Es kommt nicht oft vor, dass die Bonner Finanzmarkt-Aufsicht BaFin an einem Tag gleich mal drei Firmen eines Initiators (Andreas Wohlers) schließt und zur Rückgabe der eingesammelten Gelder auffordert.
Und noch seltener, wenn es sich dabei um Firmen handelt, die sich dem Anlegerschutz verschrieben haben.
Am 19. Juni 2018 ergingen die Rückabwicklungs-Bescheide der BaFin an die
» Targetum Treuhand GmbH und an deren Tochtergesellschaft
» impletio consulting GmbH (beide aus Hamburg Langenhorn, Moorreye 112) sowie außerdem an die
» Deutscher Fondsanlegerschutz NovaCelo UG (haftungsbeschränkt) aus der Bargkoppel 9 in Norderstedt in Schleswig-Holstein.
Es gibt noch eine vierte Firma im Bunde: die MStar Capital UG (haftungsbeschränkt) aus der Röntgenstraße 63 in Neumünster in Schleswig-Holstein. Doch die blieb von der Rückabwicklungsaufforderung der BaFin verschont. Vermutlich wegen Inaktivität.
Denn Google meldet für den Firmensitz:
Dauerhaft geschlossen.
MStar capital UG (haftungsbeschränkt) wurde an diesem Standort als geschossen gemeldet.
Das Firmengeflecht hatte sich zum Anliegen gemacht, geschädigte Anleger aus schlecht laufenden geschlossenen Fonds wieder herauszuholen. Dafür sollten mit den Vermittlern dieser Fonds, wie etwa der Deutschen Postbank AG, zwischen den Anlegern und beispielsweise der Postbank Kauf- und Übertragungsverträge ausgehandelt werden, die den Anlegern, so das Ziel, die Hälfte ihrer Investition zurückholen sollen.
Ein solcher Fonds, wie aus einem Vertrag mit der Postbank hervorgeht, der dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net vorliegt, war beispielsweise die Glor Music Production Fonds GmbH & Co. KG aus dem bayerischen Valley des Inititators Markus Aurelius Stromenger (50) aus dem bayerischen Tergernsee.
Als Erfolgshonorar verlangte die impletio consulting GmbH 10 Prozent, allerdings mussten die Anleger die von impletio eingeschalteten Anwälte selbst bezahlen, auch im Falle des Misserfolgs.
Die Deutscher Fondsanlegerschutz NovaCelo UG (haftungsbeschränkt) ergänzte das Honorarmodell noch um zwei weitere Varianten: 20 Prozent vom zurückgeholten Investment, die vorprozessualen Kosten übernahm NovaCelo. Oder die Anleger bezahlen gar nichts, wenn NovaCelo einen Investor findet, der den Anlegern die Schrottfonds-Anteile für 12,5 Prozent abkauft.
Für die Finanzierungs- und Abkaufvarianten holten sich die Anleger-Helfer Geld von neuen Anlegern. Allerdings wohl unter Vorspiegelung falscher Möglichkeiten.
Denn die BaFin wirft der Firmengruppe vor, zum Beispiel unter der Bezeichnung “Gesellschaftsverträge über stille Beteiligungen” oder “Darlehensverträge” von neuen Anlegern Kredite angenommen zu haben, die die Firmen unbedingt zurückzuzahlen versprachen. Die eingenommen Gelder wurden als Kredite an Dritte weitergereicht.
Prozessvorkostenfinanzierung ist ein hochriskantes Geschäft. Und alle drei Gesellschaften waren laut der letzten veröffentlichten Geschäftsberichte gar nicht dazu in der Lage, die angenommenen Gelder tatsächlich unbedingt zurückzuzahlen.
