Seit 2001 war der einstige Ruhrkohle-Finanzbereichsleiter Diplomkaufmann Michael Jürgensen (68) aus Unterhaching im Vorstand des bayerischen Immobilien- und Kreditverwalters Webac Holding AG in München.
Doch 2019 gingen Jürgensen trotz einer Erfolgsvergütung von 2.000 Euro zu seinen fixen Jahresbezügen von 70.000 Euro die Ideen aus, wie er die Rendite aus den Büros, Praxen und Läden steigern könnte, um Altlasten auszugleichen.
Das Münchener Börsenmagazin Going Public hielt ihm 2019 vor:
Seit mehr als 20 Jahren schleppt die Webac Holding AG einen Verlustvortrag von mehr als 30 Millionen Euro aus früheren Aktivitäten mit sich herum.
Das sei ein enormer Wert: Beim aktuellen Aktienkurs von 4,10 Euro ergibt sich für das Unternehmen, das im geregelten Markt der Börsen Frankfurt und Düsseldorf gehandelt wird, insgesamt nur eine Marktkapitalisierung von 3,27 Millionen Euro. Anfang der 1990er Jahre kostete die Aktie noch das Zehnfache.
Jürgensen verkaufte schließlich im Jahr 2018 das Tafelsilber des Konzerns: die gesamte Maschinenbausparte für Gießereimaschinen und Kernsandmischer.
Das brachte aber auch nur einen Kaufpreis von 2,1 Millionen Euro ein.
Auf der Hauptversammlung am 13. November 2018 soll Jürgensen schließlich an die Aktionäre appelliert haben, interessante Ideen gerne weiterzugeben.
Er selbst konnte den Aktionären keine konkreten Pläne präsentieren, mit denen genug Geld verdient werde, um die Verlustvorträge beseitigen zu können.
Und noch im Sommer 2020 schrieb Jürgensen in den Halbjahreskonzernbericht:
Die wesentlichen Chancen bestehen in einer gewinnbringenden Verwertung der Immobilien.
Auch hier glänzte er durch Ideenlosigkeit. In der Halbjahresbilanz 2020 heißt es:
Für den Bereich werden verschiedene Optimierungsmaßnahmen gesucht, um die heutige Substanz bestmöglich zu erhalten bzw. zu verwerten.
Dabei ging es ihm vor allem um die Vermietung und um Veräußerungsmöglichkeiten vorhandener Gebäude in Hagen und Euskirchen.
Im November 2020 trat Jürgensen von seinem Alleinvorstandsposten zurück.
Hilfe sollte die Krefelder Gewerbeimmobilien-Unternehmerfamilie Steinert bringen.
Deren Familienunternehmen, die 2002 gegründete RWV Immobilien GmbH & Co. KG, besitzt etliche Büros, Praxen und Läden in Krefeld am Rhein (NRW).
RWV-Geschäftsführer Rechtsanwalt Dr. Tilman Steinert (36) wurde im November 2019 in den Aufsichtsrat der Webac Holding AG gewählt.
Und sein Anwaltskollege und RWV-Prokurist Konrad Steinert (70) übernahm schließlich im November 2020 den Alleinvorstandsposten der Webac Holding AG.
Doch seitdem herrscht Ruhe. Keine Ad-hoc-Meldung. Keine Pressemitteilung. Nichts.
Die BaFin hat am 1. März 2021 gar eine Geldbuße in Höhe von 12.000 Euro gegen die Webac Holding Aktiengesellschaft festgesetzt, weil Vorstand Konrad Steinert Berichtspflichten auf der Firmenseite versäumt haben soll.
Ist der Krefelder Steinert-Klan überhaupt der Richtige, um die Webac Holding AG zu retten?
Bei Webac sind alle Gewerbeobjekte zumindest voll vermietet. Das kann man bei den Steinerts in Krefeld nicht sagen.
Selbst für ihre 2016 eröffnete Top-Immobilie, das 1.800 Quadratmeter Mietfläche große Seidenstadt-Ensemble auf der Krefelder Prachtmeile Ostwall, suchen sie noch immer Büro- und Ladenmieter für eine Fläche von 581 Quadratmeter.
Und das Problem mit mitgeschleppten Altlasten in den Bilanzen haben die Steinerts auch für die eigene Familienfirma nicht gelöst.
Die RWV Immobilien GmbH & Co. KG konnte zwar im Jahr 2019 ihr Grundstücksanlagevermögen um mehr als 800.000 Euro auf über 11 Millionen Euro erhöhen.
Aber der Jahresverlust kletterte von rund minus 106.000 Euro im Jahr 2018 auf rund minus 280.00 Euro im Jahr 2019.
Seit Jahren schleppt das Familienunternehmen Jahr für Jahr einen Verlustvortrag von über 2 Millionen Euro mit sich herum, der nur minimal kleiner wird.
Die Aktionäre der Webac Holding AG scheinen mit dem Wechsel von Michael Jürgensen zu den Steinerts vom Regen in die Traufe gekommen zu sein. Nun denn…