Kurze Laufzeiten, hohe Renditen und die maximale Investitionsquote von 100 Prozent. Mit diesen Versprechen konnte die hanseatische ONE Group für ihre Immobilienfonds-Serie ProReal Fonds seit Anfang des Jahrzehnts mehr als 100 Millionen Euro einwerben. Mit dem ProReal Fonds 4 sollen zusätzlich bis zu 200 Millionen für Immobilienprojekte der Isaria Wohnbau AG gesammelt werden.
Manfred Brenneisen (73), Gründer und Chef der Brenneisen Capital AG aus Wiesloch, ist vor allem für eines bekannt: teure Produkte mit hohen Vertriebsprovisionen. Seit dieser Woche verkauft der Vertriebsprofi das neueste Produkt der ONE Group aus Hamburg: den geschlossenen Investmentfonds ProReal Deutschland Fonds 4 GmbH & Co.
Die Kooperation ist auf den ersten Blick ein Widerspruch. Die ONE Group konnte ihre Fondsserie ProReal vor allem deshalb erfolgreich platzieren und innerhalb von vier Jahren mehr als 100 Millionen Euro bei Kleinanlegern einsammeln, weil die Kunden sich von der angeblichen 100-prozentigen Investitionsquote überzeugen ließen, die in den Unterlagen und den Verkaufsgesprächen regelmäßig hervorgehoben wird. Nach eigenen Angaben verwaltet die One Group mit allen ihren Tochterunternehmen rund 900 Millionen Euro von 36.000 Investoren.
Brenneisen hingegen erlangte traurigen Ruhm, indem er bei mittlerweile notleidenden Anlageprodukten bis zu 50 Prozent des eingezahlten Kapitals als Vertriebsprovision kassierte.
Bei genauerer Betrachtung der ProReal-Fondsprospekte verfliegt die Verwunderung über die scheinbar ungewöhnliche Liason hingegen schnell.
Um möglichst schnell und einfach an das Geld der Anleger zu kommen, hatten sich die ONE Group Chefs Bernhard Constantin Bucher (45) und Thomas Michael Sebastian Ermel (31) dazu entschieden, ein besonders riskantes Immobilienangebot am Markt zu platzieren.
Alle drei Jahre müssen nun die laufenden Projekte neu finanziert werden und die Altanleger mit einer Verzinsung von rund sieben Prozent im Jahr ausbezahlt werden. Zusätzlich müssen die Vertriebs- und Verwaltungskosten, Gebühren für Konzeption und Marketing sowie ein Gewinn für die beteiligten Gesellschaften erwirtschaftet werden.
Der erste Fonds der ProReal-Serie hatte ein eher überschaubares Volumen von 10 Millionen Euro, die abzüglich von Vertriebs- und Verwaltungskosten in Immobilienprojekte des Münchner Partnerunternehmens Isaria Wohnbau AG investiert wurden. Wie auch bei den Folgefonds wurde mit Isaria eine erfolgsabhängige Verzinsung des Kapitals vereinbart. Der Fonds konnte problemlos voll am Markt platziert werden.
Mit der ProReal Deutschland Fonds 2 GmbH & Co. konnte die ONE Group einen weiteren großen Schritt nach vorne machen. Die 2012 gegründete Fondsgesellschaft konnte ebenfalls voll platziert werden und erfolgreich 25 Millionen Euro einsammeln, die wiederum als Darlehen an Projektgesellschaften der Isaria weitergereicht wurden.
Kaum war der zweite Fonds platziert, machten sich Bucher und Ermel daran, den dritten Fonds ihre ProReal-Serie in den Markt zu drücken. Eurokrise und Niedrigzinsumfeld halfen der ONE Group gegen den allgemeinen Trend, das Vertriebsergebnis ein weiteres Mal zu verbessern, und 75 Millionen Euro am Markt zu platzieren.
Mit der ProReal Deutschland Fonds 4 GmbH & Co. KG plant die ONE Group mindestens das Platzierungsergebnis des 3er-Fonds zu wiederholen, hofft insgeheim aber wohl noch auf deutlich mehr Kapital. Bis zu 200 Millionen Euro sind prospektiert.
Entgegen den Werbeversprechen haben die ProReal-Fonds eine teure und intransparente Kostenstruktur.
Sowohl im Prospekt, als auch in den Zusatzunterlagen zum ProReal Fonds 4 wird dem Anleger eine Investitionsquote von 100 Prozent suggeriert. Allerdings geht die Rechnung nur auf, indem Vertriebs- und Verwaltungskosten kurze Hand als Investition deklariert werden. “100 Prozent Investitionsquote haben wir nur beim 2er-Fonds versprochen”, kommentiert ein Sprecher der ONE Group auf Anfrage von GoMoPa. Ob das auch im Vertrieb angekommen sei, dazu möchte er lieber keine Stellung beziehen.