Seit Frühjahr 2010 ist der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb der Offenbacher Kickers (Offenbacher Fußball Club Kickers 1901 e.V.) in eine Tochtergesellschaft, der OFC Kickers 1901 GmbH, ausgelagert.
Dem Beispiel zahlreicher Bundesligaklubs folgend, ist in dieser Gesellschaft der Profibereich des Aufsteigers in die 2. Bundesliga 2005 (Abstieg 2008) und Südwestdeutschen Regionalmeisters 2015 eingebracht.
Der damalige Geschäftsführer der ersten Stunde, der Autolackegroßhändler und Kaufmann Thomas Kalt (56, im Foto links) aus Obertshausen in Hessen, begründete die Ausgliederung des Profibereichs in seinen Sport-Bilanzen so:
Die Notwendigkeit der Ausgliederung stand im Zusammenhang mit dem Stadionneubau und einem damit geschlossenen Mietvertrag für die Dauer von zunächst 22 Jahren.
Die Stadt Offenbach war bereit, den Offenbacher Kickers und ihren Fans ein neues, hochmodernes Fußballstadion am Bieberer Berg zu bauen. Wollte aber auf Nummer sicher gehen, dass die Offenbacher Kickers da auch noch in 20 Jahren spielen werden und regelmäßig ihre Miete bezahlen.
Deshalb sollte eine Geldmaschine her, die unter anderem eine 1. Mannschalft als Lizenzspielermannschaft unterhält, die am Lizenzspielbetrieb der Fußballbundesligen, dem Spielbetrieb der 3. Liga oder Regionalliga, an den Wettbewerben um den Liga-Pokal und den DFB-Pokal teilnimmt.
“Die Spielerlaubnis wurde vom DFB erteilt”, freute sich damals Geschäftsführer Thomas Kalt. Und versprach: “Vor diesem Hintergrund ist nicht davon auszugehen, dass der Spielbetrieb vor Ablauf des Mietvertrages eingestellt wird.”
Aber Geburt mit kriminellem Haken
Die Sache hatte nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Darmstadt einen kriminellen Haken, der auch alle weiteren Bemühungen der dann in schneller Folge wechselnden Geschäftsführer dieser operativen Vereins-Geldkuh in ein kriminelles Licht stellte.
Deshalb müssen sich nun die ehemaligen Geschäftsführer
» Thomas Kalt (Geschäftsführer vom Gründungstag 4. Januar 2010 an bis zum 23. Juli 2012)
» Jörg Hambückers (50) aus Rödermark, Finanz- und Lohnbuchhalter sowie Geschäftsführer vom 23. Juli bis 31. Oktober 2012
» und David Fischer (34) aus Kronberg, Geschäftsführer vom 1. November 2012 bis 29. Januar 2016
wegen des Vorwurfs von Insolvenzverschleppung, Bankrott, Steuerhinterziehung und anderer Straftaten ab dem 4. September 2018 vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Darmstadt verantworten.
Es sind 17 Verhandlungstage festgesetzt, die immer um 9 Uhr im Saal 4 beginnen. Ein Urteil wird am 19. Dezember 2018 erwartet.
Der kriminelle Haken lag im veranschlagten Marktwert von rund 6,6 Millionen Euro für die Marke OFC (Offenbacher Fußballclub Kickers 1901), der nicht nur die Bilanzen glänzen ließ, sondern bei vielen Investoren die Geldbörse öffnete, die dann bei der Insolvenz (Aktenzeichen: 8 IN 271/13) der Offenbacher Fußballclub Kickers 1901 GmbH am Waldemar-Klein-Platz 1 in Offenbach am Main am 28. Juni 2013 ein böses Erwachen erleben sollten.
Der vom Amtsgericht Offenbach bestellte Insolvenzverwalter Dr. Andreas Kleinschmidt von der White & Case Insolvenz GbR aus Frankfurt am Main, der schon die Sportverein-Insolvenzfälle Tennis Borussia Berlin oder TuSEM Essen betreute, gab nach einem halben Jahr Arbeit beim OFC eine wenig schmeichelhafte Einschätzung.
Auf die Frage von OP-Online.de der Pressehaus Bintz-Verlag GmbH & Co. KG aus Offenbach: “Wie groß ist nach der Insolvenz der GmbH und der folgenden finanziellen Schieflage des e.V. der Vertrauensverlust bei Sponsoren und Investoren?”,
antwortete der White & Case Insolvenzverwalter:
Enorm. Da ist über Jahre hinweg Vertrauen verspielt worden.
Ex-Geschäftsführer Kalt berief sich in seinen Jahresbilanzen auf eine gutachterliche Stellungnahme, ohne näher darauf einzugehen:
Ein Geschäfts- und Firmenwert wird über 25 Jahre abgeschrieben. Im Rahmen einer in 2009 erstellten gutachterlichen Stellungnahme wurde der Wert des abzuspaltenden Teilbetriebes bewertet.
Doch Oberstaatsanwalt Robert Hartmann von der Staatsanwaltschaft Darmstadt teilte in einer Presseaussendung am 23. August 2018 dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net zum Wert der Marke OFC mit:
Weiterhin soll der Markenwert der Marke “OFC” mit einem in dieser Höhe nicht gerechtfertigten Betrag in Höhe von 6.600.000,- Euro in die Bilanz eingegangen sein.
In der Folge soll es zu kriminellen Handlungen gekommen sein, die Oberstaatsanwalt Hartmann so beschreibt: