Die wirtschaftlichen, klimatischen und Lebensbedingungen haben sich in Paraguay in den letzten Jahren drastisch verschlechtert (zum Beispiel Preisverfall für Holz, Wirtschaftskrise im wichtigen Nachbarland Brasilien, Fröste, Großfeuer, Trockenheiten, Überfälle insbesondere auf Deutsche, Geiselnahmen), so dass die realen Risiken die meist als toll angepriesenen Renditeaussichten für Anleger aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz überwiegen.
Und obwohl die Agri Terra KG aus Grasbrunn bei München (St.-Ottilienweg 11) schon 2015 von Börse Online wegen des Riskos ihres Rinderangebots auf die SCHWARZE LISTE gesetzt wurde und das Unternehmen aufgrund eines BaFin-Verbots seiner OrangenRENTE im Jahr 2018 auf die GoMoPa-Warnliste kam, werden die beiden hinter Agri Terra stehenden Brüder Finanzchef Michael (46) aus Going am Wilden Kaiser im österreichischen Tirol und CEO Carsten Dirk Pfau (50) aus Rottach-Egern am Tegernsee am Rande der Bayerischen Alpen nicht müde, Anleger aus aller Welt mit weiteren Renditen wie etwa 20 Prozent auf 20 Jahre Sicht mit Tomaten, Paprika und Salat aus Gewächshäusern auf erworbenem Land in Paraguay zu locken. Mindestbeteiligung: 15.000 Euro.
Der Schweizer Werteanalyst Philip Nerb aus Füllinsdorf muss etwas im Auge gehabt haben, als er den Brüdern im Februar 2019 sekundierte:
In meinen Augen hat das Konzept eine Bewertung mit “hervorragend” (1+) verdient.
Das Konzept vielleicht, aber auch nur, wenn man die tatsächlichen Entwicklungen im Land außer acht lässt.
Noch vor sieben Jahren konnte man als Kleinanleger bei der Agri Terra ab 5.000 Euro zum Rinderbaron im südamerikanischen Paraguay werden.
Man erwarb direkt Kälber, die auf Weideflächen in Paraguay nach 18 Monaten mit rund 500 Kilogramm Gewicht auf Auktionen verkauft werden sollten. “14,3 Prozent Gewinn auf das eingesetzte Kapital in nur einem Jahr”, meldete das Internetportal Wallstreet Online. 200 Deutsche, Österreicher und Schweizer wurden so zu passiven Rinderzüchtern.
Das ist nun für Kleinanleger vorbei. Der Einstieg beginnt nun BaFin-frei erst ab 100.000 Euro Mindestanlage.
Und mit der OranenRente ist es gleich mal für alle in Deutschland lebenden Anleger vorbei.
Seit 2015 hatten Michael und Carsten Pfau Anlegern auch in Deutschland die Möglichkeit geboten, ab 12.500 Dollar (11.430 Euro) eine Parzelle Land im Südosten von Paraguay zu kaufen, die mit 160 Orangenbaum-Setzlingen aus dem benachbarten Brasilien (größter Orangenanbauer der Welt) bepflanzt und 25 Jahre bewirtschaftet wird, danach können die Besitzer mit dem Land machen, was sie wollen. Die erste Ernte beginnt nach 3 Jahren und soll laut Carsten Pfau pro Baum im Jahr 200 Kilo Orangen bringen. Nach Abzug aller Kosten könnten die Käufer dann jedes Jahr mit einer passiven OrangenRENTE von 2.500 bis 3.000 US-Dollar (2.290 bis 2.743 Euro) rechnen. 250 Anleger vor allem aus Bayern und Baden-Württemberg kauften Parzellen.
Doch dann ab 2017 mussten die Brüder ein Jahr lang mit der deutschen Finanzaufsicht BaFin über die Frage debattieren, ob das Angebot der Agri Terra KG mit der Bezeichnung “Landerwerb in Paraguay mit OrangenRENTE” nun eine Vermögensanlage oder einfach nur ein Immoblien-Kauf (Agrarland-Erwerb) ist.
Am 3. Mai 2018 entschied die BaFin schließlich, dass es sich um eine prospektpflichtige Vermögensanlage handeln würde. Und da die Brüder keinen Prospekt eingereicht oder veröffentlicht haben, verbot die BaFin das Angebot und gab die Entscheidung im Juni 2018 öffentlich bekannt, wie GoMoPa berichtete.
Carsten Pfau kündigte daraufhin am 22. Juni 2018 im Youtube-Interview mit Inside Wirtschaft Chefredakteur Manuel Koch an der Frankfurter Börse an, er werde einen Prospekt einreichen.
Doch das ist nicht geschehen. Das Angebot Landerwerb in Paraguay mit OrangenRente kann in Deutschland nicht mehr bei der Agri Terra KG gezeichnet werden.
Carsten Pfau hat allerdings einen Online-Marktplatz eingerichtet, wo Orangenparzellen in Paraguay gehandelt werden.
Allerdings heißt es da gerade:
Aktuell sind aufgrund hoher Nachfrage leider keine Parzellen mehr verfügbar. Schauen Sie morgen wieder vorbei.
Doch seit letztem Jahr kann Carsten Pfau den Anlegern zwei neue Immobilien-Angebote machen:
Neues Immobilienangebot Nummer 1: Gewächshäuser für Bio-Gemüse in Paraguay – sogenannte Vegetable Greenhouses
Ab 15.000 Euro kann man zum Mitbesitzer von Land werden, auf denen Gewächshäuser errichtet und für die nächsten 10 Jahre bewirtschaftet werden. Und zwar durch Beitritt zur HORTALIZA PARAGUAY KOMMANDITGESELSCHAFT, die Carsten Pfau am 20. Juli 2018 als persönlich haftender Gesellschafter (Komplementär) in Grasbrunn gegründet hat. Pfau rechnet für seine Kommanditisten, sollten sie den Zyklus nach 10 Jahren wiederholen, auf 20 Jahre gesehen mit einer Rendite von 20 Prozent im Jahr. Die ersten Rückläufe können schon nach dem ersten Verkauf nach einem Jahr fließen.
Neues Immobilienangebot Nummer 2: Eine Hausparzelle in einem Country-Club nach Vorbild aus den USA
Nach eigenen Angaben haben die Brüder nach US-amerikanischem Vorbild neben ihren Gewächshäusern auch noch einen 25 Hektar großen EcoVita Country Club nahe der Kleinstadt Nueva Italia (35 Kilometer von der Hauptstadt Asuncion entfernt) errichtet. Gesamtinvestvolumen: 60 Millionen Euro.
Dort kann man nicht nur eine Club-Mitgliedschaft erwerben. Für 15.000 US-Dollar (13.717 Euro) bis 95.000 US-Dollar (86.873 Euro) darf sich jeder eine Parzelle mit oder ohne Landhaus kaufen. 330 Parzellen wurden auf 65 Hektar rings um die Clubanlage angelegt und erschlossen.
Carsten Pfau sagte Ende Oktober 2019 dem Münchener DEAL-Magazin:
Wir stellen unseren Kunden zunächst drei verschiedene Hausoptionen vor, mit unterschiedlicher Größe und Ausstattung, und natürlich zu sehr unterschiedlichen Preisen, so dass für jeden etwas dabei ist.
Wir können jedoch auch fast jeden Kundenwunsch berücksichtigen und umsetzen, so dass man nicht an unsere Grundmodelle angebunden ist.
Die Parzellenkäufer dürfen dann auch die Freizeitangebote des EcoVita Country Clubs kostenlos nutzen, wie Schießstand, Schwimmbad, Tennisplatz und Reitanlage.
Meine Frau und ich haben eines dieser Gewächshäuser für Erdbeeren mit Servicevertrag vor etwa zweieinhalb Jahren gekauft. Gebaut wurden die Gewächshäuser bis heute nur zum Teil. Die erbauten Gewächshäuser sind noch immer nicht in Betrieb. Auf die Nachfrage ab wann mit einer Fertigstellung und Produktionsbetrieb zu rechnen sei, gab es keine Antwort seitens Agri Terra KG. Wir bekamen auch auf die Nachfrage welches Gewächshaus denn nun unseres sei keine Antwort. Nach Fristsetzung von vier Wochen und Verlangen eines dezidierten Projektplans gab es ebenfalls keine Antwort. Die Nachfrage nach Titeln wurde mit Verweis auf einen Notar abgetan. Die Nachfragen beim Notar wurden ebenfalls nicht beantworten. Auch auf den Vorschlag den Vertrag aufzulösen, wenn es nicht möglich sei eine Erdbeerproduktion zu starten bzw. die Gewächshäuser nicht gebaut werden können, gingen Agri Terra KG nicht ein. Von dem Projekt EcoVita Countryclub nebenan gibt es mittlerweile viele negative Kommentare. Die Straßen seinen nur provisorisch, ebenso die Strom- und Wasserversorgung der insgesamt elf Häusern, die in den letzten vier Jahren auf über dreihundert Parzellen entstanden sind. Die Gemeinschaftsanlagen sind ebenfalls noch nicht fertig. Ebenso seien die Titulos seit vier Jahren nicht zustande gekommen. Abrechnungen über Strom und Wasser würde es ebenfalls nicht geben. Für mich sieht das nach einem größeren Betrug aus. Da wir also keine Antworten bzw. Planungen seitens Agri-Terra KG bekommen, übergeben wir das an die Staatsanwaltschaften in Deutschland und in Paraguay.