Als Versicherungskaufmann lief es für den Bayern Herbert Behr (64) im Allgäu nicht so gut. Als Gold- und Gallium-Verkäufer in Sachsen läuft es besser.Doch es gibt auch Beschwerden über Drückerkopplungsgeschäfte von Schmuck gegen teure Goldsparpläne von Golden Gates. Und beim Kundenfang für Gallium-Sparpläne (ab 60 Euro monatlich) oder Sofortkäufe ab 3.000 Euro werden Behrs Preis-Prognosen angezweifelt.
Ebenso wird eine spätere Handelbarkeit der Industriemetalle als Privatpersonen ausgerechnet vom eigenen Großhandelspartner Tradium GmbH aus Frankfurt am Main infrage gestellt.
Bei Goldsparplänen gehört Behrs sächsische Golden Gates Edelmetalle GmbH inzwischen zu den umsatzstärksten Anbietern Deutschlands und wurde von Focus Money als Wachstumschampion 2017 und 2018 gefeiert.
Allerdings warnte eine Kundin den Finanznachrichtendienst GoMoPa.net:
Ich habe in Ihrem Newsletter von der neuen Masche der Golden Gates gelesen. Leider ist der Artikel für Nicht-User nicht zugänglich.
Sollte es hierbei um das neue Produkt Altgoldtausch gehen, kann ich nur abraten.
Hier hat Herr Behr einfach einen Mitbewerber schlecht kopiert. Ich wurde, nachdem ich das Agio ansprach, förmlich genötigt, alten Schmuck aus dem Verwandtenkreis zu besorgen, um über diesen Weg meine goldene Zukunft aufzubauen. Quasi eine Schmuckrente.
Man könne ja jederzeit Schmuck investieren. Nachdem mein Schmuck bewertet wurde, ich mich aber doch umentschied, bekam ich zerstörten Schmuck wieder.
Wer diesen Weg geht, ist bei einer Scheideanstalt besser aufgehoben. Denn der Ankaufspreis wird durch den Sparplan bzw. Münzplan zunichte gemacht.
Ich würde mich freuen, wenn Sie dieses Produkt genauer unter die Lupe nehmen. Gerade in Verbindung mit dem Koppelgeschäft.
Goldsparpläne sind generell nicht billig. Ab 25 Euro kann man monatlich auf Gold sparen, das in Zollfreilagern in der Schweiz und in Deutschland eingelagert wird. Kunden berichten von 12 Prozent Gebühren auf die Gesamtzeichnungssumme, die zunächst bezahlt werden müssen, ehe das eigentliche Goldsparen beginnt. Die Gebühr erhält man zurück, wenn man beispielsweise 12 Jahre lang brav eingezahlt hat.
Für das Familienunternehmen von Behr und seinem Sohn Constantin Behr (33) aus Radeburg in Sachsen arbeiten inzwischen bundesweit 700 Berater. In die Goldsparpläne der Behrs zahlen 13.000 Kunden aus zehn Ländern ein. Bei den Technologiemetallen wie Galllium, Hafnium, Indium, Germanium, die es meist als Warenkorbmix gibt, sind es 5.000 Kunden aus ebenso vielen Ländern.
Doch Golden Gates Kunden beschwerten sich bei GoMoPa.net über angebliche rüde Drückermethoden, wie man sie bislang nur vom Ex-Vorstand des Dresdner Maklerpools PBM AG, Axel Hauck (53) aus Haan in NRW, kannte, der nach der Pleite des Pools im letzten Jahr Geschäftsführer der Porta Capitalis GmbH in Göttingen wurde, die bis Januar 2017 Edelmetall Tausch GmbH hieß.
Die Porta Capitalis GmbH nutzte den Umtausch von Goldschmuck in Goldbarren und die damit verbundenen Vertreterbesuche als Türöffner, um hochriskante Nachrangdarlehen für Beteiligungen an Spielhallen einzusammeln, wie GoMoPa.net berichtete.
Diamanten werden bei Schmuckbegutachtung nicht bewertet.
Herbert Behr bleibt bei seinen Leisten, also Sparen auf zertifizierte Goldbarren. Allerdings hat Axel Hauck die in vielen Schmuckstücken enthaltenen Edelsteine extra bewertet. Bei Golden Gates gibt es für Edelsteine und Halbedelsteine gar nichts, sie werden einfach einbehalten, wenn man nicht ausdrücklich die Rückgabe verlangt und bezahlt.
Im Paragraph 6 der AGBs vom Mai 2017 Begutachtung und Bewertung des Ankaufsgegenstandes heißt es:
Farbedelsteine, Brillanten und Diamanten werden nicht vergütet. Bitte beachten Sie, dass die Gesellschaft Farbedelsteine, Brillanten und Diamanten, grundsätzlich nicht zurücksendet, es sei denn,
der Kunde verlangt ausdrücklich die Rücksendung. Der Kunde trägt die Kosten für die Rücksendung.
Auch wenn der Kunde möglicherweise nach der Begutachtung keinen Goldsparplan wünscht, bekommt er eine kaputte goldene Uhr zurück, die auch nicht wieder repariert wird.
Im Paragraph 6 der AGBs heißt es dazu:
Der Kunde ist damit einverstanden, dass Ankaufsgegenstände (z.B. Uhren) welche verschiedene Materialien enthalten (z.B. Nicht-Edelmetallteile einschließlich Steine und Uhrengläser oder -werke)
irreparabel zerstört werden und auch nicht wieder repariert werden können.Derartige Beschädigungen oder Zerstörungen sind für die genaue Begutachtung und Bewertung zwingend erforderlich.
Fehlende Transparenz?
Kunden beschwerten sich bei GoMoPa.net aber nicht nur über den Umgang mit Diamanten und über kaputten Schmuck, sondern auch über Intransparenz. Eine Kundin schrieb GoMoPa.net:
Ich wurde fast genötigt, zu tauschen und direkt in die Sparpläne einzusteigen. Es wird weder über Kosten und Versicherung des Schmucktausches gesprochen…
Ich finde es eine Schande, eine Art von Koppelgeschäft anzubieten und die Kunden förmlich zu überrumpeln. Denn eine dicke Nase verdient sich hierbei eh wieder nur Herr Behr mit seinem Sohn.