Nur mit einer Abwertung von 10,5 Millionen Euro des einst 15 Millionen Euro schweren Aktiengrundkapitals im Sommer 2014 konnten Aufsichtsrat Klaus Mutschler (58) aus Neu-Ulm und die Vorstände Bankfachwirt Marc Drießen (40, Konzeption und Vertrieb) und Dr. der Chemie Marcus Simon (50, Finanzen) den Jahresfehlbetrag ihres börsennotierten Hamburger Emissionshauses Hesse Newman Capital AG von minus 13,5 Millionen Euro rückwirkend zum Ende des Jahres 2013 auffangen und einen Gang zum Insolvenzgericht wegen bilanzieller Überschuldung vermeiden.
Der Jahresfehlbetrag allein wäre nicht ganz so schlimm, aber dramatisch wurde es, weil das Eigenkapital der Hesse Newman Capital AG von 23,7 Millionen Euro (2012) auf 4,7 Millionen Euro (2013) und damit unter die Hälfte des Aktienvermögens gesunken ist.
Mutschler, der auch den Zweitmarkt-Händler für Lebensversicherungspolicen Cash-life AG in Pullach gegründet hat, der wiederum seinen Vertrieb Max.xs financial services AG wegen einer Steuerschuld von 240 Millionen Euro notverkaufen musste, musste außerdem auf die Rückzahlung seines Gesellschafterdarlehens in Höhe von 7,4 Millionen Euro verzichten, das Mutschler der Hesse Newman Capital AG gegeben hatte.
Weil auch in diesem Jahr ein Jahres-Verlust von rund minus 3 Millionen Euro erwartet wird, wurde das Aktiengrundkapital mit Wirkung vom August 2014 noch einmal um 2,5 Millionen Euro gesenkt, so dass heute von den einst 15 Millionen Aktien nur noch 2 Millionen Aktien zum Nennwert von je einem Euro übrig sind.
Der Kapitalschnitt trifft Mutschler, Drießen und Dr. Simon auch persönlich am härtesten. Mutschler hält über seine Schweizer Firma SBW Schweizer Beteiligungs-Werte AG aus Zürich selbst die absolute Mehrheit von 58,97 Prozent am Aktienpaket der Hesse Newman Capital AG.
Drießen und Dr. Simon halten je 12,51 Prozent an dem Emissionshaus, das unter ihrer Leitung seit 2009 zehn Fonds mit 8.000 Anlegern auflegte.
2012 brachte die Hesse Newman Capital ein ganz besonderes Genussrecht für die Investition in billige Zweitmarkt-Immobilienfondsanteile heraus, die man, so die Hoffnung von Konzeptionsvorstand Marc Drießen, zum Schnäppchenpreis von 50 Prozent des Nennwertes kaufen könnte.
Es sollte ein Immobilienportfoliofonds als Kurzläufer von maximal 5 Jahren sein. Sein Name: Value Classic 7.
7 Prozent Zinsen sollte den Anlegern pro Jahr winken. Die Mindestzeichnungssumme sollte 10.000 Euro plus 3 Prozent Agio sein. Wer keine Auszahlung wünscht, kann auch ein thesaurierendes Genussrecht wählen und braucht für den Nennwert von 10.000 Euro nur 8.000 Euro einzahlen. Das Genussrechtskapital sollte auf 100 Immobilien der verschiedensten Art vornehmlich in Deutschland verwandt werden.
Solange die Hesse Newman Capital im Plus war, mussten sich die Genussrechte-Inhaber keine Sorgen machen, sie werden ja am Erfolg beteiligt.
In einer Pressemitteilung hatte sich Vorstand Drießen 2009 noch gefreut: “Im Einkauf liegt der Gewinn.”
Doch wie aus den Geschäfts- und Lageberichten der Vorstände hervorgeht, war es 2013 mit den Schnäppchen-Immobilien auf dem Immobilienfonds-Zweitmarkt so gut wie vorbei.