Ein Crowdinvesting-Plattformbetreiber kann sich doch eigentlich bei jedem Angebot ganz entspannt zurücklehnen. Er bekommt immer seine Gebühren, egal wie es beim Anbieter (Emittenten) läuft oder ob die Kleinanleger hinterher einen Totalverlust erleiden.
Die 2011 gegründete Berliner Bergfürst AG (Bergfuerst.com) aus der Schumannstraße 18 in Mitte von Dr. Guido Sandler (Gründer der Berliner Effektenbank AG und der E-Trade Bank AG) und Dennis Bemmann (Gründer von studiVZ) hat im Jahr 2015 sogar ihre Banklizenz zurückgegeben, um noch riskantere Produkte anbieten zu können (der Tages-Umsatz steigerte sich laut Dr. Sandler auf das Niveau des früheren Quartalsumsatzes).
Am 15. Mai 2020 feierte BERGFÜRST das Erreichen eines wichtigen Meilensteins: Das Unternehmen hat die 100 Millionen Euro-Marke an investiertem Kapital geknackt. Fast zwei Drittel des Volumens wurde allein innerhalb der letzten anderthalb Jahre in die durch BERGFÜRST vermittelten Anlagemöglichkeiten investiert. Mittlerweile verfügt BERGFÜRST über mehr als 60.000 Kunden und hat insgesamt 78 Immobilienprojekte finanziert. BERGFÜRST ging 2019 eine strategische Partnerschaft mit der Commerzbank-Tochter CommerzReal ein.
Millionen-Pleitier Bergfuerst-Crowd-Treuhänder Dr. Guido Sandler
Und die Crowd-Anleger sollten über ihren Darlehens-Treuhänder Dr. Guido Sandler (57) aus Berlin als Geschäftsführer der Bergfürst Service GmbH und Vorstand der BERGFÜRST AG wissen, dass Dr. Sandler in der Vergangenheit für Millionenpleiten ebenfalls als Geschäftsführer verantwortlich war.
2006 führte Dr. Sandler als kaufmännischer Geschäftsführer die Schulte GmbH Fachgroßhandel für Sanitär und Heizung aus der Ruhrallee 175 in Essen mit einer bilanziellen Überschuldung von rund minus 39,1 Millionen Euro und einem Jahresfehlbetrag von rund minus 112 Millionen Euro in die Insolvenz, Amtsgericht Essen, Aktenzeichen 161 IN 238/06.
2007 führte Dr. Sandler dann die ST Bauhandelsgesellschaft mbH aus der Heisenbergstraße 26-40 aus Kerpen, ebenfalls in Nordrhein-Westfalen, mit einer bilanziellen Überschuldung von mehr als minus 50 Millionen Euro in die Pleite, Amtsgericht Essen, Aktenzeichen 161 IN 4/07.
Doch nun wurde scheinbar der Plattform Bergfuerst.com-Betreiber entweder zu gierig oder zu inkompetent.
Denn einer ihrer fleißigsten Daueremittenten, die Bonafide Immobilien Gruppe aus der Eifel in Nordrhein-Westfalen, behauptet plötzlich, dass es zu Unregelmäßigkeiten bei den Engagements mit BERGFÜRST gekommen sei. Was die Plattform bestreitet. Der Streit auf Unterlassung dieser Behauptung wird nun vor Gericht ausgefochten.
Auf Nachfrage erklärte Bonafide Immobilien Gesellschafter Stefan Schepers, er ist auch Geschäftsführer bei verschiedenen Emittentengesellschaften der Bonafide Gruppe und hat lange Zeit seine Crowdinvestings über Bergfürst abgewickelt, gegenüber dem bayerischen Wirtschaftsjournalisten Stefan Loipfinger von InvestmentCheck.de aus Rosenheim vor wenigen Tagen:
Das Fass zum Überlaufen brachte eine nicht genehmigte Abbuchung von einem unserer Konten am 30.12.2019 durch Bergfürst.
Wir mussten diese, unter Androhung von strafrechtlichen Maßnahmen, zurückfordern.
Bergfürst hat den Betrag dann zurück überwiesen und sich entschuldigt.
Damit konfrontiert sieht Bergfürst von Dr. Guido Sandler diese Behauptung als: