Der neueste Schrei des Österreichers Hubert Freidl (46), dem Gründer der weltweiten Einkaufs-Rabattfirma Lyoness und ihrer Pyramidenspiel-Vertriebstruppe Lyconet Marketer mit Hauptsitz in der Schweiz (Bahnhofstraße 12 in Buchs) im Kanton Sankt Gallen, ist die hauseigene Kryptowährung ecredit.
Bislang lebte die Lyoness Holding Europe AG seit ihrer Gründung im Jahr 2003 vom Verkauf von Businesspaketen ab 2.000 Euro. Mit dieser Eintrittsgebühr wird man zum Sponsor von Enterprise Clouds (früher Costumer Clouds) in seinem Land und erhält bei jedem Online-Einkauf der Konsumenten dieser Cloud bei den angeblich 350.000 angeschlossenen weltweiten Händlern Shoppingpoints gutgeschrieben. Und zwar in Form von Gutscheinen, die an einer nicht näher definierten Zuteilung teilnehmen.
Es wurden sogar Futures verkauft. Der Schweizerische Beobachter vom Ringier und Springer Verlag aus Zürich berichtete 2013 über “Den Goldesel” Lyoness:
Einst glühende Verfechter des Systems berichten heute unisono, dass man mit dem blossen Einkauf und den dadurch gesammelten Rabatten nie auf einen grünen Zweig komme.
So zielt auch internes Schulungsmaterial darauf ab, Mitgliedern den Kauf von “Verrechnungseinheiten” aufzuschwatzen. Damit “kaufen” Mitglieder absurderweise Anzahlungen für künftige Einkäufe, von denen sie nicht einmal wissen, ob sie sie jemals gebrauchen werden.
Wer im Strukturvertrieb Lyconet einsteigen will, kann sich ein Marketer-Starterpaket von 100, 800 oder 2.500 Euro kaufen und vom Empfehlungsmarketing profitieren.
Doch nun kommt noch ein Standbein dazu.
Die heute angeblich 10 Millionen Mitglieder der Einkaufs-Communtiy Lyoness, die neuerdings unter den Namen myWorld Solutions und Cashbackback World auftritt und ihren letzten Umsatz im Jahr 2012 mit 1,2 Milliarden Euro angab, dürfen sich über einen neuen Goldesel freuen.
Laut einem lettischen Werbe-Video vom Mai 2018 können Sponsoren bei Lyoness ecredits erwerben. Das Video prognostizierte, dass aus einem Euro in ecredits in vier Jahren 10.000 Euro in ecredits werden.
Hubert Freidl präsentierte seine neue Kryptowährung am 25. Mai 2018 auf dem Lyconet-Elite-Seminar in der O2-Arena in Prag vor 18.000 Lyconet Marketern als “the future cryptovaluta number 1 in the world”. Als die einzige, die angeblich an 350.000 Akzeptanzstellen in 47 Ländern akzepiert werden würde.
Laut der Lyconet-Präsentation gibt es drei Möglichkeiten, um eCredits zu erwerben:
» Investition in die Enterprise Cloud und / oder Rabattgutscheine
» Teilnahme an einer Lyoness Marketing-Veranstaltung unter der Leitung des amerikanischen Network-Marketing-Trainers Eric Worre und / oder
» sich für für den Präsidentenbonus qualifizieren.
Mit dem Presidents Bonus werden Millionen von eCredits an die Top-Verdiener von Lyoness vergeben, in der Regel an Tochtergesellschaften, die Tausende davon überzeugt haben, nach ihnen zu investieren.
Eine Investition von 2.000 Euro in einen Rabattgutschein oder eine Enterprise Cloud-Position wird mit 2.000 eCredits gebündelt.
Das Problem: Lyoness hat weder eine interne Börse zum Tauschen von ecredits in Euro noch eine Anmeldung bei irgendeiner Kryptowährungsbörse außerhalb der Einkaufs-Gemeinschaft angekündigt.
Damit ist die hauseigene Kryptowährung ecredit genauso schwammig wie die Zuteilungspraxis der Gutscheine und Shoppingpoints an die Sponsoren.
Staatsanwaltschaft Österreich ermittelt gegen Hubert Freidl.
