Eine Razzia am 7. Mai 2019 bei gleich vier Heidenheimer Firmen (Karwendelbahn AG, Konsortium AG, Kremlin AG und Beteiligungen im Baltikum AG), in denen der Investorenklan um Multi-Aufsichtsrat Wolfgang Wilhelm Reich (39) aus Heidenheim an der Brenz die Strippen zieht, war der vorläufige Höhepunkt von Untreue-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München II im Zusammenhang mit der Karwendelbahn im bayerischen Mittenwald.
Die Ermittlungen laufen gegen fünf Verantwortliche des schwäbischen Firmengeflechts. Der Vorwurf: Der Reich-Klan soll seine Macht als Hauptaktionär bei der Karwendelbahn AG, in der er über die Konsortium AG eingestiegen ist, zu Vermögensverschiebungen im siebenstelligen Bereich genutzt haben.
Reich ließ den Untreue-Vorwurf am 10. Mai 2019 entschieden zurückweisen:
Die Karwendelbahn AG teilt hierzu mit, dass es nach derzeitigem Stand keine Untreuehandlungen zu Lasten der Karwendelbahn AG gibt…
Nach dem Inhalt des Durchsuchungsbeschlusses handelt es sich um schwerwiegende Verleumdungen und üble Nachrede, die der Anzeigenerstatter Gerhard Schöner öffentlich aufgestellt hat…
Der Vizebürgermeister Gerhard Schöner und der Bürgermeister Adolf Hornsteiner sind deutschlandweit dafür bekannt, Lügen und Verleumdungen über die Karwendelbahn AG zu verbreiten.
Der einstige Vorstand der Karwendelbahn AG Wolfgang Wilhelm Reich droht nun als Aufsichtsrat öffentlich mit einer Verläumdungsklage gegen den Mit-Aufsichtsrat der Karwendelbahn AG, den Mittenwalder Vizebürgermeister Gerhard Schöner (CSU), der die Kommune als zweitgrößter Anteilseigner nach dem Reich-Klan vertritt und nach Firmenangaben Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet haben soll.
Schon 2016 standen sich Schöner und Reich vor dem Landgericht Heidenheim als unerbittliche Gegner gegenüber, weil Reich der Hauptaktionärin Konsortium AG im Tannhäuser Weg 44 in Heidenheim (Verwaltungssitz des Reich-Klans) einen Beratervertrag über 180.000 Euro zugeschanzt hat.
Nach der Razzia am 7. Mai 2019 soll Reichs installierter Vorstand Patrick Kenntner (34) aus Steinheim (Ex-Vorstand der Konsortium AG, Kremlin AG und Beteiligungen im Baltikum AG) noch am selben Tag dem Aufsichtsrat Schöner ein Hausverbot erteilt haben.
Reich kündigte an: Er werde als Aufsichtsrat einen Abberufungsantrag gegen Aufsichtsratskollegen Schöner beim Amtsgericht München stellen und droht Schöner mit einer Schadensersatzklage.
Reich forderte Aneigenerstatter Schöner öffentlich auf:
Herr Schöner, treten Sie als Aufsichtsratsmitglied der Karwendelbahn AG zurück, bevor das Gericht Sie herauswirft.
Schöner weilte in Griechenland im Urlaub und zeigte sich von Reichs Verleumdungs-Vorwürfen völlig überrascht.
Auch die Staatsanwälte und Polizisten bekommen nach der Razzia von Reich (Karwendelbahn AG) ihr Fett weg:
Wie Reich am 24. Mai 2019 mitteilen ließ, habe die am gemeinsamen Standort im Tannhäuser Weg 44 mitdurchsuchte Kremlin AG am 23. Mai 2019 beim Amtsgericht Heidenheim einen Beschluss erwirkt, dass die von der Staatsanwaltschaft München II beschlagnahmten Unterlagen zumindest dieser Kremlin AG unverzüglich zurückzugeben sind.
Reich lässt von der Kremlin AG verkünden:
Fest steht jedenfalls, dass die Durchsuchung und die Beschlagnahme von Unterlagen ohne Durchsuchungsbeschluss stattgefunden hat.
Wir werden nun Strafanzeige gegen die entsprechenden Beamten erstatten, die an diesen rechtswidrigen Maßnahmen teilgenommen haben.
Die Kripo Garmisch-Partenkirchen hatte allerdings zwölf Objekte der Karwendelbahn AG-Verantwortlichen durchsucht, also nicht nur der Kremlin AG.
Und Oberstaatsanwältin Andrea Mayer stellte am 15. Mai 2019 im Merkur klar:
Wir hatten bei allen Objekten Durchsuchungsbeschlüsse.
Reich sieht sich zwar als Opfer einer Rufmordkampagne.
Aber im Zusammenhang mit der Razzia soll es gegen die ebenfalls durchsuchte Beteiligungen im Baltikum AG aus dem Panoramaweg 18 in Heidenheim einen Pfändungsbeschluss in unbekannter Höhe gegeben haben, wie das an der Münchner Freiverkehr-Börse notierte Unternehmen in einer Pflichtmitteilung selbst meldete.
Die Karwendel-Aktiengesellschaft scheint seit der Machtübernahme des Heidenheimer Investors (Wolfgang Wilhelm Reich wurde am 1. November 2012 bis zum 17. Mai 2017 Vorstand der Karwendel-Aktiengesellschaft) tatsächlich neben dem Betrieb der Karwendelbahn auch andere Prioritäten zu setzen.
So erschienen beim Jahresabschluss 2015 einige Angaben seltsam, bedenkt man, dass das Geschäftsfeld der AG hauptsächlich das Betreiben einer Bergbahn ist.
So wurden mehr als 300.000 Euro in Finanzanlagen investiert, wobei nicht klar ist, in welche.
Außerdem wurde laut Bürgermeister und Ex-Aufsichtsrat Hornsteiner für 200.000 Euro physisches Gold von einer anderen Reich-Gesellschaft gekauft. Wolfgang Wilhelm Reich bestreitet das.
Die Forderungen stiegen um 420.000 Euro, gleichzeitig schrumpfte der Barbestand um 480.000 Euro. Eine offensichtliche Tatsache, die im Jahresabschluss vermerkt ist. Laut Wolfgang Wilhelm Reich stimmt dies aber nicht.
Schon vor Veröffentlichung des Jahresabschlusses haben die Aktionäre auf der Hauptversammlung eine Sonderprüfung beschlossen, um durch einen neutralen Wirtschaftsprüfer Einblick in die wirtschaftliche Situation der Gesellschaft zu bekommen. Die Reich-Gruppe verweigerte dem Sonderprüfer den Zugang. Auch das bestreitet Wolfgang Wilhelm Reich schriftlich.