Sie dürfen sich trauen, einfach Sie selbst zu sein.” Mit diesen Worten wirbt Christoph Julius Caesar (24) aus Hannover um neue Mitarbeiter seiner Eventmarketingagentur CAESAR System Event GmbH mit Sitz in Stuttgart (Mittelstraße 11).
Bis vor kurzem saß die Agentur auch in der Kopernikusstraße 14 in Hannover. Doch die Adresse musste Caesar wohl aufgeben.
Caesar selbst war früher schon ein Hochstapler und scheint es, nun wieder zu sein.
Die Polizei würde gerne wissen, wo sich Caesar versteckt. Denn bei der Staatsanwaltschaft Hannover stapeln sich die Betrugsanzeigen von geprellten Kunden gegen ihn. Caesar sei im Moment zur Fahndung ausgeschrieben. Es gehe erst einmal um die Feststellung des Aufenthaltsortes.
Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen Christoph Julius Caesar wegen des Verdachts des Betruges in vier Fällen.
Unter anderem gehe es um nicht bezahlte Möbel und eine unbezahlte Anwaltsrechnung in Zusammenhang mit seiner Firma CEASAR System Event GmbH.
Die Firma Sixt Autovermietung München meldete sich in der Lokalredaktion der Magdeburger Volksstimme in der Hoffnung, den Aufenthaltsort von Christoph Julius Caesar zu erfahren (Caesar stammt ursprünglich aus Sachsen-Anhalt).
Ein Mitarbeiter des Sixt-Forderungsmanagements erzählte:
Ich bin auf der Suche nach Christoph Caesar. Er und vier Fahrzeuge, die er über die Firma in der Zweigstelle Hannover geleast hat, sind verschwunden.
Im Berliner Bürohaus in der Friedrichstraße 95 in Mitte, dem Hauptfirmensitz, heißt es:
Die Zusammenarbeit wurde wegen zahlreicher unbezahlter Rechnungen beendet.
Ein angesetzter Strafprozess ist geplatzt. Amtsrichter Koray Freudenberg sagte diese Woche zu BILD:
Da sich der Angeklagte dem Verfahren entzogen hat, wurde es nach § 205 StPO vorläufig eingestellt.
Richter Freudenberg zur Magdeburger Volksstimme:
Ein Haftbefehl wurde aber nicht ausgestellt – Fahndung heißt nicht gleich Haftbefehl.
Sobald die Polizei Caesar schnappt, muss er auf die Anklagebank.
Es ist nicht sein erster Betrugsprozess.
Der Aufstieg begann vor neun Jahren.
Im Februar 2011 besuchte der damals 15jährige Christoph Julius Caesar die 10. Klasse des Francisceum-Gymnasiums in Zerbst (Sachsen-Anhalt). Der schlacksige Kerl ist 1,93 Meter groß, trug Maßanzüge und Aktentasche. Seine kleine Agentur, die “plusmedien GbR”, entwickelte Werbekonzepte für Parteien und Unternehmen.
Der damalige Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP, 74, Bundeswirtschaftsminister vom 18. Oktober 2009 bis 12. Mai 2011) zeichnete den 15-Jährigen als “Deutschlands jüngsten Unternehmer” aus.
Die Auszeichnung machte ihn schließlich über Nacht im ganzen Land bekannt. Bejubelt in Fachmagazinen und im TV, auch in BILD gefeiert als einer von 100 Deutschen, denen die Zukunft gehört.
Die Firma des Shootingstars boomte scheinbar. Der Zerbster engagierte Mitarbeiter. Er fand sie auf dem Schulhof.
Camila F. (heute 29) zu BILD:
Er verteilte Feuerzeuge mit seinem Firmen-Logo. Weil ich Geld brauchte, fragte ich nach einem Job.
Caesar engagierte sie als Chauffeurin: