Das vermeintliche Diplomatenkennzeichen an seinem weißen Maybach in Berlin konnte den Berliner Firmenbestatter und angeblichen Regierungsberater Friedel Opitz (40) nicht vor Strafe bewahren.
Mit 186 km/h wurde Opitz Ende 2016 auf einer 100er Strecke auf der Autobahn bei Stadtroda in Thüringen geblitzt. Doch anstatt die Strafe zu begleichen, legte Opitz Widerspruch ein und berief sich dabei auf seinen Diplomatenpass des afrikanischen Zwergenstaates Sao Tome und Principe im Golf von Guinea.
Der war ungültig.
Der Lieferant des dubiosen Passes soll ein gewisser Stephan Welk (53) aus Korbach in Hessen sein. Der wurde Ende August 2019 verhaftet.
Ihm wird von der Staatsanwaltschaft München I vorgeworfen: Er soll einem Netzwerk angehören, das sich auf die illegale Beschaffung afrikanischer Diplomatenpässe spezialisiert hat.
Konkret geht es um ausgestellte Diplomatenpässe und diplomatische Dienstausweise bettelarmer Staaten. Der Verdacht: Für die Papiere sollen teilweise sechsstellige Summen geflossen sein.
Bei Welk handelt es sich um den Mann, der 2018 auch Boris Becker mit einem ebenfalls ungültigen Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik versorgt hatte, welcher Becker nicht vor einer Insolvenz in England schützten konnte, wie GoMoPa berichtete.
Welk steht nicht zum ersten Mal im Konflikt mit dem Gesetz. 2003 verurteilte ihn ein Hamburger Gericht zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren – unter anderem wegen Betrugs im Zusammenhang mit dubiosen Immobiliengeschäften. Am 24. Januar 2000 war er in Deutschland verhaftet worden, weil er als Manager der Zeder Immobilien Treuhand AG in Hamburg mit Hilfe einer Drückerkolonne unrealistische Mietkauf-Optionen verkauft haben soll.
Sein heutiger Kunde Opitz, der sich im Internet als Krisenberater darstellt, muss sich wohl nun auch selbst beraten, denn gegen Opitz ermitteln gleich zwei Staatsanwaltschaften: Zu Unrecht soll er sich als Diplomat für Sao Tome ausgegeben haben.
Die Staatsanwaltschaft Stadtroda ermittelt: Missbrauch von Titeln und Berufsbezeichnung. Opitz’ Papiere seien ungültig, er sei gar kein akkreditierter Kurier und er wäre auch nie als ein solcher bestellt gewesen.
Auch die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den angeblichen Diplomaten. Der Vorwurf hier: Urkundenfälschung und unbefugtes Führen ausländischer Amtsbezeichnungen.
Das beeindruckt Friedel Opitz nicht sonderlich:
Dem rbb-Magazin Kontraste sagte Opitz:
Die Anklagen haben für mich keine Bedeutung. Ich war 15 Jahre lang im Bereich der Firmenabwicklung tätig, da hat man laufend Verfahren. Daily Business.
Aber auch Unterschlagung eines Luxusautos wird ihm vorgeworfen, berichtete Kontraste.
Das kommt gar nicht gut.
Opitz schrieb als geschäftsführender Gesellschafter der Berliner FROPEX Transport Rental Racing GmbH an GoMoPa:
Ich muss Sie in der Sache enttäuschen, die Verbalnoten waren echt, die Verfahren wegen Titelmissbrauch und Urkundenfälschung sowie Unterschlagung sind zur Anklage nicht zugelassen worden, weil nicht anklagefähig wegen fehlender Strafbarkeit.
Und darüber hinaus sind erhebliche Maßnahmen gegen vereinzelte Leute in die Wege geleitet worden. Auch hat mein Maybach, der mir gehört und auch nicht unterschlagen wurde, nie ein Diplomatenkennzeichen gehabt.
Update vom 1. Februar 2021. Opitz schrieb uns:
Friedel Opitz
Geschäftsführender Gesellschafter
FROPEX Transport Rental Racing GmbH
Hallo Herr Siewert,
ich schreibe Ihnen heute eine E-Mail dazu. Die Verfahren sind alle erledigt. Die Anklage wurde nicht zugelassen, die Staatsanwaltschaft hat das akzeptiert.
Ich bin leider in die Wirkungsbereiche von Dr. Welk gekommen. Ich hab es zu spät gemerkt. Das Beratungsverhältnis mit Alice Weidel gab es natürlich. Ich habe damals öffentlich eine Woche vor der Wahl in Baden-Württemberg sie nicht als Lügnerin darstehen lassen wollen.
Sollten Sie diesbezüglich Nachweise brauchen, dann würde ich Ihnen diese zur Verfügung stellen.
Also: Alles echt und keine Hochstaplerei, sondern politstrategische Dinge, die damals nicht anders zu lösen waren.