Benjamin Franklin Kühn (21) kommt aus dem kleinen Schweizer Bergdorf Reute (700 Einwohner). Bevor er sich vor zweieinhalb Jahren mit dem Geld von Mutter Dana Kühn in einer gemieteten 450 Quadratmeter Halle im Bentwischer Gerwerbegebiet bei Rostock niederließ und das Online-Versandhaus Adcada GmbH für Premium-Mode (Durchschnittspreis pro Kleidungsstück 150 Euro) gründete, arbeitete Kühn drei Jahre bei der Schweizer Post (Postfinance).
Nach Mecklenburg-Vorpommern zog es den Schweizer zurück, weil er an der Fachhochschule Stralsund den Bachelor in Internationaler Betriebswirtschaftslehre ablegte.
Wo genau er nun das Bluffen gelernt hat, lässt sich schwer sagen. Ein Investor aus Hessen zeigte sich schwer beeindruckt und fragte beim Finanznachrichtendienst GoMoPa.net an: “Empfehlenswert oder?”
Nur, wenn man sich blind stellt.
Gehen wir die Bluffs einmal durch.
Bluff Nummer 1: Der Familienbluff
Benjamin Kühn wird gegenüber potentiellen Investoren nicht müde zu betonen, dass die Adcada GmbH ein Familienunternehmen zum Anfassen ist.
In einem Radiointerview auf Antenne MV, zu dem wir noch kommen werden, sagte Benjamin Kühn:
Wir sind ein Familienunternehmen. Und sind ein Unternehmen zum Anfassen.
Wir laden immer alle Investoren herzlich zu uns nach Bentwisch ein.
Keine Banken, keine institutionellen Investoren. Nur Menschen, die ihm wie seine Mutter Geld anvertrauen und ihm, einem der jüngsten Geschäftsführer Deutschlands, mal 10.000 oder auch 40.000 Euro für 3 Jahre anvertrauen, die er den Investoren mit 8 bis 11 Prozent Jahreszinsen und quartalsweiser Auszahlung versüßen möchte.
Um familiäre Nähe zum Anfassen zu demonstrieren, veranstaltet Kühn auch Investorentreffen. So segelte er Anfang August mit etlichen Investoren auf dem russischen Segelschulschiff MIR über die Ostsee.
Und noch bis zum 22. Dezember 2017 lädt Kühn Investoren zum gemeinsamen Besuch des Rostocker Weihnachtsmarktes ein (Selbstkostenbeitrag für eine Übernachtung für 2 Personen in einem Rostocker Viersternehotel 120 Euro).
Doch die familiäre Nähe täuscht. Die Investoren gehören definitiv nicht zur Familie.
Der elterlichen Geldgeberin Dana Kühn gehören 90 Prozent von der Adcada GmbH. Die restlichen 10 Prozent gehören Benjamin Kühn. Kein Investor kauft sich in das Familienunternehmen ein.
Jeder Investor borgt dem Geschäftsführer Benjamin Kühn lediglich Geld, mit dem er ohne Mitspracherecht der Investoren ungefragt und ohne Mittelverwendungskontrolle machen kann, was er will.