In seinem Heimatland Österreich ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen Lyoness-Gründer Freidl wegen Verdachts auf Verletzung der Prospektpflicht bei mehreren Anlagen, wie eine Sprecherin der Behörde der APA am 11. Juni 2018 bestätigte.
Nach einem Strafantrag der WKStA vom 22. Dezember 2016 gegen Hubert Freidl persönlich, hat Hubert Freidl seinen Wohnsitz von Rohrbach in Österreich nach Monaco verlegt.
Freidl gehören in Österreich laut Firmenbuch die mWS myWorld Solutions AG (früher: Lyoness Group AG bzw. Lyoness Cashback AG) sowie die Lyconet Holding GmbH, die wiederum 100-Prozent-Eigentümerin der Schweizer Lyoness International AG ist. In Österreich und anderen Ländern tritt Lyoness als Sportsponsor auf und bietet auch Cashback-Karten für Fans diverser Vereine an beispielsweise Rapid oder AS Roma.
Seit 2005 unterhält die Lyoness Muttergeslleschaft Lyoness Europe AG mit den Verwaltungsräten Hubert Freidl, Karl-Heinz Feddermann, Marko Sedovnik und Fernando Grave eine von ihnen beauftragte Service-Gesellschaft:
die mWG myWorld Germany GmbH in der Gereonstraße 1 bis 3 in Köln.
Sie hieß bis zum 1. März 2018 Lyoness Deutschland GmbH.
Sie wurde vom 2. Februar 2011 bis zum 18. November 2014 von dem Kölner Verkaufstrainer Libor Smerda (45) geleitet. Zu ihr gehörte das 2010 gegründete Call Center KLFS Service GmbH Im Zollhafen 24, Kranhaus Süd in Köln, das seit dem 1. September 2014 liquidiert wird.
Libor Smerda hatte die Lyoness Deutschland GmbH in der “finanziellen Hochphase der Länder-, Premium- und Businesspakete” geführt und das Unternehmen aus eigenem Antrieb verlassen. Wie Lyoness-Insider berichteten, hatte Herr Smerda damals die Lyoness-Führung bereits auf Unregelmäßigkeiten hingewiesen, allerdings soll dies unerwünscht gewesen sein.
Smerda gründete nach seinem Lyoness-Ausstieg im Juli 2015 seine eigene Firma, die LS Learning Systems GmbH, Auf dem Klemberg in Köln, und schult Autoverkäufer.
Sein Nachfolger ist der Krefelder Guido Josef van Rüth (52), der sein BWL-Studium an der Uni Saarbrücken absolvierte, Vertriebserfahrungen für den Zigarettenkonzern Reemtsma und den Schnapshersteller Underberg sammelte und vor seinem Amtsantritt bei Lyoness acht Jahre im Direktvertrieb Erste-Hilfe-Produkte verkaufte.
Betrugsverdachts-Ermittlung der Staatsanwaltschaft Köln
Gegen beide, den ehemaligen und den aktuellen Geschäftsführer, der mWG myWorld Germany GmbH, hat die Staatsanwaltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Aktenzeichen: 115 Js 915/16.
Es geht um den Verdacht eines möglichen Betrugs und eines Verstoßes gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), teilte Staatsanwalt Rene Seppi der österreichischen Nachrichtenagentur APA am 8. Januar 2018 mit. “Nach Eingang eines umfangreichen Schriftsatzes der Verteidigung dauern zurzeit die Ermittlungen noch an”, teilte der Staatsanwaltssprecher schriftlich mit.
Im Sommer 2016 hatte ein Münchner Konfliktmanagement-Büro eine umfangreiche Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Köln eingebracht. Die Anzeiger vertreten nach eigenen Angaben mehrere hundert Lyoness-Kunden, die sich geschädigt fühlen. Lyoness hatte stets betont, nichts Unrechtes getan zu haben.
Geschäftsführer Guido van Rüth soll noch am 04. Dezember 2017 durch einen Detlev Leineweber ein konspiratives Treffen mit Geschädigten in Leipzig arrangieren lassen haben, um mutmaßlich auf Geschädigte in der Strafsache einzuwirken. Der Staatsanwaltschaft Köln wird ein schriftlicher Bericht über Inhalt und Ablauf des Treffens zeitnah von Teilnehmer übermittelt werden, kündigte ein Insider anfang diesen Jahres an.