Wenn der Büroimmobilien-Händler Thomas Olek (51) von seinem Schreibtisch im Frankfurter OpernTurm die Order zum Aktienkauf gibt, dann wird es ganz bestimmt ein Insidergeschäft, das er der BaFin melden muss.
Denn Olek kauft keine Aktien, die er nicht kennt. Sondern Aktien, über deren wahren Wert er am allerbesten Bescheid weiß: die eigenen Firmenaktien der publity AG, deren Vorstand er ist.
Aktionäre wollten auf der letzten außerordentlichen Hauptversammlung der publity AG am 23. Oktober 2019 in Leipzig wissen, wie Olek bei der Mehrheitsübernahme des ebenfalls börsennotierten Leipziger Büroimmobilien-Bestandshalters PREOS Real Estate AG auf einen Aktienwert von 8 Euro bei der PREOS käme, während deren innerer Wert (NAV) zum 30. Juni 2019 noch mit 1,19 Euro errechnet wurde.
Den Hauptversammlungs-Rednern erschloss sich nicht, woher in so kurzer Zeit ein solcher Wertzuwachs kommen soll.
Vorstandschef Olek entgegnete, dass der NAV bei Immobilienunternehmen, die sich im Aufbau befinden, kein geeigneter Indikator sei. Bei der zugrunde liegenden Planungsrechnung sei nicht nur der vorhandene Immobilienbestand, sondern zusätzlich die Objektpipeline einbezogen worden, um das erwartete schnelle Wachstum abzubilden.
Die neue publity-Tochter PREOS Real Estate AG, an der publity zum Oktober 2019 seinen Aktienanteil von 66,21 auf 92,77 Prozent erhöht hat, erweist sich als wahrer Goldesel.
Thomas Olek teilte dazu in einer Whatsapp-Nachricht am Samstag, 5. Oktober 2019, mit:
Der Sankt Martin Tower wurde für 147 Millionen Euro an Barings aus North Carolina verkauft (Einkauf 130 Millionen brutto).
Nach dem Verkauf des Großmarktes Leipzig an Cerberus aus New York ist das der zweite Deal der neuen PREOS.
Dadurch wird natürlich zum einen das Jahresergebnis gut beeinflusst und zum anderen die Story der Wandelanleihe, die PREOS plant, unterstützt.
Das Closing der Transaktion wird noch im Jahr 2019 erwartet.
Die PREOS hat auf ihrer Hauptversammlung am 28. August 2019 beschlossen, demnächst eine 500 Millionen Euro Wandelschuldverschreibung öffentlich in Deutschland zu begeben und anschließend, falls noch was übrig ist, nicht öffentlich im Ausland anzubieten. Die Laufzeit ist unbestimmt.
Die ersten 150 Millionen Euro will die publity AG zeichnen. Die publity bezahlt die Anleihe mit Darlehensforderungen, die bestehen, da die Immobilienkäufe der PREOS von publity vorfinanziert wurden. Dafür hatte publity zu einer außerordentlichen Hauptversammlung für den 23. Oktober 2019 ins publity Center (Alte Messe) in die Landsteinersraße 6 nach Leipzig geladen. Die Vorlagen wurden beschlossen.
Die PREOS-Wandelschuldverschreibungen im Nennbetrag von je 1.000 Euro sollen eine Laufzeit von fünf Jahren haben und mit einem Zinssatz zwischen 6 und 8 Prozent pro Jahr sowie einem Wandlungspreis von mindestens 9,90 Euro ausgestattet werden.
Des Weiteren wurde auf der außerordentlichen Hauptversammlung der publity AG die Schaffung eines neuen genehmigten und bedingten Kapitals beschlossen.
Der gläserne Bulle auf seinem Schreibtisch dient Olek als Talismann.
Der Bulle steht an der Börse für steigende Kurse. Und bringt ihm wohl tatsächlich Glück.