Die im Jahr 1999 gegründete Targetum Treuhand GmbH weist mit den lezten Jahresabschlüssen für 2014 einen Bilanzverlust von minus 20.281 Euro und im Jahr davor rund minus 73.000 Euro auf, obwohl sie laut Eigendarstellung eine Erfolgquote von 85 Prozent habe, bei der ihr eine Provision von Seiten der Anleger in Höhe von 11 Prozent zusteht. In den letzten 12 Monaten will sie 450 Anlegern geholfen haben, wie sie auf der Homepage schreibt.
Ihre Tochtergesellschaft impletio consulting GmbH ist seit Jahren bilanziell überschuldet, die Internetseite ist eine Baustelle. Die letzten Jahresabschlüsse weisen einen nicht durch Eigenkapit gedeckten Fehlbetrag von rund minus 121.000 Euro (2014) und rund minus 135.000 Euro (2013) aus, was im Prinzip dem gesamten Jahres-Umsatzvernögen entspricht.
Und auch die Deutscher Fondsanlegerschutz NovaCelo UG (haftungsbeschränkt) ist bilanziell überschuldet und schlägt sich mit einem nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von rund minus 275.000 Euro (2015) und rund minus 147.500 Euro (2014) herum.
Die drei nun zur Rückabwicklung aufgeforderten Gesellschaften haben also alles andere als die nötigen bankenüblichen Sicherheiten zur unbedingten Rückzahlung der angenommenen Beteiligungs- und Darlehensgelder. Weshalb die BaFin hier von einem unterlaubten Einlagen- und Kreditgeschäft spricht.
Wenn man schaut, wer hinter den Firmen steckt, stellt das BaFin-Verbot keine große Überraschung mehr dar.
Exgeschäftsführender Gesellschafter der Targetum Treuhand GmbH und Alleingeschäftsführer der impletio consulting GmbH sowie Alleineigentümer der Deutscher Fondsanlegerschutz NovaCelo UG (haftungsbeschränkt) ist der Kaufmann Andreas Wohlers (55) aus Norderstedt.
» Ins Boxhorn geschickte Anleger an Schiffscontainer kennen Andreas Wohlers ab 2002 als Geschäftsführer und von 2008 bis Oktober 2013 als Vorstand ConRendit Holding AG in Hamburg am Michel (Englische Planke 2), die 2016 in Solvium Holding AG umbenannt wurde.
» GoMoPa.net kennt Wohlers als gerichtsbekannten Lügner.
» Und Informanten berichten, dass sich Wohlers und seine neuen Anlegerschutz-Gesellen außergewöhnlich an den Finanzierungskassen zur Rückholung von Fondsbeteiligungen zum eigenen Vorteil zu schaffen gemacht haben sollen.
Zu allen drei Vorwürfen später mehr. Erst einmal rief GoMoPa.net bei Andreas Wohlers an und erreichte ihn am 26. Juni 2018 an seinem Handy:
GoMoPa.net: Hallo Herr Wohlers, dürfen wir 2 kleine Fragen stellen?
Wohlers: “Zwei kleine Fragen dürfen Sie stellen.”
GoMoPa.net: Werden Sie Widerspruch gegen die BaFin-Bescheide gegen die drei Firmen einlegen?
Wohlers: “Also da ich nicht mehr Geschäftsführer dieser Gesellschaften bin, werde ich auch keine Widersprüche einlegen.”
GoMoPa.net: Aber Sie sind ja immer noch Alleingeschäftsführer der impletio consulting GmbH und Alleininhaber der Deutscher Fondsanlegerschutz NovaCelo UG (haftungsbeschränk).
Wohlers: “Ich werde dagegen Widerspruch einlegen, die Frage kann ich Ihnen beantworten.”
GoMoPa.net: Das war die erste Frage. Die zweite Frage ist: Wenn es denn zur Rückabwicklung kommen sollte, wie stehen denn die Gesellschaften da? Die letzten Jahresabschlüsse sind ja ziemlich alt. Ist es denn überhaupt möglich? Denn laut den zuletzt veröffentlichten Jahresabschlüssen wäre es ja theoretisch nicht möglich.
Wohlers: “Dazu kann ich keinerlei Auskünfte erteilen. Weil die Gesellschaften buchhalterisch und inhaltlich seit zwei Jahren von dem heutigen Geschäftsführer der Targetum Treuhand GmbH, Herrn Bornberg, geführt werden.”
Anmerkung der Redaktion: Andreas Bornberg (62) aus Hochheim am Main in Hessen leitet als geschäftsführender Alleingesellschafter seit Februrar 2015 in Hochheim (Wintergasse 4d) eine Gesellschaft für Finanzanalyse GmbH und unterstützte Andreas Wohlers bis zu dessen Rücktritt am 14. März 2018 als Co-Geschäftsführer der Targetum Treuhand GmbH und ist seitdem alleiniger Geschäftsführer.
GoMoPa.net: Ach so. Hätten Sie denn einen Kontakt zu Andreas Bornberg, wir erreichen ihn nämlich nicht.
Wohlers: “Ich kann Ihnen eine Telefonnummer geben.”
GoMoPa.net: Oh, das wäre nett, sehr hilfreich.
Wohlers “Mach ich gerne.”
GoMoPa.net: Danke.
Wohlers gibt GoMoPa.net die Handynummer von Andreas Bornberg.
GoMoPa.net: Herr Wohlers, wir haben nur noch eine allerletzte kleine Zusatzfrage zur Antwort auf unsere erste Frage. Wenn Sie Widerspruch einlegen, wie begründen Sie den Widerspruch? Die BaFin behauptet ja, sie hätten keine Banklizenz.
Wohlers: “Also über die Begründung werde ich mich jetzt an dieser Stelle nicht auslassen. Weil wir im Moment gerade dabei sind, die Begründung zu formulieren. Insofern wäre das jetzt etwas verfrüht. Zu einem späteren Zeitpunkt bin ich gerne bereit, auch dazu Stellung zu beziehen.”
GoMoPa.net: Wir bedanken uns und wünschen noch einen schönen Tag, Herr Wohlers.
Wohlers: “Auf Wiederhören, tschüß.”
GoMoPa.net wählte anschließend die Handynummer von Andreas Bornberg. Ohne Erfolg.
Zur gleichen Zeit rief Andreas Wohlers zurück.
GoMoPa.net: Hallo Herr Wohlers. Wir haben die Handynummer gewählt, die Sie uns gegeben haben, aber da geht keiner ran.
Wohlers: “Ja, das kann durchaus sein. Das vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe eine große Bitte, wir kennen uns ja. Machen Sie mal bitte folgendes. Ich möchte Sie bitten, meine erste Antwort dahingehend zu korrigieren.”
GoMoPa.net: Bitte.
Wohlers: “Sie haben mich nach einem Widerspruch gefragt.”
GoMoPa.net: Genau.
Wohlers: “Ich werde mich über meine Anwälte zu den Themen der impletio und systema äußern. Das Wort Widerspruch streichen Sie bitte mal.”
GoMoPa.net: Okay.
Wohlers: “Ich werde mich dazu äußern. Ich werde dazu eine Stellungnahme abgeben. Aber das Wort Widerspruch möchte ich Sie bitten zu streichen. Das habe ich nicht gesagt.”
GoMoPa.net: Weil das wahrscheinlich nicht so einfach ist.
Wohlers: “Deshalb sag ich gerade, ich werde nicht widersprechen, sondern ich werde mich zu den Themen äußern.”
GoMoPa.net: Aber ein persönliches Argument könnten Sie vielleicht liefern. Wenn man Gegenseiten gegenüberstellt, die BaFin hat ja ein klares Argument in ihrer schriftlichen Begründung, dann könnten Sie ja wenigstens einen Grund dagegen sagen oder wickeln Sie doch ab?
