Stefan Klaile (44) aus Konstanz will nun endlich an das ganze große Geld. Mit seiner Xolaris Service Kapitalverwaltungs-Aktiengesellschaft versucht er, sich gegen Konkurrenten wie die Hansa Invest der Iduna Versicherungsgruppe aus Hamburg ein möglichst großes Stück vom bislang noch unbegrenzten Kosten-Kuchen bei Alternativen Investment Fonds (AIFs) zu sichern.
Die Kapitalverwaltung ist das einzige Segment, das die Bonner Finanzaufsicht BaFin noch nicht reguliert und damit ausgebremst hat, aber ohne das ein AIF nicht funktionert. Es gibt also gar kein Entrinnen. Die Frage ist nur: Wem vertrauen Vermittler, Fondsinitiatoren und Anleger diese Lizenz zum Gelddrucken an. Schließlich sind sie dem Kapitalverwalter auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, weil er nicht nur Geld kostet, sondern auch noch obendrein bestimmen kann, wo das Geld der Anleger investiert wird.
Die AIF-Richtlinie gibt den Kapitalverwaltungsgesellschaften so viel Macht, dass die eigentlichen Fondsgeschäftsführer praktisch nur noch deren Marionetten sind.
Klaile änderte nun für seine vor vier Jahren gegründete Xolaris Service KVAG zunächst einmal seine Firmenadresse und gönnte sich im März 2017 einen Tapetenwechsel aus der Walter-Gropius-Straße 17 in München-Schwabing vom nördlichen Stadtrand in das renommierte Münchner Herz auf den Maximiliansplatz 12.
Wobei sich die Frage stellt, wieso ein Dienstleister, der fremdes Anlegergeld verwaltet, so eine renommierte Adresse braucht. Um Vertriebe anzulocken, die sich von Statussymbolen blenden lassen?
Damit nicht genug schaltete Klaile als Portfoliomanagement-Vorstand der Xolaris Service KVAG gleich mal drei selbst verfasste und nur auf den zweiten Blick als gekaufte Seiten erkennbare Verlagssonderveröffentlichungen im Handelsblatt am 3. Juli 2017, im Focus am 17. Juli 2017 und in der Frankfurter Rundschau am 2. August 2017, in denen er jeweils um Initiatoren von Alternativen Investmentsfonds (AIFs) wirbt, denen er Konzeption, Verwaltung und Compliance abnehmen will.
Klaile will dafür kräftig expandieren und sucht Mitstreiter
“Wir werden 2017 noch weitere Portfolio- und Risikomanager einstellen und suchen derzeit nach gut ausgebildeten Kandidaten”, kündigte Klaile in der Finanzwelt von Dorothee Schöneich aus Wiesbaden an.
Fonds würden mit ihm sparen, rechnet Klaile in seinen selbstverfassten Werbe-Berichten im Handelsblatt und im Focus vor. Denn laut Kapitalanlagegesetzbuch braucht eine externe Kapitalverwaltungsgesellschaft nur eine belastbare Kapitalausstattung von 125.000 Euro, während eine fondseigene KVG mehr als das Doppelte, nämlich mindestens 300.000 Euro, haben muss.
Wie die bisherige Praxis der Xolaris Service KVAG am Beispiel der V+ Venture Fonds aus Landshut beweist, ist aber das Gegenteil der Fall. Die Anleger mussten bei Klaile bluten, obwohl die Fonds gar keine Gewinne machten, wie weiter unten noch zu lesen ist.
Die Xolaris Service Kapitalverwaltungs-Aktiengesellschaft erfüllt zwar die Mindestbedingung aus dem Kapitalgesetzbuch für eine externe Kaptitalverwaltungsgesellschaft. Das Eigenkapital der Xolaris Service KVAG war von 120.376 Euro im Jahr 2014 auf 166.295 Euro im Jahr 2015 geklettert.
Ob aber Klaile den angedienten Vertrauensakt verdient und meistern kann, scheint auch noch aus einem ganz anderen Grunde als der bisherigen negativen Praxis der Xolaris Service KVAG fraglich. Denn Klaile hat noch immer persönlich schwer an seinen noch nicht aufgearbeiteten Lasten aus der Vergangenheit zu tragen.
Klaile fing mal als ganz kleiner Wirtschaftsprüfer an. Der gleichaltrige Malte Hartwieg aus München, der sich vom gelernten Maurer zum Selfmade-Millionär hochgearbeitet hatte, hat auch Klaile groß gemacht, erinnert sich ein Vertriebsprofi gegenüber dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net:
“Klaile ist ein Produkt von Malte Hartwieg.”
Doch 2014 verließ Hartwieg seinen Wohnsitz im Münchner Boheme-Viertel Schwabing, lebt heute in Szeged in Ungarn und weiß angeblich nicht, wo die verschwundenen 300 Millionen Euro aus seinem seit 2008 aufgebauten Firmenimperium (Euro Grund Invest Fonds, NCI, Selfmade Capital, Panthera Fund sowie Vertrieb Dima24) hin sind, wie der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net berichtete.
Seit 2013 ermittelt die Staatsanwaltschaft München I wegen Betruges, Untreue und Geldwäsche gegen Hartwieg und dessen einstigen Kompagnon Christian Kruppa (52), der in Dubai lebt.
Auch gegen Klaile gibt es ein Strafermittlungsverfahren. Die Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelt seit Sommer 2015 im Zusammenhang mit verschwundenen 40 Millionen Euro in den vier Konstanzer Canada Gold Trust Fonds, bei denen Klaile jeweils zu einem Drittel beteiligt ist und bei denen Klaile jeweils als Treuhänder fungierte.
Bei den Ermittlungen gegen alle Canada-Gold-Trust-Verantwortlichen geht es um den Verdacht auf Untreue und Betrug, wie GoMoPa.net vom Thüringer Anlegerschutzanwalt Dr. Thomas Pforr aus Bad Salzungen erfuhr.
Klaile warf den Treuhänderposten im Februar 2015 hin. Aber er steht
nach wie vor in der Haftung für sein persönliches Treuhänder-Versagen bei den desaströsen Canada Gold Trust Fonds, wie das Landgericht Konstanz vor kurzem feststellte: