Trustpilot1. April 2020 | 19:58 | Lesedauer ca. 4 min | Autor: GoMoPa-Redakteur JS

Trustpilot.de / Trustpilot.com: Identitätsdiebstahl (Fake Entry) und gekaufte Fake-Bewertungen


Für Trustpilot.de in Kopenhagen und Berlin ließ der Däne Peter Holten Mühlmann im Jahr 2007 sogar sein Betriebwirtschafts-Studium an der Uni Aarhus auf der Halbinsel Jütland sausen.

 

Denn Gründer und CEO Mühlmann hatte etwas ganz Großes im Sinn:

Unsere Mission: Das weltweit vertrauenswürdigste Bewertungsportal sein und bleiben.

Doch die Vertrauenswürdigkeit wird konterkariert, wenn jeder Bewerter anonym über eine Firma eine Bewertung veröffentlichen darf und die einzige Bedingung für die Dänen ist, dass der Bewerter für sein Profil eine erreichbare E-Mail-Adresse angibt. Der Rest ist Phantasie.

Diese blauäugige Praxis macht die Online-Bewertungscommunity (Eigenverständnis von Peter Mühlmann) gleich doppelt zum Spielball von Betrügern. Mit Fake Entry (Identitätsdiebstahl) und käuflichen Fake-Bewertungen.

1. Fake Entry (Identitäts-Diebstahl)

 

Prominentes Opfer ist die in Funk und Fernsehen vielzitierte Graumarkt-Expertin Ariane Lauenburg von der Berliner Zeitschrift Finanztest der Stiftung Warentest am Lützowplatz 11 bis 13 in Tiergarten.

Sie hat mit ihrem Team in drei Jahrzehnten durch eigene Recherchen 60 windige Geschäftemacher auf ihre “Warnliste Geldanlagen” gesetzt. Viele Fälle landeten vor Gericht.

Aber, so blickte Finanztest am 18. Februar 2020 zurück:

In keinem einzigen Fall mussten wir einen Anbieter von der Warnliste löschen.

Dasselbe gilt auch für die Warnliste von GoMoPa, die in zwei Jahrzehnten und in ebenfalls gründlicher Recherchen entstand.

Dabei griff GoMoPa auch gern auf die Erfahrungen der Finanztesterin zurück.

So erklärte Ariane Lauenburg beispielsweise im Interview mit GoMoPa, warum geschlossene Fonds mit Blindpoolcharakter oder zu hoher Fremdkapitalquote auf eine Warnliste für Privatanleger gehören.

Um so erstaunter war GoMoPa, dass sich die seriöse Journalistin Ariane Lauenburg plötzlich am 16. September 2019 auf Trustpilot mit einem Text zu Wort gemeldet haben soll, der weder inhaltlich noch stilistisch zu ihr passen wollte.

Eine Bewerterin gab unter dem Namen Ariane Lauenburg auf Trustpilot dem Leipziger Magazin Diebewertung.de nur einen Stern und behauptete über den Leipziger Chefredakteur:

Thomas Bremer ist der Schreiberling aus dem Sachsensumpf. Er ist weder Journalist (auch wenn er seinen Presseausweis ablichtet), noch sind seine Meldungen seriös. Bremer steckt hinter jeder Schweinerei des Kapitalgrau- und Schwarzmarktes. Wer ihn bezahlt, bekommt eine gute “Presse”.

Zusammen mit seinem Freund Klaus-Dieter Maurischat von gomopa.net hat er Millionen abgezockt.

GoMoPa fragte bei Ariane Lauenburg nach.

 

Doch der Eintrag unter ihrem Namen stammt gar nicht von ihr. Alle Bemühungen von ihr, die Fake-Bewertung mit ihrm Namen löschen zu lassen, liefen ins Leere. Das sogenannte “Ticket #4338182 WG: Fake Entry” wurde von Trustpilot ohne Löschung geschlossen.

Ariane Lauenburg schrieb GoMoPa am 30. März 2020:

Hallo Herr Maurischat,

ich habe dort nun schon mehrmals die Löschung des Fake-Eintrags beantragt.

Ohne Erfolg!

Ist schon unverschämt, wie sich Trustpilot verhält.

Viele Grüße

Ariane Lauenburg

Redakteurin Finanztest

Geldanlage, Altersvorsorge, Kredite und Steuern

Kurz zuvor hatte die Compliance-Abteilung von Trustpilot (Trustpilot Content Integrity) der Finanztest-Journalistin mitgeteilt, dass das Ticket #4338182 WG: Fake Entry nun abgeschlossen wurde.

