WELLSTAR8. September 2014 | 22:01 | Lesedauer ca. 8 min | Autor: GoMoPa-Redakteur GS

WELLSTAR Chef Christian Wiesner ein Hochstapler?


Networking ist eine tolle Sache, die BYAS-Produkte der Berliner WELLSTAR GmbH & Co. KG zur Faltenreduzierung im Gesicht und zum Fettabbau am Po sind gut, wenn auch maßlos überteuert – aber das ganze Drumherum vom Inhaber und Chefpromoter Christian Wiesner geht gar nicht, fasst eine Hamburger WELLSTAR-Führungskraft im Gespräch mit dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net ihre persönliche Erfahrung mit dem MLM-(Multi-Level-Marketing)-Unternehmen zusammen.

 

Die freie Vertrieblerin, die mehrere WELLSTAR Beauty Style Clubs ins Leben rief und betreute, stieg nach einem Jahr WELLSTAR vor kurzem enttäuscht aus: “Teilweise wurden Provisionen nicht gezahlt. Eine versprochene Reise habe ich nie bekommen. Christian Wiesner neigt dazu, maßlos zu übertreiben.”

Christian Wiesner (47) aus Berlin Hermsdorf, der es zuvor erfolglos mit chinesischem Mikroalgen-Pulver versuchte und nun Billigprodukte aus China als WELLSTAR-Neuheit verkauft und sich das Zertifikat dafür einfach selbst malte, wie GoMoPa.net berichtete, ist gerade in Norwegen auf Promotion Tour. Nachdem in Berlin, Leipzig und Düsseldorf WELLSTAR Beauty Style Clubs nach nur einem halben Jahr wegen Erfolglosigkeit wieder schließen mussten, wie betroffene Vertriebler GoMoPa.net berichteten, leitet Wiesner die WELLSTAR Gruppe überwiegend von Budapest in Ungarn aus.

Wiesner versucht nun, im skandinavischen Raum neue WELLSTAR Beauty Style Clubs mit freien Handelsvertretern aus dem Boden zu stampfen.

Laut seiner neuesten Business-Präsentation seien “ÜBER 200 CLUBS OFFEN”, habe es “1.000 % WACHSTUM IN 2013” gegeben und sei es “DAS ZIEL: 20.000 CLUBS BIS 2015 EUROPAWEIT” zu eröffnen.

Das klingt gut, wäre da nicht Wiesners auffällige Charakterschwäche. Er soll zum Übertreiben und Flunkern neigen. Manche halten Wiesner für einen Hochstapler.

 

Die Spanne reicht von überhöhten Zahlen auf Facebook über eine getürkte Übersetzung eines Interviews mit einem Manager Magazin in Polen bis hin zu einem vermeintlichen Pro7-Fernsehbericht, der so gut ausfiel, dass man dem Sender dafür Geld bezahlt habe, damit der Bericht nicht ausgestrahlt wird, weil man dem Kundenansturm noch gar nicht mit den wenigen Shops gewachsen sei. Hinzu kommt, dass sich Wiesner mit Manager-Paradiesvögeln umgibt, die wenig Schmeichelhaftes zu verstecken haben.

Doch der Reihe nach.

Die Hamburger Vertriebsführungskraft ärgerte sich zunächst über Folgendes:

Bei den Vertriebsveranstaltungen wurde immer erzählt, die WELLSTAR BYAS Produkte, also das Bionic Youth Activating System mit Hyaluron-Cremes gegen gegen Falten im Gesicht sowie die Radiofrequenz-Lifter gegen Fett an Bauch und Po, lassen die Kunden nach kurzer Anwendungszeit 5 Jahre jünger aussehen.

Auf Facebook machte Wiesner gleich mal 20 Jahre jünger daraus. Warum macht Wiesner aus einer Mücke einen Elefanten? Das ist doch unseriös.

Einen besonderen Vogel schoss Wiesner im Juli 2013 ab. Da kündigte er an, dass sich der private Fernsehsender Pro7 für WELLSTAR interessiere und 6 Wochen lang die Abnehmerfolge an zwei Testern aus dem Vertrieb dokumentieren wolle.

 

Bei dem einen handelte es sich um die Vertrieblerführungskraft Karsten Cekeres und bei der zweiten Testperson um Corsette Wayer, die Ehefrau der Vertriebsführungskraft Oliver Wayer.

Im August 2013 präsentierte schließlich WELLSTAR ein Video auf DVD von dem angeblichen Pro7-Dreh, die Vertriebler zu Werbezwecken für 10 Euro erwerben konnten und sollten.

Darin erzählt Karsten Cekeres, dass er in 6 Wochen trotz Essens und Partys mit dem BYAS Body Lifter 15 Kilo abgenommen habe, sein Bauchumfang habe sich um 15 Zentimetern verkleinert.

Corsette Wayer berichtet, dass sie nach 6 Wochen zwei Kleidergrößen kleiner trage, dass sie 6 Kilo leichter sei und ihr Bauchumfang 20 Zentimeter weniger betrage.

Aber, egal wie stolz beispielsweise WELLSTAR-Mitarbeiter Cekeres in dem Video erst seinen dicken und dann einen deutlich schlankeren Bauch in die Kamera streckt, Filmer von Pro7 oder SAT1 waren nicht dabei.

Senior-Redakteurin Dagmar Brandau aus der Pressestelle der ProSiebenSat1 TV Deutschland Senderfamilie in Unterföhring hatte von WELLSTAR, Wiesner oder BAYAS noch nie etwas gehört.

Die Hamburger Vertriebsführungskraft erinnert sich, was WELLSTAR für eine Geschichte zu dem Video dazu auftischte:

Auf die schlechte Qualität des Filmes angesprochen, hieß es: “das ist ein heimlicher Mitschnitt. Der Sender will natürlich nicht, dass der Film vor der eigentlichen Ausstrahlung schon gezeigt wird.”

Als wir im Laufe der Zeit immer wieder mal nachfragten, wann der Film denn nun gesendet wird, hieß es:

“Wir zahlen viel Geld, damit der Film noch nicht gezeigt wird! Denn noch haben wir nicht in allen Städten Beauty-Style-Clubs und wo sollen die Interessenten denn hin? Sie werden uns überrennen, wenn der Film ausgestrahlt wird.”

In den letzten Monaten war von diesem “Fernsehbericht” keine Rede mehr.

Sowohl Senior-Redakteurin Dagmar Brandau als auch das Büro von Konzernsprecher und Chef der Konzernkommunikation, Julian Geist, in München äußerten sich übereinstimmend, dass es in der Sendergeschichte einen solchen Fall, bei dem für die Nichtausstrahlung gezahlt wurde, nie gegeben habe. Das sei gar nicht vorstellbar.

Doch im Dezember 2013 legte Wiesner mit einer neuen Medien-Story nach.

Die Hamburger Vertriebsführungskraft erinnert sich:

Christian Wiesner behauptete, WellStar wäre die Titelstory in der Dezember 2013 Ausgabe des Manager Magazin Polen. Wir konnten dann einen Sonderdruck des angeblich 4-seitigen Artikels für Werbezwecke kaufen. “Ein Ritterschlag” für die Firma WellStar pünktlich zur Markteröffnung in Polen, O-Ton Christian Wiesner.

Aber eine Bekannte von mir besuchte um diese Zeit ihr Heimatland und konnte an keinem Kiosk ein Manager Magazin mit dem Titelbild des Christian Wiesner kaufen.

Ein Interview von Wiesner mit der polnischen Ausgabe des Hamburger Manager Magazins, das mehrheitlich zum SPIEGEL gehört, zur WELLSTAR-Offensive in Polen Ende 2013 konnte es auch gar nicht geben. Das polnische Manager Magazin war schon zum Ende 2008 nach nur vier Jahren wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt worden.

Ein Interview mit Christian Wiesner auf der Titelseite gab es im Dezember 2013 tatsächlich. Allerdings mit einem Online-Magazin mit dem Namen Manager.inwestycje.pl aus Wroclaw. Man kann sich die Ausgabe noch heute für 88 Cent herunterladen.

Dabei kommt jedoch Erstaunliches zutage, wenn man das polnische Original-Interview mit der deutschen Fassung vergleicht, die Christian Wiesner seinen Vertrieblern für einen Euro zum Kauf anbot.

Wiesner dichtete dem Interview Passagen an, die es im Interview mit der polnischen Redaktion gar nicht gibt.

Das fällt allein schon optisch auf.

Das polnische Original-Interview reicht im Text dem Christian Wiesner von der Stirn bis zur Brust.

Die verlängerte deutsche Fälschung reicht im Text dem Christian Wiesner von der welligen Haarspitze bis zu seinem Bauchnabel.

Inhaltlich liest sich der Unterschied zwischen Original und Fälschung so:

Das Manager.inwesticye.pl schließt mit der Aussage: “Mit dem Social Club Selling Konzept entstanden 2013 in nur einem Jahr von Null Zehntausende Kunden in über 200 Clubs.”

Dieser Satz findet sich auch in der deutschen Fassung bei Wiesner. Doch völlig frei erfunden folgen dann folgende Wunschpassagen, die es im Manager.inwesticye.pl nicht gibt. Bei Wiesner werden so aus den im Magazin erwähnten Zehntausenden Kunden plötzlich “Millionen Kunden und 10.000e neue Unternehmer”. Doch lesen Sie die Erfindung Wiesners selbst:

Zahlreiche Unternehmer
und Seiteneinsteiger erzielten als Club
Owner Millionen Euro an Umsätzen und Einkommen.
Dank modernster Online-Technologien
arbeiten alle Clubs ohne Kosten für Warenlager,
Angestellte oder Werbung.

Die Vision von Christian Wiesner ist klar und
einfach: “Mit dem Social Club Selling entstehen
Millionen Kunden auf eine völlig neue und direkte
Art, und 10.000e neuer Unternehmer bauen sich
sichere und lukrative Existenzen auf. Alles durch
die Verbindung von Direct Marketing, Franchising
und modernem E-Commerce.”

Die Hamburger WELLSTAR-Vertriebsführungskraft kramt in Ihren Unterlagen:

Leider finde ich auch keinen Bestellzettel mehr für das “Manager-Magazin”.

Ich glaube aber, es hat 1 Euro gekostet. Wir haben uns noch gewundert. dass es für WellStar-Verhältnisse relativ wenig war.

Ich bin heute mal bei WellStar in meinem BackOffice gewesen (noch komm ich rein, bin mal gespannt wie lange noch). Dort kann man im “Shop” unter anderem auch Werbematerial bestellen.

Merkwürdigerweise kann man das “Manager-Magazin” und die DVD “Kundenreport” nicht mehr bestellen. Hat da jemand kalte Füße bekommen ???

GoMoPa.net lud Christian Wiesner zu einem echten Interview ein, in dem er alle Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit ausräumen könne. Doch Wiesner zeigte keinerlei Reaktion.

Wiesners Spitzenverkäufer Vice President Sales Jörg Zimmermann soll sich in Privatinsolvenz befinden.

Wiesners Mega-Trainer Jörg Zimmermann wird auf der WELLSTAR-Homepage überschwänglich gelobt:

Der Vice President Sales verfügt über 17 Jahre Top-Erfahrung im Network Marketing. Jörg Zimmermann hat für mehrere europäische und amerikanische Konzerne insgesamt über 50.000 Partner aufgebaut und betreut. Insbesondere in der Basisarbeit besitzt er ein sehr umfangreiches Praxis-Know-how, mit dem er bei WellStar gezielt die Partner ausbildet und das Geschäft dupliziert.

Doch wie GoMoPa.net aus gutinformierten Kreisen erfuhr, habe der Top-Trainer selbst mit einer Privatinsolvenz zu kämpfen.

Wiesner und Zimmermann kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei der Firma Quorum International. Die ging 1996 pleite. Es ging um Alarmanlagen aus Asien. Um viel Aktion, Karrierepläne. Ähnlich wie jetzt bei WELLSTAR. Wiesner hatte gute Verbindungen nach Asien, um dort billig einzukaufen.

Nach der Quorum-Pleite wechselten Wiesner und Zimmermann zu Flexstrom und versuchten, über die Firma Innoflex zusammen mit Robert Mundt, dem Chef von Flexstrom, Stromverträge zu verkaufen.

Die Berliner Firma ging voriges Jahr pleite und hinterließ 835.000 Gläubiger mit einer halben Milliarde Euro Forderungen.

Kurz vor der Pleite leisteten sich Robert Mundt und dessen Bruder Thomas noch ein Husarenstück.

Die Brüder sollen kurz vor der Insolvenz gemeinsam mit zwei weiteren Eigentümern sechs Millionen Euro eingestrichen haben, nachdem sie die verlustreiche eigene Firma Optimal Grün GmbH an die Flexstrom AG verkauft hatten, wie aus einem Bericht des Insolvenzverwalters Christoph Schulte-Kaubrügger hervorgeht.

Was für Lehrmeister Wiesner und Zimmermann da hatten.

Ganz anders dagegen die Erfahrungen des dritten Top-WELLSTAR-Verkäufers Mario Hillig aus Schwerin – der war bei der Vito City Properties GmbH aus dem Kurfürstendamm 188 in Berlin Halensee etwa fünf Jahre lang Schrottimmobilienverkäufer.

Die Vito ist eine Tochter der GRÜEZI Real Estate AG aus dem Kurfürstendamm 188/189 in Berlin Charlottenburg (heute Hauptstraße 117 in Berlin Schöneberg), die auch mit der Firma K&K Royal Basement von Kai-Uwe Klug zusammengearbeitet hat.

Sechs Bosse der GRÜEZI Real Estate AG sitzen seit Mai 2014 in Untersuchungshaft wegen Schrottimmobiliengeschäften in den Jahren 2008 bis 2012.

Das Berliner Landgericht hatte bereits am 23. Juni 2012 die neunköpfige Maklertruppe um Protzmakler Klug zu mehrjährigen Haftstrafen wegen gewerbsmäßigen bandenmäßigen Betruges verurteilt, Aktenzeichen (536) 4 Wi Js2/08/8 (11). Klug selbst bekam 5 Jahre Haft.

GoMoPa.net liegt eine notarielle Urkunde vor, auf der Mario Hillig als Verkäufer einer Vito-Schrottimmobilie unterschrieb.

Der vierte Topverkäufer der WELLSTAR-Drückerkolonne ist Oliver Wayer – ein ehemaliger Lebensversicherungs-Policen-Aufkäufer der Best Select AG München und der Schweizer SAM AG. Zuvor arbeitete er für die AXA und First Finance, hatte aber den Spitznamen Storno-Prinz, da vieles, was er an Geschäft einreichte, später platzte, wie sich ein Ex-Weggefährte gegenüber GoMoPa.net erinnert.

Bei der Swiss Management Group SAM AG aus Luzern in der Schweiz und dem deutschen Vertrieb Best Select AG in München verloren 4.500 Anleger 44 Millionen Euro, die als Darlehen an die SAM AG aus gekündigten Lebensversicherungen überwiesen wurden.

Gegen SAM-AG-Alleinaktionär Frank Michael Oberle (49) aus Würzburg ermittelt die Staatsanwaltschaft München I wegen des Verdachts auf Betrug und Verstoß gegen das Kreditwesengesetz in Millionenhöhe (Geschäftsnummer 324 Js 129882/11).

Bei der Best Select AG München arbeitete auch Daniel Fritsch, bevor er als Vertriebschef zur S&K aus Frankfurt wechselte. Daniel Fritsch, Stefan Schäfer und Jonas Köller sitzen seit Anfang 2013 in Untersuchungshaft wegen eines mutmaßlichen Schneeballsystems mit zu hoch bewerteten Immobilien mit Geldern aus LV-Policen-Käufen und Anlegerkrediten. Die Staatsanwaltschaft geht von 37.000 Geschädigten mit einem Schaden von 200 Millionen Euro aus.

Christian Wiesner will mit seinem Shop Webstar “bis zum Jahr 2020 über 1 Milliarde User weltweit” vernetzen “und ein Umsatzvolumen von 20 Milliarden Euro” erzielen.

So Wiesners Vision. Doch schon im Jahr 2007 hat ein Wellstar-Aussteiger auf GoMoPa.net seinen Ausstieg so begründet:

Warum bin ich nicht mehr bei Wellstar, weil mir die Geschäftsgebaren von Herrn Wiesner zu kriminell wurden, Tickets, teure Seminarenebenkosten und Einsteigerpakete und ständig Veränderung des Marketingplanes.

Herrn Wiesner sind Kunden nicht wichtig, Hauptsache man kauft eine Geschäftsstufe für 3000 Euro.

Und dann soll der Neue nicht Kunden aufbauen, sondern Menschen finden, die wieder diese Pakete kaufen.

Seine Aussage zu mir: “Schei… auf die Kunden. Stell die Ware in den Keller und suche Dir wieder Tro…, die das Paket kaufen.”

Ein anderer, der Christian Wiesner noch aus Zeiten von Quorum International kannte, ergänzt: “Dort hat er in der gleichen Art und Weise wie oben beschrieben gearbeitet. Auch ich hatte mein Schlüsselerlebnis. Für mich steht definitiv fest, nie mehr ein Geschäft, in dem Herr Wiesner etwas zu ‘sagen’ hat.” Nun denn…




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