Am Platz der Vereinten Nationen zeugt das unfertige World Conference Center Bonn (WCCB) direkt gegenüber vom ehemaligen Bundestag von einem der größten Finanzskandale, den die alte Bundeshauptstadt je gesehen hat. Der Bau des Kongresszentrums war im Jahr 2009 bereits zu 80 Prozent fertiggestellt, als sich ein Finanzdesaster in Millionenhöhe offenbarte. Der Hauptinvestor “Dr. Kim” aus Südkorea wurde erst als Finanzengel gefeiert und später als Betrüger verurteilt. Denn er hatte mit Hilfe seiner Partner seine immense Bonität nur vorgetäuscht. Die Baugesellschaften gingen insolvent und das WCCB drohte zur Bauruine zu verkommen. “Dr. Kim” und seine Gehilfen wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, die der Bundesgerichtshof nun bestätigte.
Drei Jahre lang suchte die Stadt Bonn vergeblich nach einem Investor für das geplante Kongresszentrum der Vereinten Nationen, das auf der gegenüberliegenden Seite des ehemaligen Bundestages entstehen sollte. Im Jahr 2005 bewarb sich der Südkoreaner Man-Ki Kim (54) mit seiner Firma SMI Hyundai Corporation Limited bei der Stadt Bonn als Investor für die Errichtung und den Betrieb des World Conference Center Bonn.
Sein Rechtsberater und Pressesprecher des Unternehmens Ha Sung Chung (51) traf sich deshalb mit Projektverantwortlichen der Stadt, dem Stadtdirektor sowie der Oberverwaltungsrätin und überzeugte diese, dass die SMI Hyundai Corporation Limited eine bevorzugte Verhandlungsposition erhalten sollte, obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch einen weiteren Mitbewerber für das Projekt gab. Im Gegenzug versprach Chung den Bonner Stadtoberen, dass seine Firma die Rechnung des für die Stadt tätigen “unabhängigen Investorenprüfers” Michael Thielbeer über 32.000 Euro begleichen würde.
Doch die Südkoreaner hatten die Verantwortlichen der Stadt Bonn hinters Licht geführt. Sie bestachen den vermeintlich unabhängigen Berater Thielbeer mit 600.000 Euro, damit er sich für den Zuschlag an die Südkoreaner starkmachte, wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet. Zudem täuschten sie den Projektverantwortlichen vor, dass ihre Firma SMI Hyundai Corporation Limited ein Teil des internationalen Automobilkonzerns Hyundai sei und deshalb über erheblich finanzielle und personelle Ressourcen verfüge.
Tatsächlich war Investor Man-Ki Kim bereits bis über beide Ohren verschuldet – unter anderem bei der Investmentfirma Arazim Ltd. aus Zypern. Mit den zehn Millionen Euro, die sich Kim von Arazim geborgt hatte, täuschte er in Bonn eine nicht vorhandene Bonität vor. Die Stadt ließ sich von dem vermeintlichen Finanzengel blenden und übertrug ihm unentgeltlich mehrere Grundstücke im Wert von zehn Millionen Euro. Im Gegenzug versprach Kim ein Eigenkapital für das WCCB-Projekt in Höhe von 40 Millionen Euro.