Wie aus einem unveröffentlichten Beschluss des Finanzgerichts Berlin-Brandenburg aus Cottbus vom Oktober 2017 hervorgeht, der dem Magazin STERN zugespielt wurde, hat der noch rüstige 99 Jahre alte Berliner Filmproduzent und Bauträger Artur Brauner beim Finanzamt Wilmersdorf 73 Millionen Euro Gewerbesteuer-Forderungen offen.
Davon sind 38 Millionen Euro allein Säumniszuschläge, weil die Forderungen bis in die Anfänge der 1990er Jahre zurückreichen und Steuerschulden mit monatlich einem Prozent beziehungsweise jährlich 12 Prozent belegt werden.
Brauners Anwalt erklärte, dass alle “echten” Steuerforderungen beglichen seien, nur über die Nebenforderungen wie Säumniszuschläge werde noch vor Gericht gestritten.
Brauners CCC-Kunstfilmstudios in Haselhorst im Bezirk Spandau produzierten 700 Filme, darunter den mit einem Golden Globe geehrten Film Hitlerjunge Salomon, 1990.
Zugleich ist Brauner ein Bauträger mit mehr als 70 Wohn- und Geschäftshäusern. Verschiedene Büros unterhält Brauner am Kurfürstendamm 115 c in Halensee. Die Firmenzentrale befindet sich in der Koenigsallee 18 in Grunewald.
Der vorliegende Beschluss des Finanzgerichts setzt Vollstreckungsmaßnahmen durch das Finanzamt vorerst aus. Insofern verschafft der Entscheid Brauner Luft. Allerdings ist das Problem damit nur vertagt, eine Entscheidung über die Rechtmäßigkeit noch offener Forderungen steht noch aus.
Der Steuerfall Brauner sorgt für Verwunderung, zumal Brauner im Jahr 2013 auch auf einer Steuer-CD aufgetaucht war, die die Steuerfahndung Wuppertal in NRW angekauft hatte.
Wurstprodzent und FC Bayern München-Präsident Uli Hoeneß (66) kam ins Gefängnis, weil er Millionengewinne aus Spekulationen in der Schweiz versteckte. Real Madrid Stürmer Christiano Ronaldo (33, Jahresgehalt 2016: 33 Millionen Euro) musste sich in Spanien wegen 15 Millionen Euro erklären, die er zu Briefkastenfirmen umleitete.
Aber wie kommt einer wie Artur Brauner auf Schulden beim Fiskus in dieser Größenordnung, ohne ernsthaft sanktioniert zu werden?