Alfredo Cuti ist eine der schillernden Gestalten, wie sie nur der Graue Kapitalmarkt hervorbringt. Der selbsternannte Börsenexperte und seine Vasallen hatten Privatanleger mit haltlosen Renditeversprechen in dubiose Investments der Schweizer Gesellschaften AktienPower AG und Globalino gelockt – und im Anschluss Millionenbeträge veruntreut, vermutet die Staatsanwaltschaft. Nach jahrelangen Ermittlungen beginnt jetzt der Prozess gegen die mutmaßlichen Betrüger.
Am 13. April 2015 um 9:30 Uhr eröffnete die Große Wirtschaftsstrafkammer 22 des Landgerichts Mannheim den Prozess (Aktenzeichen: 22 KLs 631 Js 510/08) gegen den in der Schweiz lebenden Italiener Alfredo Cuti (Jahrgang 1974) und vier weitere Beschuldigte: Dominique Lechler (Jahrgang 1964), Hans Peter Borst (Jahrgang 1956), Andreas Wengler (Jahrgang 1965) und Monika Ahl (Jahrgang 1977).
An insgesamt 16 angesetzten Verhandlungstagen will das Gericht die Schuld der fünf Angeklagten im Zusammenhang mit den Geschäften der AktienPower AG aufklären. Zwischen 2005 und 2007 sollen Alfredo Cuti und seine Handlager außerbörsliche Aktien an unbedarfte Privatanleger verkauft haben. Zu dieser Erkenntnis kam die Eidgenössische Bankenkommission EBK Anfang 2008 bei einer Untersuchung. Die EBK deckte gravierende Unregelmäßigkeiten auf und bezeichnete die Geschäftspolitik des Italieners aus dem Kanton Zug als “cash-burn”.
Nach intensiven und langwierigen Ermittlungen mit Amtshilfe in der Schweiz und in Österreich erhob die Staatsanwaltschaft Mannheim am 10. Dezember 2012 gegen Alfredo Cuti, zwei weitere Mitglieder aus dem Geschäftsbereich und zwei Vertriebsdirektoren Anklage wegen banden- und gewerbsmäßigen Betruges, weil sie beim außerbörslichen Verkauf ihrer Aktien gegenüber den Aktienkäufern falsche Angaben gemacht haben sollen.
Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Mannheim, Erster Staatsanwalt Peter Lintz, schilderte damals die Vorgehensweise der AktienPower AG gegenüber dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net wie folgt:
Die Angeschuldigten sollen zwischen Anfang 2005 und Mitte 2007 über ein von ihnen gesteuertes Vertriebssystem außerbörslich Aktien der Schweizer AktienPower AG zu Preisen zwischen 125 und 160 Schweizer Franken (rund 103 und 132 Euro – Anmerkung der Redaktion) in Deutschland und Österreich an Anleger verkauft und dabei sowohl im Emissionsprospekt als auch in den sonstigen Vertriebsunterlagen unzutreffende Angaben über die Ertragslage der Gesellschaft und der zu erzielenden Dividende gemacht haben.
In diesem Zusammenhang sollen auch Bilanzen der Gesellschaft durch die Einbuchung von wertlosen Forderungen manipuliert worden sein. Daneben soll das Anlagepublikum insbesondere über die beabsichtigte Verwendung der einzuzahlenden Gelder getäuscht worden sein.
Das Landgericht Mannheim spricht von Millionenschäden durch Alfredo Cuti.