Das Börsenportal Finanzen.net aus Karlsruhe attestierte der publity AG bereits im Sommer 2019:
publity hängt alle ab…
Im Scale-Segment hat sich ein neuer Höhenflieger etabliert: publity (WKN DE0006972508) hat auf Zwölfmonatssicht mit einem Plus von beachtlichen 186 Prozent die beste Kursentwicklung hingelegt.
Daran hat sich nichts geändert. Im Gegenteil.
Notierte die publity Aktie im November 2018 bei etwas über 16 Euro so hat sich der Kurs in einem Jahr im November 2019 mit 36 Euro mehr als verdoppelt.
Und Olek kauft und kauft und kauft.
Während die Top-Manager der 30 im DAX notierten größten und liquidesten Unternehmen Deutschlands sich mit dem Kauf von Aktien des eigenen Unternehmens sehr zurückhielten, führt Olek im Börsen-Freiverkehrssegment Scale der kleinen und mittleren Unternehmen die Gruppe von Managern an, die unentwegt firmeneigene Aktien kaufen.
Über seine Beteiligungsgesellschaften TO Holding GmbH aus der Hochstraße 44 bis 46 und TO Holding 2 GmbH aus der Marie-Curie-Straße 20 in Frankfurt am Main hält Vorstand Olek inzwischen 82 Prozent (Stand mitte Oktober 2019) an der publity AG.
Erst mit Abstand tun es ihm andere Manager im gleichen Segment gleich:
Beim Filmstreamingdienst Pantaflix beispielsweise erhöhte der österreichische Investor und Aufsichtsrat Klemens Hollmann seine Beteiligung um gut 530.000 Euro auf schätzungsweise knapp 14 Prozent.
publity Vorstandschef Thomas Olek hat allein im Oktober 2019 zwölfmal zu Preisen zwischen 29,50 und 34,00 Euro insgesamt fast 242.000 Aktien erworben. Das Investitionsvolumen belief sich auf insgesamt mehr als sieben Millionen Euro.
Auch in den Monaten zuvor ist Olek immer wieder als Käufer in Erscheinung getreten. Auf den Aktienkurs wirkten sich diese Insidertransaktionen eindeutig positiv aus.
Die publity AG könnte eigentlich in den Prime Standard (regulierter Markt) der Deutschen Börse wechseln.
Dann wäre die publity AG auch für die Segmente SDAX (die 70 führenden kleinen Unternehmen Deutschlands), MDAX (die führenden 60 mittelgroßen Unternehmen Deutschlands) und DAX (30 größte und liquideste Unternehmen Deutschlands) indiziert.
Doch dann müsste Olek etliche seiner Aktien wieder verkaufen. Denn Vorraussetzung für den Prime Standard wäre ein Aktien Free Flow von mindestens 25 Prozent.
Aber warum sollte Olek auf seine bullischen Aktien verzichten?
Das Magazin AnlegerPlus, das Sprachrohr der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. aus München, hat die außerordentliche Hauptversammlung der publity AG am 23. Oktober 2019 in Leipzig besucht und schrieb am 4. November 2019:
Dass der Vorstandschef lieber zukauft, ist jedoch nachvollziehbar.
Beim aktuellen Kurs von 35 Euro wird die publity AG an der Börse mit 515 Millionen Euro bewertet.
Allein die Beteiligung von knapp 93 % an der PREOS Real Estate AG ist allerdings schon fast 600 Millionen Euro wert.
Zusätzlich verfügt die publity AG mit ihren Aktivitäten im Asset Management über eigenes Geschäft.
Thomas Olek kommentierte seine Aktienkaufentscheidung so:
Ich habe meine Beteiligung an publity weiter aufgestockt, weil ich das Niveau des Aktienkurses nach wie vor für günstig halte und von der Gesellschaft sowie den weiteren Perspektiven überzeugt bin.
publity hat sich hervorragend entwickelt und ist bestens aufgestellt, den dynamischen Wachstumskurs fortzusetzen.
Als Vorstandsvorsitzender und Hauptaktionär bin ich gleichermaßen daran interessiert, den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern.
Olek findet das Papier angesichts der Perspektiven immer noch günstig. Und wird wohl weiter zukaufen.