Die Freilassung von Rudolf Ott (55), dem Ex-Vertriebschef der Dresdner Fubus/Infinus-Gruppe, scheitert nur noch an einer ausstehenden Kaution in Höhe von 300.000 Euro. Dann ist auch der Letzte der vor drei Jahren verhafteten sechs Infinus-Manager wieder auf freiem Fuß.
Am 7. Oktober 2016 war der Haftbefehl gegen den Gründer und Hauptangeklagten Jörg Biehl (54) nach Eingang der Kaution außer Vollzug gesetzt worden. Mit strengen Auflagen: Der Ex-Manager muss sich jeden Tag bei der Polizei melden, er darf Sachsen nicht verlassen und keinen Kontakt zu seinen Mitangeklagten aufnehmen. Sollte er erkranken und eine Verhandlungsunfähigkeit geltend machen, muss dies durch einen Amtsarzt bestätigt werden; und ihm wurde aufgegeben, seine eigenen Ärzte von der Schweigepflicht zu entbinden.
Bereits am 1. September 2016 war Otts Vertriebskollege Profesor Dr. Kewan Kadhkodai freigekommen; der 50-Jährige musste 50.000 Euro hinterlegen. Zudem wurde in der ersten Septemberwoche der Haftbefehl gegen den früheren Rechtsberater der Infinus-Gruppe und Aufsichtsrat, Siegfried Bullin, ebenfalls 50, außer Vollzug gesetzt. Der lediglich wegen Beihilfe angeklagte Ex-Infinus-Manager Andreas Kison (47) war bereits Ostern 2016 freigekommen, Chefbuchhalter Jens Pardeike (49) noch während der laufenden Ermittlungen im Februar 2014.
Den sechs Ex-Managern des von der Staatsanwaltschaft behaupteten größten Schneeballsystems Deutschlands (28.000 Gläubiger, rund 1 Milliarde Euro Schaden) wird seit November vorigen Jahr vor der 5. Strafkammer des Landgerichts Dresden der Prozess gemacht.
Aber alle sechs angeklagten Manager warten eigentlich nur auf ein schnelles Urteil unter Vorsitz von Richter Hans Schlüter-Staats (54). Damit sie endlich in Revision gehen können, wo sich die Infinus-Manager einen Freispruch erhoffen. Denn für Betrug muss man erst einmal eine Betrugsabsicht nachweisen.
Und das scheint nicht gelungen zu sein. Die 12 Verteidiger werfen dem Richter der 5. Strafkammer, der bereits wissen ließ, dass er sich Freiheitsstrafen zwischen 5 und 9 Jahren vorstellen könne, Befangenheit vor, weil er außerhalb des Gerichtssaales mit involvierten Wirtschaftsprüfern und Ermittlern gesprochen haben soll.
Auch hat der einzig geständige Ex-Manager, Jens Pardeike (49), und damit der einzige Kronzeuge große Erinnerungslücken und schwadronierte lediglich von einem “schlechten Bauchgefühl”, das er schon seit 2008 gehabt habe. Nämlich davon, dass seiner Erinnerung nach rund die Hälfte der eingesammelten Gelder gebraucht wurden, um die Zinsversprechen älterer Verträge zu erfüllen. Aber Details? Fehlanzeige.
Bereits am 10. Februar 2014 war der sächsische Chef-Buchhalter der Gruppe und Ex-NVA-Offizier Pardeike, der die Verkaufs-Prospekte entwarf, wegen seiner Kooperationsbereitschaft aus der U-Haft Zwickau entlassen worden.
Die fünf anderen Mitangeklagten ließen sich trotz angebotener Zugeständnisse nicht zu einem Geständnis überreden. Im Gegenteil: