Ich wusste nichts vom Scheinbörsengang, sagte der Hamburger Rechtsanwalt Tim Schneemilch (56) heute zu seiner Verteidigung als Angeklagter vor der Großen Strafkammer 30 im Hamburger Strafjustizgebäude.
Dabei sollen doch die Geschäfte der 2008 in Aloha im US-Bundesstaat Oregon gegründeten Sport-TV-Produktionsfirma Cinema Sports Incorporation über die Büroräume seiner Kanzlei im Handelmannweg 12 in Hamburg Othmarschen, die als Firmensitz angegeben war, gelaufen sein.
Dazu erklärte Schneemilchs Anwalt Profesessor Dr. Christian Russ von der Kanzlei FUHRMANN WALLENFELS Wiesbaden Rechtsanwälte Partnerschaft mbB aus der Bahnhoftraße 67 in Wiesbaden:
Es trifft nicht zu, dass “die Geschäfte” der Sport-TV-Produktionsfirma Cinema Sports Incorporation über die Büroräume der Kanzlei unseres Mandanten liefen.
In den Kanzleiräumen unseres Mandanten fand keinerlei geschäftliche Tätigkeit der genannten Firma statt.
Und auch die Firmengelder liefen über das von ihm eingerichtete anwaltliche Anderkonto bei der HypoVereins Bank/UniCredit Bank AG München. Dort konnte die Staatsanwaltschaft Hamburg im Jahr 2012 bei einem dinglichen Arrest gegen den Rechtsanwalt 148.680 Euro Anlegergelder beschlagnahmen.
Dazu erklärte Schneemilchs Anwalt Profesessor Dr. Christian Russ:
Falsch ist auch die Behauptung, “die Firmengelder” seien über “sein Konto bei der HypoVereins Bank/UniCredit Bank AG München” gelaufen.
Tatsächlich handelte es sich um Anderkonten, also um Treuhandkonten auf fremde Rechnung.
Die ermittelten 68 Anleger hatten insgesamt rund 434.000 Euro in vorbörsliche Aktien der Cinema Sports Incorporation investiert. Der Großteil der Gelder ist verschwunden.
Auf der Schweizer Internetseite Cinema-Sports.ch war den Aktienkäufern vom NASCAR-Manager (US-Autorennsport) und Ex-Sky-Sportmoderatoer Christian Kühn (58) aus Neustadt an der Weinstraße in der Pfalz, der die Cinema Sports Inc. als Präsident führte, versprochen worden, es werde bald einen deutschen Hollywood TV-Sportsender mit einem Börsengang der Cinema Sports Inc. geben, die dafür die TV-Sendungen produzieren würde.
Ein wenig Geld floss tatsächlich in kleine Fernsehsendungen.
Aber 40 bis 50 Prozent der Aktienverkaufserlöse sollen nach Recherchen der Cinema Sports Anlegergemeinschaft unter Leitung des Berliner Rechtsanwalts Dr. Sven Tintemann als Provisionen an den Finanzvermittler Nicolaus Schmitt (52) aus Berlin Köpenick geflossen sein.
Den Rest des Anlegergeldes sollen Kühn und Anwalt Schneemilch laut Staatsanwaltschaft Hamburg selbst verbraucht haben.
Daher müssen sich alle drei nun wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betruges vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Hamburg verantworten.
Prozessauftakt war am heutigen Montag (18. Juni 2018) um 9:30 Uhr im Saal 209.
Die beiden mitangeklagten Cinema Sports Präsident Kühn und Cinema Sports Vermittler Schmitt zogen es heute vor zu schweigen.
Das Landgericht Hamburg hat elf Verhandlungstage angesetzt.
Zum Vorwurf der Anklage teilte die Staatsanwaltschaftssprecherin Oberstaatsanwältin Nana Frombach dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net mit: