Wie gelangen täglich Abertausende von Euros über Ländergrenzen, vor allem in den Nahen Osten, aus Deutschland raus oder ebenso große Summen an Schwarzgeld nach Deutschland hinein – ohne Überwachung durch Banken, Zollämter oder Steuerbehörden? Durch Hawala?
Durch Hawala, arabisch “Wechsel”.
Ein verschwiegenes Transfersystem, das Flüchtlinge oder auch Geschäftsleute benutzen, um Geld zu transferieren. Aber auch Drogenhändler und Terrornetzwerke nutzen Hawala. Das illegale System funktioniert über Vertrauen, durch Geldweiterreichen von Hand zu Hand. Ohne Quittung.
Wer Hawala in Facebook sucht, stößt auf verschiedene Angebote. Fragt man in einem der Chats nach, ob es möglich sei, 6.000 Euro nach Erbil im Irak zu schicken?, lautet die Antwort: “Kein Problem, die Provision beträgt acht Prozent”.
Das Geld muss man zu einem Hawala-Banker in seiner Region bringen, den man genannt bekommt. Aber nur selten wird das Geld tatsächlich in den Nahen Osten oder umgekehrt transportiert. Stattdessen sammeln Hawala-Banker gegen Provision beispielsweise in Deutschland und Syrien Geld ein, das ins Ausland überwiesen werden soll.
Der Hawala-Banker in Deutschland beauftragt dann seinen syrischen Kollegen, entsprechende Summen vor Ort auszuzahlen – und umgekehrt. Die Hawala-Banker geben das Geld an die Empfänger in ihren jeweiligen Ländern weiter. Wenn mehr Geld aus Deutschland nach Syrien geschickt wird als umgekehrt, muss die Differenz ausgeglichen werden. Dann wird Geld tatsächlich über Grenzen hinweg bewegt.
Den MDR-Exakt-Reportern Tarek Khello und Christian Werner
ist es gelungen, mit dem Regionalboss für Halle-Leipzig des deutschlandweiten Hawalla-Netzwerkes zu sprechen: