Bei Bettervest.com der niederländischen Nachhaltigkeitsbank Triodos Bank N.V. mit Sitz in Frankfurt am Main heißen die Anleger nicht Anleger, sondern Bürgerinvestoren. Aber glücklich sind sie deshalb leider in vielen Fällen nicht.
Ab 50 Euro konnten und können sich die Bürgerinvestoren auf der Schwarmfinanzierungsplattform Bettervest.com an Energiewende-Projekten beteiligen.
Die Rückzahlung des geborgten Kapitals soll aus erzielten Einsparungen oder Gewinnen erfolgen. Je nach Höhe der Einsparungen oder Gewinne erhalten die Kleininvestoren jährliche Renditen zwischen 4 und 12 Prozent.
Das jedenfalls war die Idee von Zukunftsforscher Patrick Mijnals (39) aus Frankfurt am Main, als er im Herbst 2012 die Plattformbetreiberin bettervest GmbH in der Falkstraße 5 in Frankfurt mitgründete.
Mijnals ist nach der Stiftung Triodos Sustainable Finanance Foundation aus Zeist in den Niederlanden, einer Tochter der Triodos Bank N.V., die sich selbst als “Europas führende Nachhaltigkeitsbank” mit 698.000 Kunden ausgibt, der größte Teilhaber.
Die Stiftung der Bank stieg im September 2018 bei Bettervest.com ein und hält den größten Anteil von 20,18 Prozent.
Zweitgrößter Eigentümer ist Patrick Mijnals mit 19,42 Prozent. Den drittgrößten Anteil von 11,62 Prozent hält die Co-Gründerin und Geschäftsführerin Marilyn Heib (40) aus Beckingen.
2013 ging Bettervest.com an den Start.
Bei einem sogenannten Eigenfunding für die bettervest GmbH im Sommer 2015 in Höhe von 300.000 Euro stellte Mijnals die Plattform als einzigartig vor:
bettervest ist die weltweit erste Crowdfunding-Plattform, über die Bürger Energieeffizienz-Projekte öffentlichkeitswirksam finanzieren und im Gegenzug mit Rendite an den Einsparungen partizipieren.
Auf die Kleinanleger jedenfalls war stets Verlass. Sie haben alle 71 Projekte seit 2013 jeweils in wenigen Tagen 100prozentig finanziert.
Doch inzwischen breitet sich bei den Bürgerinvestoren und in der Geschäftsleitung Katzenjammer aus.
Gründer Patrick Mijnals trat am 8. Februar 2019 von seinem Geschäftsführerposten zurück.
Nach ihm trat am 1. April 2014 auch Gründungsgeschäftsführer Harald Schottenloher (49) von der Synthesos Wirtschaftsberatung GmbH aus der Karl-Liebknecht-Straße 34 in Berlin Mitte zurück.
Trotz einer erhobenen Fundinggebühr von rund 10 Prozent scheint die bilanzielle Überschuldung der bettervest GmbH chronisch zu sein.
Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag der bettervest GmbH stieg von rund minus 19.000 Euro im Jahr 2015 auf rund minus 97.000 Euro im Jahr 2016 und mit den letzten Geschäftszahlen nun auf rund minus 175.000 Euro im Jahr 2017.
Die Plattform bettervest.com selbst meldet aktuell mehrere Total-Ausfälle.
So zum Beispiel einen Ausfall für das Blockheizkraftwerksprojekt der SOL-TERRA-Energie GmbH des Textilingenieurs und Geschäftsführers Georg Pfrang (69) aus Brühl mit neuem Sitz in der Friedrich-König-Straße 3 bis 5 in Mannheim, dem 100 Bürgerinvestoren auf bettervest.com 88.300 Euro anvertrauten.
Pfrang wollte dem Ehepaar Gerlinde und Werner Platz ein Blockheizkraftwerk für dessen Weinhotel & Restaurant Platz in Veldenz an der Mosel spendieren, dass die Eheleute dann sieben Jahre lang mit jährlich 14.400 Euro mieten sollten. Davon sollten die Anleger ihr Geld bekommen plus einer in Aussicht gestellten Jahresrendite von 8 Prozent. Daraus wurde nichts.
Am 22. Februar 2017 meldete die Sol-Terra-Energy GmbH beim Amtsgericht Mannheim Insolvenz an, das Verfahren wurde am 4. Juli 2017 eröffnet, Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Renald Metoja aus Sinsheim, Aktenzeichen 1 IN 1214/17.
Ebenfalls ein Ausfall: Solar und LED-Beleuchtung für die Druckerei KCM aus der Jahnstraße 5 in Forstinning bei München.
Die Druckerei Kastner & Callwey Medien GmbH (KCM) plante im Jahr 2014 die Umsetzung von Investitionsmaßnahmen in ein weitgreifendes Energiekonzept, um ihren Energieverbrauch zu reduzieren und die benötigte Energie soweit wie möglich selber herzustellen.
251 Investoren gaben in 72 Tagen die benötigten 385.150 Euro. 10 Prozent wollte die Druckerei selbst beisteuern. Die Investoren sollten eine Rendite von 7,4% bei einer Laufzeit von 7 Jahren erhalten. Auch daraus wurde nichts.
Eintrag bei Insolvenzbekanntmachungen.de (11. Dezember 2017):