Wohnungsnot von Studenten als Geschäftsmodell? Mit fragwürdigen Praktiken bringen der aus Nordrhein-Westfalen stammende Immobilieninvestor Sven Schwarzat (31) aus Leipzig (hat in Passau sein Jurastaatsexamen in Steuer- und Gesellschaftsrecht gemacht) und sein Geschäftspartner Kevin Radar (34) aus Fürth (hat in Stuttgart Bank- und Finanzdienstleistungen studiert) seit sechs Jahren den Leipziger Wohnungsmarkt in Aufruhr.
Auf Reddit.com erhielten sie dafür vor vier Monaten den Titel: „Absolute Raubritter!“

Dort wurde vor 2 Monaten auch ein Grundriss einer ihrer Studenten-Wohngemeinschaften in der Demmeringstraße in Leipzig-Lindenau gepostet: 14 Zimmer, je 7, 9 oder 11 Quadratmeter groß, mit Warmmieten von je 265, 305 und 330 Euro. Plus ein fensterloses Zimmer mit Küche, Dusche und Toilette in einem Raum. Insgesamt 157,64 Quadratmeter mit einer Gesamtwarmmiete von 4.225 Euro im Monat. Das ergibt 26,8 Euro warm pro Quadratmeter Wohnfläche. Und bedeutet die rund dreifache Mieteinnahme gegenüber einer nicht aufgeteilten Mietwohnung am selben Ort.
Vor 2 Wochen meldete die Leipziger Volkszeitung (LVZ), dass die Stadt die Nutzung von WGs in der Demmeringstraße wegen fehlendem Brandschutz untersagt. Im Zuge der Recherchen hat die LVZ Rader und Schwarzat einen detaillierten Fragekatalog zugeschickt – mit der Bitte, auf die einzelnen Mietervorwürfe einzugehen und ihre Sicht der Dinge zu schildern. Bislang gab es dazu keinerlei Reaktion.

Sven Schwarzat, Kevin Rader und der Leipziger Immobilienmarkt
- Zwei Junginvestoren und ihr Firmengeflecht
- Dubiose Rolle der LeiWo Hausverwaltungsgesellschaft mbH von Uwe Heinz Roßbach (63) aus Bad Elster – Übernahme und Liquidation
- Überteuerte WG-Zimmer? Mietpreise weit über dem Durchschnitt
- Miserable Wohnbedingungen in den „Schwarzat-WGs“?
- Wohnungsmarkt Leipzig: Warum Studierende besonders betroffen sind
- Juristische Einordnung: Eigenbedarfskündigung, Verwertungskündigung, baurechtliche Fragen
- Gesellschaftliche Bewertung: Profit versus soziale Verantwortung
- Vergleichbare Modelle in Deutschland – und deren Echo
- Handlungsempfehlungen für Studierende und Wohnungssuchende
Im Einzelnen.
1. Zwei Junginvestoren und ihr Firmengeflecht
Seit 2019 sorgen der Jurist Sven Schwarzat und sein Geschäftspartner Kevin Rader auf dem Leipziger Wohnungsmarkt für Schlagzeilen. Privat und über ein Netzwerk eigener Firmen – darunter Schwarzat Capital GmbH (Lützen, Sachsen-Anhalt), KR Beteiligungs-GmbH (Leipzig) und ihrer gemeinsamen RS WohnWerte GmbH (bis 2023 firmierte sie als United Capital RE GmbH, Leipzig) – kaufen sie vor allem günstig vermietete Wohnungen auf.
Offiziell geben sie sich als seriöse Immobilieninvestoren, die Wohnraum entwickeln und „bezahlbaren Wohnraum“ für Studierende schaffen wollen, wie es in einer Presseaussendung der Schwarzat Capital GmbH vom 29. Februar 2025 heißt.
Tatsächlich jedoch berichten Mieterinnen und Mieter und Medien von aggressiven Entmietungsstrategien und einem Geschäftsmodell, das auf der Umwandlung dieser Wohnungen in überteuerte Wohngemeinschafts-Zimmer (WG-Zimmer) beruhen soll.
Schwarzat Capital GmbH etwa beschreibt sich selbst als Unternehmen, das gezielt in Leipziger Wohnimmobilien investiert, diese saniert und insbesondere an Studierende vermietet. RS WohnWerte GmbH – der gemeinsame Firmenableger von Schwarzat und Rader – übernimmt laut Pressemitteilung vom 14. Dezember 2023 den Ankauf und die Aufwertung von Wohnhäusern in Leipzig. Die KR Beteiligungs-GmbH dient Kevin Rader als Beteiligungsgesellschaft. Auffällig ist auch im Sommer 2022 die Gründung einer LeiWo Hausverwaltungsgesellschaft mbH, die bis vor kurzem als Hausverwalterin für viele Objekte der Investoren fungierte. Dieses Firmengeflecht ermöglicht es Schwarzat und Rader, bei ihren Immobiliendeals als Eigentümer, Verwalter und Vermieter aufzutreten – häufig laut den Schilderungen zum Nachteil der Mieter.
2. Dubiose Rolle der LeiWo Hausverwaltungsgesellschaft mbH – Übernahme und Liquidation
Eine besondere Rolle spielt die LeiWo Hausverwaltungsgesellschaft mbH, über die Mietverträge und Verwaltung der Wohnungen liefen. Im August 2022 wurde als Geschäftsführer ein externer Partner eingesetzt, Uwe Heinz Roßbach aus Bad Elster. Anfang 2023 überschrieben Schwarzat und Rader die gesamte Firma auf Roßbach, der sie schließlich seit März 2024 auflöst.