Mehmet Göker, ehemaliger Chef des Versicherungsvertriebs MEG AG, hatte nahezu alle Versicherungskonzerne in Deutschland um mehrere Millionen Euro betrogen. Doch statt im Gefängnis zu versauern, genießt der Vertriebsexperte sein Leben unter türkischer Sonne. Ein anhängiges Verfahren vor dem Landgericht Kassel wird voraussichtlich nicht einmal eröffnet.
Die aktuellen Schlagzeilen in Bezug auf den mutmaßlichen Abzocker Mehmet Göker, der mit seiner MEG AG in großem Stil Vorschüsse auf Provisionen von großen Versicherungskonzernen kassiert und nie zurückgezahlt hatte, klingen wie Satire. Eine dem Landgericht Kassel vorliegende Anklage kann nicht bearbeitet werden, ein Verfahren gegen Göker nicht eröffnet werden, weil der zuständige Vorsitzende Richter Wolf Winter befördert wurde. Der erfahrene Jurist ist neuerdings Präsident des Amtsgerichts Kassel, was zu einer Vakanz bei der Wirtschaftskammer des Landgerichts führte.
Auf Anfrage der Hannoverschen Zeitung HNA kommentierte Dr. Jan Blumentritt, Sprecher des Amtsgerichts, den Richterwechsel und dessen Auswirkungen auf das Verfahren gegen Mehmet Göker. Demnach sei die Wirtschaftskammer derzeit derart überlastet, dass ein neues aufwendiges Verfahren hinten anstehen müsse, bis die Richterstelle neu besetzt sei: “Wir hoffen, dass diese Vakanz in der Wirtschaftsstrafkammer in den nächsten Monaten behoben werden kann.” Bis es soweit sei, könne man aber “keine Arbeitskraft in den Fall Göker” stecken, so Blumentritt.