Wer hat den renommierten Frankfurter Industrieanwalt Dr. Wolfgang Jäger (53) am 8. Februar 2010 auf offener Straße von hinten mit einem Schuss ins Knie niedergestreckt?
Der Jurist (seit Januar 2010 Partner bei der britisch-amerikanischen DLA Piper, einer der größten Kanzleien der Welt), der seit 2005 internationale Industriemandanten und Banken bei komplexen Zivilprozessen und Schiedsverfahren berät, hatte um 8:50 Uhr sein Reihenhaus in der Straße “Hermannspforte” im ländlichen Frankfurter Vorort Harheim verlassen und wollte in seinen weinroten Mazda MX5 einsteigen.
Da tauchte ein Mann in Bomberjacke und Wollmütze (zirka 30 Jahre, Südosteuropäer) auf. Er zog eine Pistole Kaliber 7,65 mm, schoß Jäger von hinten ins Bein, flüchtete. Zeugen beobachteten einen dunklen Mercedes mit Hamburger Kennzeichen!
Doch der Täter wurde nie gefasst. Acht Monate nach der Tat gab es eine TV-Fahnung im ZDF. In der Sendung Aktenzeichen XY…ungelöst wurde eine Belohnung in Höhe von 100.000 Euro ausgesetzt.
Viele Spuren führten nach Hamburg:
Bereits am 9. November 2009 versuchten Unbekannte, in Jägers Haus einzubrechen. Zeugen sahen einen schwarzen Kombi mit Hamburger Nummer in der Nähe.
Am 2. Januar 2010 erhielt der Anwalt einen anonymen Anruf von einer jungen Ausländerin. Er kann nach Hamburg Billstedt zurückverfolgt werden.
Doch wie sich nun 8 Jahr später herausstellte, sollte der entscheidende Hinweis von Dr. Jäger selbst kommen. Noch im Krankenhaus äußerte Jäger den Verdacht, dass der Anschlag mit seiner Anwaltstätigkeit zu tun hat.
Jäger wechselte im Januar 2010, einen Monat vor der Tat, von der Top-Kanzlei “Clifford Chance” als Partner in das ebenfalls renommierte Anwaltsbüro “DLA Piper”. Seine Schwerpunkte: Arbeit für Industriemandanten bei Gewährleistungsansprüchen, aber auch Korruptions- und Betrugsfälle.
Und auch Dr. Wolfgang Jäger damals größter Fall spielte in Hamburg.
Er vertrat das britische Unternehmen Energis im Schadensersatz-Prozess gegen den Hamburger Stadtplan-Erben Alexander Falk (49). Der hatte dem Unternehmen seine Hamburger Firma Ision AG, einen Anbieter von Internetzugängen, die er im März 2000 an den boomenden Neuen Markt brachte, anfang 2001 für 812 Millionen Euro völlig überteuert verkauft.
Das Hamburger Landgericht sah es im Mai 2008 als erwiesen an, dass Falk mit Scheingeschäften den Wert von Ision AG derart geschönt hatte, dass Käufer Energis daran zugrunde ging und in die Insolvenz schlitterte. Falk wurde zu 4 Jahren Haft wegen versuchten gemeinschaftlichen Betruges und Bilanzfälschung verdonnert. Eine Revision Falks wurde vom Bundesgerichtshof abgewiesen. Falk kam nach Verbüßung von zwei Dritteln der Haftstrafe am 12. August 2011 aus der JVA Glasmoor (Hamburg) frei.
Noch während Falk in Haft saß, arbeitete der Energis-Anwalt Dr. Jäger in Frankfurt an einer Zivilklage gegen Falk mit Schadensersatzforderung in Höhe von 208 Millionen Euro.