Noch im Jahr 2001 nahm der Rallyefahrer und Coburger Autoteilehersteller Michael Stoschek (CDU) den damaligen SPD-Oberbürgermeister seiner Geburtsstadt Coburg Norbert Kastner als Copilot in seinem Auto mit.
Doch nun setzt der Unternehmer die Stadt unter Druck. Tanzen die Stadtväter nicht nach seiner Pfeife (Austausch des Bodens einer alten Tankstelle, Bau einer vierspurigen Autobahn durch die Stadt bis zu Brose), droht er mit dem Weggang nach Bamberg (52 Autobahnkilometer entfernt), wo man schon auf Brose warten und seine Wünsche gern erfüllen würde.
Die Brose Fahrzeugteile SE & Co. KG, die Michael Stoschek 1971 (da war er 23 Jahre alt) von seiner Tante Gisela übernommen hat, ist mit seinen zwei Fabriken, in denen 3.600 Mitarbeiter beschäftigt sind, ein wichtigstes Standbein der Wirtschaft in Coburg. Das Familienunternehmen Brose produziert seit 1919 in der Stadt und hat in Coburg seinen Hauptsitz.
Elektrische Fensterheber, elektrische Sitzverstellungen oder auch Motor-Kühlerzubehör für VW und Mercedes machten Stoschek zum Milliardär. Er zieht heute als Vorsitzender des Gesellschafterausschusses, in dem auch seine Kinder Julia und Maximilian Stoschek sowie seine Schwester Christine Volkmann (76) aus Fürth und deren Tochter Gabriele Volkmann aus Bamberg sitzen, die Strippen.
Die Harmonie zwischen dem Konzernboss und dem Stadtoberhaupt zerriß zum ersten Mal, als die Stadt im Jahr 2004 den Wunsch von Brose ablehnte, eine Straße am Werksgelände nach Stoscheks Opa mütterlicherseits, dem Firmengründer Max Brose (1888-1968), umzubenennen.
Die Ablehnung erfolgte mit dem Hinweis auf “die unklare Rolle Max Broses im Nationalsozialismus”, er war NSDAP-Mitglied, Wehrwirtschaftsführer und beschäftigte Zwangsarbeiter.
Dies fasste Broses Enkel Michael Stoschek als Beleidigung auf, worauf das Unternehmen seine Zuwendungen an örtliche Vereine und soziale Einrichtung stark kürzte.
Im Jahr 2015 knickte die Stadt schließlich ein und genehmigte letztendlich die Max-Brose-Straße.
Nun flammt ein neuer Streit auf, der am 19. Februar 2021 gar zum Gespött im “>ZDF Magazin Royale von Jan Böhmermann wurde.
Anlass war eine Schlagzeile vom 11. Februar 2021 im Onlineportal inFranken.de:
B4-Ausbau: Brose setzt Coburg unter Druck.
Anwohner des Weichegereuth sind voller Sorgen.
Michael Stoschek will den Brose-Standort in Coburg vergrößern, wie er in einer Pressemitteilung am 28. Januar 2021 bekundete. 130 Millionen Euro will er in den nächsten 5 Jahren unter anderem für ein neues Logistikzentrum, ein neues Entwicklungsgebäude und ein neues Parkhaus investieren. Aber nur: Wenn die Stadt die Altlastenkosten übernimmt und eine zusätzliche Autobahn genehmigt.
Die Pressemitteilung von Brose ist überschrieben:
Brose fordert klare Entscheidungen von der Stadt Coburg.
Jan Böhmermann nimmt den Streit zwischen Brose und Coburg so aufs Korn:
Damit die Brose Fahrzeugteile SE & Co. KG noch mehr Geld verdienen kann, erwartet sie eine Gegenleistung von der Stadt Coburg.
Was denn?
Soll wieder mal eine Straße nach einem Nazi benannt werden?
Ah, fast!
Da, wo die neuen Brose-Gebäude hin sollen, stand mal eine Tankstelle, aber die hat den Boden verseucht.
Und Michael Stoschek verdient zwar gerne viel Geld mit Autos, aber Autos machen ja leider viel Dreck, und den soll bitte jemand anderes entsorgen, und zwar die Stadt Coburg.
Weil erstens ist das super viel Arbeit, und zweitens ganz schön teuer. Mehrere Millionen Euro.
Ach ja, und die Stadtautobahn B4 müsste auch noch ausgebaut werden von zwei auf vier Spuren.
Die Stadt Coburg hat dazu zwar schon “nein” gesagt, aber wäre “ja” nicht besser für die Brose SE?
Darum hat Michael Stoschek direkt an Markus Söder einen Brief geschrieben und darin dann vorgeschlagen, entweder Coburg entsorgt für Brose den widerlichen Giftmüll und baut eine vierspurige Stadtautobahn, oder die Firma Brose verlegt ihre gesamte Firmenzentrale nach Bamberg.
Böhmermann fragte:
Wann gibt Coburg auf?
Und wie sieht eigentlich Home-Office bei der Brose Fahrzeugteile SE aus?
Das war ganz sicherlich nicht die letzte Folge von: “Was gibt es Neues von Familie Stoschek und der Brose Fahrzeugteile SE und ihren Versuch, die Stadt Coburg anzueignen, zu unterwerfen.”
Brose drohte Coburg am 28. Januar 2021 mit der Bamberg-Keule:
Die Stadtverwaltung und der Stadtrat in Bamberg haben dagegen alle Voraussetzungen für einen sofortigen Baubeginn geschaffen. Die Ansiedlung von Brose wurde dort mit mehr als 17 Millionen Euro für den Ausbau des Grundstücks und die Ertüchtigung des Flugplatzes gefördert.
Dumm nur, dass Bambergs Stadtführung gerade in einem unappetitlichen Finanzskandal steckt, der auch dem Image von Brose schaden könnte.
Ein Bericht des kommunalen Prüfverbandes Bayern enthüllte im Dezember 2020, dass die Stadt Bamberg über Jahre hinweg unzulässige Bonuszahlungen und Prämien an Verwaltungsbeamte und Angestellte ausgezahlt hatte.
Zwischen 2011 und 2017 wurden mindestens 450.000 Euro ohne Rechtsgrundlage an Mitarbeiter des Rathauses ausgezahlt. Die Missstände wurden bereits im Jahr 2013 vom gleichen Prüfverband kritisiert.
Die Staatsanwaltschaft Hof, spezialisiert auf Wirtschafts- und Finanzrecht, hat Ermittlungen wegen des “Verdachts der Untreue” aufgenommen. Nun denn…