Wohlers: “Also, ich möchte Sie bitten, das mal zurückzustellen. Die Frage kann ich Ihnen dann beantworten, wenn die Stellungnahme fertig ist. Und die ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt. Ich würde dem jetzt vorgreifen. Da ich anwaltlich vertreten bin, möchte ich dem, wie gesagt, auch nicht vorgreifen. Wenn das mal geschehen ist, dann sollten Sie mich gerne anrufen und dann kann ich mich auch dazu äußern. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur die Aussage treffen: Ich werde mich zu dem Schreiben der BaFin äußern. Ich werde dazu eine Stellungnahme abgeben.”
GoMoPa.net: Und die dürfen wir erwarten auf der Seite der Targetum Treuhand GmbH? Ist ja die einzige funktionierende Seite.
Wohlers: “Also ganz sicher nicht. Ich bin nicht Gesellschafter und Geschäftsführer der Targetum Treuhand GmbH. Ich wüsste nicht, warum etwas auf der Seite der Targetum kommen soll.”
GoMoPa.net: Na gehen Sie mal rauf. Da sind Sie immer noch zu sehen, wenn man weiter runterscrollt.
Wohlers: “Ich hab die schon mehrfach aufgefordert, dass zu ändern. Aber wer ins Handelsregister schaut, der wird feststellen, dass ich nicht mehr Geschäftsführer und nicht mehr Gesellschafter bin.”
GoMoPa.net: Ja, da steht, dass Sie 49 Prozent hatten und nicht mehr haben. Gut, Herr Wohlers, wenn Sie im Augenblick nicht mehr dazu sagen können, dann müssen wir das so akzeptieren.
Wohlers: “Im Moment gibt es dazu nicht mehr zu sagen. Ich wollte nur meine Aussage von eben ganz klar korrigieren. Ich lege keinen Widerspruch ein, werde mich dazu äußern.”
GoMoPa.net: Danke, Herr Wohlers. Tschüß.
Wohlers: “Danke, tschüß.”
Laut einer Wirtschaftsauskunft war Wohlers von der der Targetum Treuhand GmbH tatsächlich zum 14. März 2018 zurückgetreten.
Es war nicht der erste Rücktritt von Andreas Wohlers.
Auch als Wohlers auf der anderen Seite des Anlegerschutzes stand, nämlich auf der Produktgeberseite, musste Wohlers gehen.
Anfang 2013 hat Wohlers nach Unternehmens-Angaben seine Anteile am Schiffscontainer-Emissionshaus ConRendit Holding AG (heißt seit 2016 Solvium Holding AG) verkauft und sein Mandat als Vorstand und alle anderen Positionen bei verbundenen Unternehmen zum 30. Juni 2013 niederlegt.
Um die zuvor in Schieflage geratenen ConRendit-Containerfonds zu retten, gab es zwei herausstechende Szenarien.
Ein Rettungsanker bestand im Jahr 2011 in der Gründung eines zweiten Emissionshauses für Schiffscontainer, der Solvium Capital GmbH. Die Solvium-Containerfonds fielen dann dadurch auf, dass die ConRendit der Solvium die gebrauchten Schiffscontainer verkaufte, ohne dass den Erwerbern die Herkunft mitgeteilt wurde.
Wie GoMoPa.net berichtete, ging es möglicherweise bei den Produkten Solvium Container Select Plus und Plus 2 wieder einmal um das elegante Entledigen von Spezial-Containern an Anleger. Denn trotz des Produktnamens Select haben die Anleger gar keine echte Auswahl an erfolgreich im Markt eingesetzten Hochcontainern (40-Fuß-High-Cube), wie ihnen weisgemacht wurde.
Praktisch kommen die Container alle von Solvium oder von Firmen, die von der Solvium-Muttergesellschaft ConRendit Holding AG am selben Sitz wie Solvium Englische Planke 2 in der Hamburger Innenstadt unter Leitung des langjährigen Co-Vorstands von Wohlers, des Hamburgers Olaf Will (52), kontrolliert werden.
Und um überhaupt neue Anleger für Schiffscontainer zu finden, gaukelte Solvium ihren Schiffscontainer-Anlegern vor, deren Kapitalanlage sei abgsichert, weil eine internationale Versicherung, nämlich die Allianz, für die laufenden Mieten einstehen würde. Eine Lüge, gegen die sich die Allianz erfolgreich vor Gericht wehrte, wie GoMoPa.net berichtete.
