Berlins größter und zugleich Deutschlands zweitgrößter privater Wohnungskonzern, die Deutsche Wohnen SE (162.700 Wohnungen in Deutschland, davon 115.000 in Berlin) aus Berlin Wilmersdorf, rechnet in diesem Jahr mit Mietausfällen in Höhe von neun Millionen Euro, im nächsten Jahr von 30 Millionen.
Berlins zweitgrößter und zugleich Deutschlands größter privater Wohnungskonzern, die Vonovia SE (354.019 Wohnungen in Deutschland, davon 42.429 in Berlin) aus Bochum, hatte erklärt, wegen nicht vorzunehmender Mieterhöhungen auf Jahressicht zehn Millionen Euro weniger einzunehmen.
Schuld hierfür sei vor allem der Berliner Mietendeckel, der am 30. Januar 2020 vom Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen worden war und das Mietwachstum für die Dauer von fünf Jahren begrenzen soll.
Dadurch sind in der Bundeshauptstadt seit Ende Februar 2020 Mieten für 1,5 Millionen Wohnungen auf dem Stand vom Juni 2019 eingefroren. Ab 2022 dürfen sie höchstens um 1,3 Prozent jährlich steigen. Wird eine Wohnung wieder vermietet, muss sich der Vermieter an neue, vom Staat festgelegte Obergrenzen und die zuletzt verlangte Miete halten.
Bestandsmietensenkungen in Berlin
Ab dem 23. November 2020 greift eine weitere Regelung, die Senkung überzogener Bestandsmieten, die mehr als 20 Prozent über der zulässigen Obergrenze liegen.
Dann muss die Deutsche Wohnen in gut 30 Prozent ihrer betriebenen Wohnungen die Mieten senken.
Vonovia trifft die Bestandsmietensenkung nicht ganz so stark:
Bei “zwei Dritteln” der mehr als 40.000 Wohnungen in Berlin müssten die Mieten gar nicht gesenkt werden, weil diese im Rahmen der staatlichen Obergrenzen lägen. Die monatliche Nettokaltmiete von Vonovia betrug in Deutschland Ende September 2020 durchschnittlich 6,91 Euro pro Quadratmeter.
Wer bei der Deutsche Wohnen eine neue Wohnung in Berlin nimmt, zahlt aktuell durchschnittlich 7,51 Euro je Quadratmeter – ohne Mietendeckel wären es zwei Euro mehr.
In den neuen Mietverträgen steht eine so genannte Schattenmiete.
Diese könnte anfallen, wenn Karlsruhe den Mietendeckel für verfassungswidrig erklärt.
Das Management der Deutsche Wohnen zeigt sich zuversichtlich, dass das Bundesverfassungsgericht den Deckel kippen wird. Auch mehrere Experten rechnen mit einem Urteil zugunsten der Wohnungsvermieter.
Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn (57) aus Potsdam prophezeit:
Dann werden die Vermieter wieder in der Kritik stehen, weil sie die gekürzten Mieten zurückverlangen.
Er sieht den Berliner Senat in der Verantwortung. Union und FDP haben eine Normenkontrollklage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Ein Urteil wird im ersten Halbjahr 2021 erwartet.
Aber selbst den Mietendeckel können die Deutsche Wohnen wie auch Vonovia bisher ganz gut verkraften.
Bundesweit legten die Wohnungsmieteinnahmen der Deutsche Wohnen in den ersten neun Monaten 2020 im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Vorjahres um 4 Millionen Euro auf rund 554 Millionen Euro zu, ein Zuwachs von rund 0,7 Prozent.
Ohne den in Berlin geltenden Mietendeckel wären die Mieteinnahmen des DAX-Konzerns aber deutlich höher gewesen: