berechtigte sind zu 87,5 Prozent Evangelos Ntaglos (34) aus Stuttgart mit seiner Beteiligungsholding Daflos Group GmbH aus Eschborn und zu 12,5 Prozent Christoph Gerling (26) aus Bergisch Gladbach mit seinem 2024 gegründeten Beteiligungsholding-Startup Gerling Group GmbH aus Eschborn.
Zur White.Immobilien GmbH wie zur ebenfalls im Mai 2021 gegründeten Hauptgesellschafterin Daflos Group GmbH schätzt eine deutsche Wirtschaftsauskunft gegenüber GoMoPa.io in beiden Fällen ein: „Das Ausfallrisiko wird als überdurchschnittlich eingeschätzt.“
Die vom Netzwerk von Immo Tommy vermittelten Immobilien stammen meist aus Süddeutschland, die Käufer kommen aus der gesamten Bundesrepublik.
Vorwurf an Immo Tommy: Kredit-Kauf 27 Jahre lang ohne Tilgung
Doch wer von oder über Immo Tommy und seinen 17 beauftragten Vermittlern als Kapitalanlage eine bankenfinanzierte Eigentumswohnung zur Fremdvermietung kauft, kauft die Wohnung gar nicht wirklich. Der wahre Besitzer im Hintergrund bleibt die Bank. In den vorliegenden Fällen die Konstanzer Volksbank. Denn der Kunde tilgt gar nicht den Kauf-Kredit, sondern zahlt 27 Jahre lang nur die Zinsen an die Bank, bis eine Bausparkasse (in den vorliegenden Fällen Schwäbisch Hall) dann den Bankkredit ablösen soll, was gar nicht sicher ist.
Das ergab eine Überprüfung eines Teils von Immobilien- und Finanzierungs-Verträgen durch den Hamburger Verbraucheranwalt Achim Tiffe im Auftrag von NDR und SPIEGEL. Tiffe bezeichnet die Verträge als „katastrophal“.
Typisch Schrottimmobilien
Kredite ohne Tilgung haben für die Wohnungskäufer fatale Folgen: Läuft die Kreditbindung nach 10 Jahren aus, muss sie neu verhandelt werden. Stellt die Bank dann fest, dass die Wohnung gar nicht den Wert hat, den der Kunde einst bezahlt hat, reicht die Wohnung als Pfand für den Kredit gar nicht mehr aus. Die Bank kann die sofortige Rückzahlung des Kredits verlangen. Ist das dem Kunden nicht möglich, leitet die Bank eine Zwangsversteigerung ein. Dann verliert der Kunde die Wohnung und muss den Restkredit weiter abzahlen. So eine Art der Wohnungs-Kauffinanzierung nennt man Schrottimmobilien, weil sie für die Käufer, denen man ein Rundum-Sorglos-Paket inklusive Besorgung der Mieter versprochen hatte, fast immer in einem finanziellen Desaster endete, während sich Makler, Banken und Notare die Hände rieben.
Schrottimmobilien: Für GoMoPa-Leser eine altbekannte Masche
Im Dezember 2011 Jahres hatte Notar Marcel Eupen aus Berlin Schöneberg im GoMoPa-Interview den Beweis geliefert, dass der Berliner Senator für Justiz- und Verbraucherschutz, Michael Braun (CDU), als Notar Schrottimmobilien beurkundet hatte. Braun trat am 12. Dezember 2011 nach nur 12 Tagen im Amt zurück.
Allen damals aufgedeckten Fällen war gemeinsam, dass den geschädigten Käufern kein Vertragsentwurf vorgelegen hatte oder keine vorgeschriebenen 14 Tage vom Vertriebsgespräch bis zum Notartermin vergangen waren.