Papst29. Oktober 2009 | 6:58 | Lesedauer ca. 11 min | Autor: GoMoPa-Redakteur GS

Die Bank des Papstes


Der Papst vergibt keine Kredite. Dennoch tauchen immer wieder Kreditangebote über Millionen von Euros auf, die direkt von der Vatikanbank kommen würden. Man müsse nur 15 Prozent an Vorkosten bar zu einem italienischen Herrn, meistens heißt er Rossi, in die Schweiz bringen.

 

So mancher Geschäftsmann wurde auf diese Weise 250.000 Euro los, ohne dass anschließend auch nur ein Euro aus Rom floss.

Der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net wollte das nun von oberster Stelle wissen und fragte direkt beim Heiligen Stuhl, bei Papst Benedikt XVI., nach, ob seine Privatbank tatsächlich Kredite vergebe und ob man bei der Bank Gottes auch ein Konto eröffnen könne.

Der Papst antwortete nicht selbst. Einer seiner Präfekten erläuterte gegenüber GoMoPa: “Das Institut für religiöse Werke, so lautet der richtige Name der Vatikanbank, ist nicht die Privatbank des Papstes, weil es keine Bank im herkömmlichen Sinne ist. Das Institut ist eine reine Geschäftsbank, die lediglich das Eigenkapital der römischen Ordensgesellschaften verwaltet. Das Institut unterhält keine Privatkonten und vergibt auch keine Kredite.”

Die Abkürzung der päpstlichen Bank lautet IOR. Das steht für Instituto per la Opere di Religione. 150 Banker verwalten laut italienischen Medienberichten eine Barschaft von 3,2 Milliarden Dollar und ein Anlagevermögen von 5 Milliarden Dollar. Kunden sind Vatikanmitarbeiter, Diözesen, Klöster, kirchliche Stiftungen. Das IOR veröffentlicht weder Bilanzen noch Rechenschaftsberichte. Der Wettbewerbsvorteil ist die Geheimhaltung. Aus Vatikankreisen heißt es dazu: “Das IOR wird sich bestimmt keiner italienischen oder europäischen Bankenaufsicht beugen.”

Zu Lebzeiten konnte Monsignore Renato Dardozzi (91) gegen die übermächtige Geheimloge P2, zu der auch Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi (73) gehören soll (man fand seine Mitgliedsnummer), nichts ausrichten. Der starke Arm der unter Mussolini gegründeten angeblichen Freimauerloge reichte bis hinter die dicken Mauern des Nikolaus-Turms im Vatikanstaat in Rom, dem Sitz der Vatikanbank.

An ihrer Spitze stand 20 Jahre lang der Logen-Getreue Professor Angelo Caloia (70). Der Papst stellte ihm zwar Monsignore Dardozzi (1922-2003) als Aufpasser zur Seite, doch Dardozzi war offenbar weitestgehend machtlos und beugte sich der Schweigepflicht. Erst sein Tod im Jahre 2003 brachte alles ans Licht und führte nach einer langjährigen Aufarbeitung nun endlich zum Sturz der Freimaurer-Loge in der Vatikanbank, die seit dem Ende der 60er die Oberhand inne hatte.

Papst Joseph Ratzinger Benedikt XVI. wechselte am 23. September 2009 die gesamte Führungsriege seiner Privatbank aus und besetzte sie mit Männern, die, wie der Papst selbst, für Transparenz im Finanzwesen stehen. Grundlage dieser päpstlichen Finanzrevolte von oben war der Nachlass, den Monsignore Dardozzi nach seinem Tod im Jahre 2003 hinterließ. Die Nachlaßtreuhänder fanden in Dardozzis Tresor in der Schweiz 5.000 geheime Dokumente, die der päpstliche Aufpasser während der Bankherrschaft von Angelo Caloia penibel zusammengetragen und Blatt für Blatt in die Schweiz geschmuggelt hatte. Die Treuhänder erfüllten Dardozzis Testament, in dem er verfügte, dass sein geheimes Archiv nach seinem Tod veröffentlicht werden soll. 2007 wandten sich die Testamentsvollstrecker an den prominenten italienischen Journalisten ­Gianluigi Nuzzi. Nuzzi fuhr in die Schweiz und nahm im ­Keller eines entlegenen Bauernhofes zwei Samsonite-Koffer voller Dokumente in Empfang. Nach intensiven Nach-Recherchen veröffentlichte Nuzzi im Mai 2009 das Sachbuch „Vaticano S.p.A.“ (Die Vatikan AG). Von ihm wurden
bereits 160.000 Exemplare verkauft.

Sein Inhalt gleicht einer Anklageschrift gegen die von der Geheimloge P2 beherrschte Privatbank des Papstes. Die Dokumente Dardozzis beweisen Geldwäsche im Dienste der Mafia, Steuerhinterziehungen, Blockade von Korruptionsermittlungen, Schmiergeldaffären und geheime Nummernkonten, wie etwa das Geld von Ex-Staatspräsident Giulio Andreotti. Oder die Schmiergelder, die der ehemalige Bürgermeister von Palermo, Mafiaboss Vito Cianciminio, bis ins Jahr 2007 auf den Konten des IOR deponierte.

Professor Tedeschi ist der neue Bank-Präsident

Angesichts der erdrückenden Beweislast kamen Bankchef Angelo Caiola und seine Mitarbeiter einer Entlassung durch den Papst zuvor und reichten ihren Rücktritt ein. Papst Benedikt XVI. nahm die Gesuche an. Neuer Präsident des IOR wurde der Wirtschaftsethik-Hochschullehrer an der katholischen Universität von Mailand und Herausgeber der Vatikan-Zeitung “L Osservatore Romano”, Professor Ettore Gotti Tedeschi. Der 64-jährige war seit 1993 der Italienchef des spanischen Konzerns Banco Santander, der drittgrößten Bank Europas (Marktkapitalisierung 85,2 Milliarden Euro) und seit 2006 Sponsor des Formel1-Rennstalls McLaren-Mercedes.

Tedeschi hat an der Enzyklika “Caritas in veritate” von Papst Benedikt XVI. mitgewirkt und bekräftigte in einem Interview mit seiner eigenen Zeitung, dass man dem Papst für dieses Werk den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verleihen sollte. Die Enzyklika verurteilt skrupellose Finanzjongleure und mahnt ein neues Werteverständnis der Wirtschaft und vor allem Transparenz an. Gotti Tedeschi schrieb im Jahre 2004 mit Rino Camilleri das Buch: “Geld und Paradies. Die globale Wirtschaft und die katholische Welt”. Seine These: “Die Überlegenheit des Kapitalismus wird durch die christliche Moral inspiriert.” An der Uni lehrt Tedeschi einen Kapitalismus mit “menschlichem Antlitz”.

Armut ist für den neuen vatikanischen Bankchef eine Folge von Geburtenrückgang. Kinderreiche Familien sind seiner Ansicht nach “der Motor für wirtschaftliche Entwicklung”. Tedeschi selbst ist Vater von fünf Kindern, die “alle von einer einzigen Frau” stammen, und bekannte: “Gott ist immer präsent, bei allem, was ich tue.” Er sei “zu 100 Prozent Bankier, aber auch zu 100 Prozent Katholik.”Laut italienischen Medienberichten ist Tedeschi der erzkonservativen katholischen Vereinigung Opus Dei eng verbunden. Der neue päpstliche Bankenboss ist allerdings kein Geheimniskrämer. Er mag öffentliche Diskussionen, und in seinen Kommentaren für seine Vatikanzeitung “L Osservatore Romano” vertritt er offen seine Meinung.

Der letzte Papst, der die Vatikanbank reformieren wollte, lebte keine 24 Stunden mehr



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