Was für eine Schmach für den erfolgsverwöhnten Schweizer Derivate-Kapitän Jan Schoch, der vor zehn Jahren das Züricher Fintech-Unternehmen Leonteq AG gründete und eine IT- und Investmentservice-Plattform für Banken erfand, die nach seinen Angaben “von einer in der Finanzindustrie bislang unerreichten Rechenleistung profitiert.”
Der 40-Jährige ist hoch geflogen:
Nach dem Börsengang hatte er die internationale Expansion in Eilschritten vorangetrieben, teure Präsenzen in London und Singapur aufgebaut und mit optimistischen Ankündigungen über den technologischen Ausbau der Leonteq-Plattform und Partnerschaften den Aktienkurs in immer schwindligere Höhen getrieben.
Doch das Unternehmen war 2016 nach einer übereilten Expansionsphase im zweiten Halbjahr in die roten Zahlen gerutscht. Als Folge waren Zweifel am Geschäftsmodell aufgekommen. Seit drei Jahren hatten wohl mehr großartige Ankündigungen als reale Erfolge überwogen.
Nach dem Hochmut folgte der freie Fall:
Der Verwaltungsrat der Leonteq AG beschloss am 5. Oktober 2017, den amtierenden Verwaltungsratspräsidenten Pierin Vincenz auf einer Ausserordentlichen Generalversammlung am 22. November 2017 durch einen neuen Verwaltungsratspräsidenten zu ersetzen. Als neuer Präsident wurde der Prinz Charles-Berater Christopher M. Chambers nominiert.
Der designierte Verwaltungsratspräsidente Chambers muss allerdings für die Leonteq AG einen neuen CEO finden. Dessen Geschäfte werden im Augenblick vom Finanzvorstand und Vorstandsvize Marco Amato aushilfsweise mitübernommen.
Denn Gründer Jan Schoch wurde am 5. Oktober 2017 vom Verwaltungsrat seines eigenen Unternehmens mit sofortiger Wirkung als CEO gefeuert und fristet nur noch ein Gnadenbrot als Berater. Für ihn wurde eigens eine Stelle als Senior Advisor Strategie Growth Initiatives geschaffen.
“In seiner neuen Rolle wird Jan Schoch der Geschäftsleitung nicht mehr angehören”, stellte Rüdiger Assion, Chief Communications Officer, am 6. Oktober 2017 in einer Presseerklärung der Leonteq AG klar.