Solvium wurde von der Muttergesellschaft ConRendit AG kontrolliert.
Der damalige Conredit-Vorstand und Geschäftsführer diverser verbundener Conredit-Firmen Andreas Wohlers soll eine restriktive Informationspolitik verfolgt haben und soll maßgeblich an der schlechten Entwicklung beteiligt gewesen sein, die nahezu alle Conrendit-Fonds betrifft, meldete anfang 2014 die Unternehmensanalyse Stephan Appel im Zusammenhang mit einen Nachcheck für den Fonds Conrendit 10 auf Seite 93.
Verschwiegen sollen auch die Verflechtungen zwischen Conrendit und Solvium Capital worden sein.
Das fondstelegramm aus Berlin schrieb 2013:
Er (Marc Schumann, 42, aus Hamburg – seit Gründung im Jahr 2011 Geschäftsführer der Solvium Cpaital GmbH, Niederlassung in Hamburg: Englische Planke 2 – Anmerkung der Redaktion) streitet vehement Verbindungen zum Hamburger Emissionshaus Conrendit ab, zuletzt auch in schriftlichen Stellungnahmen an den Vertrieb und das fondstelegramm.
Abgesehen von der Tatsache, dass Conrendit an Solvium Capital beteiligt ist, steht fest, dass Schumann länger bei und für Conrendit tätig war.
Im September 2010 ist er, wie Schumann damals selbst bestätigte, von Capital Intermodal zur Conrendit Gruppe gewechselt. Dort war er unter anderem für die mittlerweile aufgelöste Gesellschaft Evocap tätig (siehe fondstelegramm am 8.9.2011).
Andreas Wohlers war als Vorstand der ConRendit Holding AG nach eigener Aussage verantwortlich für den Vertrieb, das Marketing und die Partner Relations.
Auf der ConRendit-Firmenseite schrieb Wohlers seinen Vertriebspartnern ins Stammbuch:
Die ConRendit Group ist ein Unternehmen, das hanseatischen Werten wie Loyalität, Zuverlässigkeit und alte Kaufmannsehre mit den Standortvorteilen eines der größten Containerumschlagplätzen Europas verbindet…
“Von der Pieke auf hanseatisch” wurde zum Markenkern des Emissionshauses, und das will im Norden Deutschlands was heißen. Auf das Wort eines Hanseaten kann man sich verlassen.
Wohlers verlor sein Gesicht, als er sich mit dem verurteilten syrischen Kreditbetrüger Nader Said (59) aus München einließ.
Said wurde am 12. April 2017 verhaftet und nach einem Geständnis am 23. Februar 2018 von der 8. Strafkammer des Landgerichts München I zu vier Jahren Haft verurteilt.
Nader Said vermittelte seit 1996 Kredite aus Arabien, ohne dass je ein Kredit ausgezahlt wurde. “Mir sind seit 2004 allein 70 Kunden bekannt, die an Nader Said insgesamt 50 Millionen Euro gezahlt haben”, erzählte ein Unternehmensberater aus Frankreich, über dessen Konten sehr viele Transfers aus Deutschland an Nader Said geflossen sind, im Jahr 2010 GoMoPa.net.
Kaufmann Wohlers war 2010 zunächst auch ein Opfer des Kreditbetrügers. Ob Wohlers 200.000 Euro oder 800.000 Euro aus der Kasse der ConRendit-Gruppe an Said für einen versprochenen 100 Millionen Dollarkredit bezahlt hatte, ließ Wohlers auf eine schriftliche Presseanfrage von GoMoPa.net vom 4. Oktober 2011 unbeantwortet.
Allerdings hatte ein Informant im GoMoPa.net-Forum den Vorfall bestätigt:
Die Aussage, wonach das Emissionshaus von Said geschädigt wurde, bestätigten die beiden Vorstände der ConRendit (gemeint sind Andreas Wohlers und Co-Vorstand Olaf Will, 52, aus Hamburg – Anmerkung der Redaktion) in einem Telefonat am 04.06.2010 gegenüber der Interessengemeinschaft Said-Geschädigter persönlich.
In diesem Telefonat wurde der Interessengemeinschaft auch zugesagt, an den Maßnahmen gegen Said mitzuwirken. In diesem Zusammenhang sagten die beiden Herren zu, auch einen von der Interessengemeinschaft ausgefertigten Fragebogen zur Sache Said auszufüllen um diesen als Zeugenaussage gegen Said verwenden zu können.
Wenige Tage nach diesem Telefonat wurde die Zusage dann unter Hinweis auf die Gefahr einer eventuellen Rufschädigung des Unternehmens wieder zurückgenommen.
Und nun wurde aus dem Opfer Wohlers ein Werkzeug des Ganoven Said.
Wohlers schlug sich im GoMoPa.net-Forum auf die Seite von Said, der alle Anschuldigungen gegen sich als Verleumdungen und Erpressungsversuche von GoMoPa darstellte.
Wohlers kam schließlich nach Berlin und beteuerte vor GoMoPa-CEO Klaus Maurischat, mit Said sei alles in Ordnung. Zum Beweis zeigte Wohlers eine Geldrolle mit 20.000 Euro, die er von Said gerade bekommen habe. Als erste Rate für die Rückzahlung der Vorkosten.
Und weil es Wohlers vermeintlich so gut ginge, wollte er sich persönlich mit 200.000 Euro als Kaufmann an GoMoPa beteiligen, stellte Wohlers gegenüber Maurischat in Aussicht.
Am 23. April 2012 unterzeichnete Wohlers eine Beteiligungserklärung über 40 Aktien im Wert von insgesamt 200.000 Euro der GoMoPa Control Incorporation.
Wohlers wies auf seine Beteiligung am selben Tag eine Anzahlung in Höhe von 24.500 Euro an.
Kaum hatte Wohlers die Anzahlung angewiesen, ließ er die Katze aus dem Sack und machte klar, worum es ihm mit seiner Beteiligung an GoMoPa wirklich ging.
In einer E-Mail vom 23. April 2012 an Klaus Maurischat führte Wohlers nicht nur aus, dass seine Anzahlung von Nader Said stammt. Er verlangte zudem:
Von meiner Seite wäre dankbar, wenn Sie nunmehr asap (as soon as possible – so schnell wie möglich – Anmerkung der Redaktio) den Thrat sowie die Said-Beiträge von Ihrer Internetseite entfernen könnten.
Und weil das natürlich nicht passierte, machte Wohlers in folgenden Tagen in vier E-Mails an Maurischat noch mehrfach deutlich, dass seine Priorität in der Reinwaschung von Saids Namen liegt.
GoMoPa.net versprach einen sofortigen positiven Bericht über Said, wenn es einen Beweis für nur einen einzigen tatsächlich vermittelten Kredit gibt.
Den gab es nicht.
Wohlers schien aber immer noch ganz im Bann des Kreditbetrügers zu stehen und auf eine weitere Zahlung von Said zu hoffen. Als die Zeit fruchtlos verstrich, machte Wohlers den Vorschlag, ein notarielles Schuldanerkenntnis als Sicherheit zu unterzeichnen, und unterschrieb dieses am 1. Juni 2012 über die restlichen 175.500 Euro, die bis zum 16. Juli 2012 fällig waren, vor einem Notar. Wohlers war sich seiner Sache so sicher, dass er darüber hinaus einer sofortigen Zwangsvollstreckung bei säumiger Zahlung zustimmte.
Wohlers brach schließlich sein hanseatisches Kaufmannswort, wurde zu einem Lügner und ließ über seinen Anwalt sogar eine Hamburger Richterin erpressen.
Das unrühmliche Ende sah so aus: Wohlers zahlte auch trotz des Schuldanerkenntnisses nicht und versuchte sich aus der Vollstreckung, die GoMoPa folgerichtig gegen ihn führte, herauszuklagen.
Sein “Argument”: GoMoPa erpresst ihn. Das konnte allerings die zuständige Richterin Hannah Clausen am 27. August 2012, dem Verhandlungstag, nicht nachempfinden und schmetterte die Vollstreckungsabwehrklage ab.
Richterin Clausen stellte in der Urteilsbegründung (Beschluss der 34. Zivilkammer des Landgerichts Hamburg vom 11. September 2012, Aktenzeichen 334 0 142/12) fest, dass man aus den von Wohlers und seinem Anwalt Dirk Feldmann von der Kanzlei Unverzagt von Have, ebenfalls aus Hamburg, eingereichten Unterlagen sowie “sichtlich selektiven” E-Mailnachrichten nun wirklich keine Erpressungsabsicht ablesen könne:
Daraus jedenfalls geht hervor, dass es eine rege, freundliche, mehrmonatige Korrespondenz gegeben hat, während der Kläger (Wohlers) selbst mitteilt, er habe den Kontakt zum Beklagten (GoMoPa) hergestellt, nicht andersherum.
Der angeblich erpresste Hamburger Kaufmann wurde selbst zum Erpresser und ließ der Richterin nach der mündlichen Verhandlung und vor der Verkündung des Urteils sogar mit einem großen Medienbericht drohen.
Der Anwalt des Kaufmannes, Dirk Feldmann von der Kanzlei Unverzagt von Have aus Hamburg, rief Richterin Clausen drei Tage nach der mündlichen Verhandlung am Landgericht Hamburg an und kündigte an, er werde im Nachrichtenmagazin SPIEGEL einen negativen Bericht verbreiten lassen. Die Richterin ließ sich davon nicht beirren. Sie bat ihre Mitarbeiterin, keine Telefonate von Rechtsanwalt Feldmann mehr durchzustellen.
Richterin Clausen schrieb ihrer Mitarbeiterin Julia Vogt am 30. August 2012 zur Begründung folgende Aktennotiz über Feldmann:
Er kündigt an, dass über diese Geschichte in Kürze eine große Story im SPIEGEL erscheinen werde.
Ich sage nüchtern, dass ich das am Telefon von ihm gar nicht wissen möchte, da ich allein aufgrund des Parteivortrages entscheide und hier das Problem ist, dass der Gegenseite (GoMoPa.net – Anmerkung der Redaktion) nicht einmal Gehör gewährt werden kann.
Er sagt, dass der SPIEGEL mich doch interessieren müsste. Ich sage, dass er jetzt doch nicht ernsthaft mit solchen Mitteln Einfluss nehmen wolle. Er: Doch, genau das wolle er…
Beim SPIEGEL hat es der Kaufmann nicht geschafft. Die Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT (Verleger Stefan und Dieter Holtzbrinck) war sich für so etwas nicht zu schade.
Obwohl das Urteil von Richterin Clausen am 14. Februar 2014 der Wirtschaftsredaktion in Beantwortung der Fragen von Christian Tenbrock durch GoMoPa-CEO Klaus Maurischat zugemailt worden war, veröffentlichte DIE ZEIT dennoch die erfundene Story, Wohlers sei von GoMoPa erpresst worden, am 7. und 16. März 2013 (Online/Print).
GoMoPa-CEO Klaus Maurischat wurde in einer überdimensionalen Zeichnung als Al Capone dargestellt. Der Artikel wurde mit dem Ende einer E-Mail von Klaus Maurischat an den Hamburger Kaufmann Wohlers überschrieben. In der Darstellung DER ZEIT fühlte sich der Kaufmann von Klaus Maurischat bedroht, ja mehr noch erpresst. DIE-ZEIT-Überschrift lautete: “Jetzt Du wieder! Gruß Klaus”.
Eine glatte Lügengeschichte, wie der damalige Hauptzeuge der ZEIT, der Hamburger Kaufmann Andreas Wohlers, zwei Jahre nach Veröffentlichung selbst zu Protokoll gab.
In einer Gerichtsverhandlung vom 29. Mai 2015 vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht (9. Zivilsenat) gab der Kaufmann folgende Erklärung zum Aktenzeichen 9498/14 OLG Hamm, 334 0 142/12 LG Hamburg ab.
Hinsichtlich der Veröffentlichung in der ZEIT mit der Überschrift “Jetzt Du wieder! Gruß Klaus” vom 16.03.2013 gibt der Kläger vor dem Protokoll gegenüber der Beklagten folgende Erklärungen ab:
a) Hinsichtlich der Einforderung der Rate von Euro 175.500,– hat eine Nötigung, Bedrohung oder gar eine Erpressung zum Nachteil meiner Person weder durch Herrn Maurischat noch durch die Beklagte stattgefunden. Gleiches gilt für die Unterzeichnung der Beteiligungserklärung an der Firma GoMoPa-Control Inc. vom 23.04.2012 sowie für die Unterzeichnung des Schuldanerkenntnisses vom 01.06.2012.
b) Ich kann nicht bestätigen, dass die im ZEIT-Artikel mit der Überschrift “Jetzt Du wieder! Gruß Klaus” vom 16.03.2013 erwähnten anonymen E-Mails und SMS aus dem Umfeld von GoMoPa oder Herrn Klaus Maurischat stammen.
Damit fiel die Erpressungs-Story DER ZEIT, die ja auf den E-Mail-Verkehr mit dem Kaufmann fußt, wie ein Kartenhaus zusammen.
Nachdem die Wahrheit ans Licht kam, schickte GoMoPa.net ZEIT-Chefredakteur Giovanni die Lorenzo die Frage: Wie stellen Sie in diesem Fall Ihre Glaubwürdigkeit wieder her?
DIE ZEIT: Keine Antwort.
Der Rechercheverbund von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung hatte sich im April 2015 auf die damals noch scheinbar seriöse Quelle gestützt. Und konstruierte die Story noch weiter. Aus ganz normalen Beratungsverträgen (Consulting steht im Firmennamen: Goldman Morgenstern & Partners Consulting LLC, andere Medien haben Werbepartner) wurden plötzlich erpresste Verträge gemacht. Dumm nur, dass der Rechercheverbund keine Bestätigung für diese Legende finden konnte.
Die Süddeutsche Zeitung musste schließlich am 8. April 2015 eingestehen:
SZ und NDR haben mehr als ein Dutzend Firmen, die mit Gomopa einen Beratungsvertrag abgeschlossen haben, per E-Mail kontaktiert. Keines der Unternehmen kritisierte in seiner schriftlichen Antwort den Geschäftspartner Gomopa.
DIE ZEIT übt immerhin im Grundsatz Selbstkritik:
In der ZEIT-Titelgeschichte “Alles Lügen?” vom 25. Juni 2015 erkennt der stellvertretende Ressortleiter der Wirtschaftsredaktion, Götz Hamann, selbstkritisch auch für DIE ZEIT einen gegenwärtigen journalistischen Fehler der Presse an, der das Vertrauen der Leser schwinden lässt: die tägliche Skandalisierung.
Er zieht den Schluss: “Die permanente Skandalisierung bedeutet die Abkehr von Aufklärung und echter Auseinandersetzung.”
In dem besagten Essay über Fehler von Journalisten beklagt DER-ZEIT-Redakteur wohl zu Recht:
Statt Orientierung und Aufklärung zu liefern […] ziehen die Journalisten nach dem Gemetzel mit der Medienkarawane einfach weiter, und auf der Strecke bleibt ihre eigene Glaubwürdigkeit.
Lesen Sie im nächsten Teil: Andreas Wohlers und seine gierige vermeintliche Anlegerschutz-Clique. Nun denn…