Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group hat bekannt gegeben, dass das Unternehmen künftig mehrheitlich von seinen Anleihegläubigern kontrolliert werden soll. Dies teilte das Unternehmen am späten Freitagabend (24.05.2024) mit.
Laut der Mitteilung sollen die Anleihegläubiger 75 Prozent der gesamten Stimmrechte des Unternehmens übernehmen. Die derzeit ausstehenden Stammaktien werden nach der Transaktion die restlichen 25 Prozent der Stimmrechte repräsentieren. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Restrukturierungsplans, der darauf abzielt, die finanzielle Stabilität der Adler Group zu gewährleisten.
Im Rahmen der Vereinbarung wird die Fälligkeit der bestehenden Schulden des Unternehmens auf Dezember 2028, Dezember 2029 und Januar 2030 verlängert. Zusätzlich soll das Eigenkapital durch die Umwandlung eines großen Teils der bestehenden sogenannten 2L-Anleihen in nachrangige ewige Anleihen um etwa 2,3 Milliarden Euro gestärkt werden. Darüber hinaus wird die Adler Group frisches Kapital in Höhe von 100 Millionen Euro erhalten und kann Veräußerungserlöse von bis zu 250 Millionen Euro zurückbehalten.
Die Anleger zeigten sich begeistert von der Ankündigung. Die Adler-Aktie sprang auf der Handelsplattform Tradegate in einer ersten Reaktion gegenüber dem XETRA-Schlusskurs um 57,76 Prozent auf 0,2600 Euro nach oben.
Hintergrund und weitere Entwicklungen
Die Adler Group hat in den letzten Jahren erhebliche finanzielle Schwierigkeiten durchlebt, die durch Marktunsicherheiten und steigende Zinsen verschärft wurden. Das Unternehmen hat bereits mehrere Maßnahmen zur Stabilisierung ergriffen, darunter die Veräußerung von Vermögenswerten und die Neuverhandlung von Schulden. Die jüngste Restrukturierung soll die langfristige finanzielle Gesundheit der Adler Group sichern und ihre Position im deutschen Immobilienmarkt stärken.
Im Geschäftsjahr 2023 konnte die Adler Group trotz schwieriger Bedingungen eine robuste operative Leistung erzielen. Die Mieteinnahmen und die niedrige Leerstandsrate unterstreichen die Qualität des Portfolios des Unternehmens, insbesondere im Berliner Wohnungsmarkt.
Die Adler Group plant, ihre Restrukturierungsmaßnahmen fortzusetzen und sich auf die Veräußerung ausgewählter Portfolios und Entwicklungsprojekte zu konzentrieren. Dies soll die Liquidität verbessern und die Verschuldung weiter reduzieren. Die Zustimmung der Anleihegläubiger und die positiven Reaktionen der Märkte geben Anlass zur Hoffnung, dass die Adler Group auf einem guten Weg ist, ihre finanziellen Herausforderungen zu bewältigen und langfristig erfolgreich zu sein.
Die Adler Group, ein führendes Unternehmen im Bereich Wohnimmobilien, steht derzeit vor großen Herausforderungen und befindet sich in einem umfassenden Restrukturierungsprozess. Hier sind die wichtigsten aktuellen Entwicklungen:
Operative Leistung und Finanzielle Restrukturierung
Im Geschäftsjahr 2023 hat die Adler Group trotz eines schwierigen Marktumfelds eine robuste operative Leistung erbracht. Das Unternehmen konnte eine Mietwachstumsrate von 5,1% verzeichnen und die Leerstandsrate auf nur 1,1% senken. Dies unterstreicht die starke Position der Adler Group insbesondere im Berliner Wohnungsmarkt. Allerdings führte die Veräußerung von Vermögenswerten zu einem Rückgang der Netto-Mieteinnahmen von 245 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 210 Millionen Euro im Jahr 2023.
Finanzielle Herausforderungen und Restrukturierungsmaßnahmen
Die Adler Group hat erhebliche Maßnahmen ergriffen, um ihre finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Diese beinhalten die erfolgreiche Platzierung von 191 Millionen Euro in 1,5-Lien-Anleihen mit einem jährlichen PIK-Zins von 21%, die bis Ende Juli 2025 fällig sind. Zudem hat das Unternehmen durch Veräußerungen von Vermögenswerten 530 Millionen Euro generiert, wobei 270 Millionen Euro an Schulden zurückgezahlt wurden und ein Netto-Cash-Flow von 200 Millionen Euro erzielt wurde.
Gerichtliche Entscheidungen und Auswirkungen
Die Restrukturierung der Adler Group wurde durch die Entscheidung des Court of Appeal of England and Wales beeinflusst, die eine frühere gerichtliche Anordnung aufhob. Trotz dieser Entscheidung bleiben die Änderungen der Anleihebedingungen, die im April 2023 vorgenommen wurden, weiterhin gültig und in Kraft. Diese Änderungen bilden die Grundlage für die laufenden Verbindlichkeiten der Adler Group und unterstützen die langfristige finanzielle Stabilität des Unternehmens.
Für das Jahr 2024 erwartet die Adler Group eine Fortsetzung der robusten operativen Leistung. Das Unternehmen plant, seine Restrukturierungsbemühungen fortzusetzen und sich auf die Veräußerung ausgewählter Portfolios und Entwicklungsprojekte zu konzentrieren, um die Liquidität zu steuern und die Verschuldung weiter abzubauen. Analysten prognostizieren zudem niedrigere Zinssätze im Jahr 2024, was den Finanzierungsbedingungen des Unternehmens zugutekommen könnte .
Die Adler Group zeigt sich zuversichtlich, dass die fortgesetzten Restrukturierungsmaßnahmen und die starke operative Leistung eine solide Grundlage für die Zukunft des Unternehmens bieten werden.