Trustpilot-Mitarbeiterin Regina begründete die Nichtlöschung so:

Sehr geehrte Frau Lauenburg,

Vielen Dank für Ihre Nachricht!

Sie haben uns benachrichtigt, weil Sie glauben, dass jemand anderes eine Bewertung in Ihrem Namen hinterlassen hat.

Nutzer von Trustpilot können ihren Benutzernamen selbst auswählen.

Daher kann es vorkommen, dass einige Benutzer denselben oder einen ähnlichen Benutzernamen haben.

Der Nutzer Ariane Lauenburg weist zudem eine andere Registrierungsadresse auf als die, von der Sie uns kontaktiert haben. Dies wird daher nicht als Verstoß gegen unsere Richtlinien angesehen.

Wenn Sie mehr Material haben, das einen Missbrauch Ihres Namens belegen kann oder uns wissen lassen, warum jemand Ihre Identität missbrauchen sollte, können Sie gerne auf diese Mail antworten.

Wenn Sie weitere Fragen haben, lassen Sie es mich gerne wissen.

Mit freundlichen Grüßen,

Regina

Firmengründer und CEO Peter Holten Mühlmann und seine 750 Mitarbeiter scheinen von ihren eigenen Richtlinien für die Nutzung von Trustpilot selbst nicht viel zu halten.

Unter Punkt 11. der user guidelines heißt es:

Wir verfolgen eine Nulltoleranzstrategie im Hinblick auf fingierte Bewertungen.

2. Handel mit Fake-Bewertungen

 

Gewiefte Firmen haben insbesondere auf Trustpilot.de und Trustpilot.com eine legale Marktlücke entdeckt und verkaufen in großem Stil Bewertungen.

Eine davon ist die Fivestar Marketing AG aus Belize (Der Sitz wurde gewählt, “um unseren Kunden ein Höchstmaß an Diskretion gewährleisten zu können”), vertreten durch einen Direktor namens Neesha Lynn Kumar.

Fivestar verspricht:

Wir bieten Ihnen echte Bewertungen auf allen gängigen Plattformen in Deutschland, Österreich und der Schweiz an…

Mit … unserem Netzwerk aus verifizierten Rezensenten helfen wir auch Ihnen bis an die Spitze…

Durchschnittlich 30 Prozent mehr Umsatz.

Jede Firma kann bei Fivestar für 14,95 eine Bewertung mit Rezension kaufen. Zehn Bewertungen kosten 143,95 Euro, 50 sind für 629,95 zu haben.

Und: Der Schutz-Algorithmus von Trustpilot.com wird von Fivestar einfach ausgehebelt:

Fivestar erklärt das seinen Kunden so:

Trustpilot.com verwendet grundlegende Algorithmen, um Missbrauch der eigenen Bewertungssysteme zu verhindern. Diese registrieren einen unverhältnismäßigen Anstieg von Bewertungen in zu kurzer Zeit. Besonders automatisch generierte Texte und Rezensionen unseriöser Anbieter werden von diesen Schutzmaßnahmen zuverlässig gefiltert.

Wir liefern unsere Bewertungen gestaffelt über einen längeren Zeitraum hinweg aus. So können Sie sich darauf verlassen, auch zu erhalten, wofür Sie bezahlt haben.

Fivestar ist nur einer von vielen Bewertungsverkäufern in einem schmutzigen Fake-Geschäft.

Die Seite GoldStar-Marketing.net einer SRM Global Ltd. mit Sitz in Birzebbuga auf Malta, vertreten durch einen Simon Rattrey, mischt kräftig mit.

GoldStar-Marketing.net verspricht:

Wir von GoldStar Marketing verfügen über ein Netzwerk von 40.000 Testern, die nur darauf warten, Ihnen helfen zu dürfen…

Als Faustformel gilt: Sie brauchen 10 positive Bewertungen, um eine negative Bewerung auf einen Gesamtdurchschnitt von 4,6 Sternen zurück zu führen.

Eine Bewertung beispielsweise auf Trustpilot kostet 19,90 Euro. Zehn Bewertungen kosten 99 Euro und 500 Bewertungen 3.995 Euro.

Der Kampf gegen Fake-Bewertungen ist nicht ganz einfach.

 

Die Anbieter von Fake-Wertungen können zwar abgemahnt werden. Es gibt aber kein Gesetz, das gekaufte Bewertungen explizit unter Strafe stellt. Nun denn…




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