Ich bin ein Investor, kein Mäzen, sagte der Luxemburger Baulöwe Flavio Becca (58) vor zwei Jahren der BILD am Sonntag bei einem Hausbesuch im Großherzogtum. Doch sein 2,6-Millionen-Kredit an den deutschen Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern in der Pfalz im Mai 2019 erwies sich schon ein Jahr später als großes Verlustgeschäft.
Und seine Investition in 284 Luxusuhren im Wert von 18 Millionen Euro brachte ihn gar vor den Kadi. Letzte Woche am 12. Januar 2021 begann gegen ihn vor der 12. Strafkammer des Bezirksgerichts der Stadt Luxemburg der sogenannte Uhren-Prozess. Ihm werden Missbrauch von Unternehmensvermögen und Geldwäsche vorgeworfen.
Becca:
Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Es wird sich alles aufklären. Ich habe volles Vertrauen in die Luxemburger Justiz. Es ist in meinen Firmen alles transparent dokumentiert.
Becca, Sohn italienischer Einwanderer aus Umbrien, ist heute einer der reichsten Luxemburger. Sein Vermögen wird auf über eine Milliarde Euro geschätzt. Der Baulöwe nutzte den Immobilienboom im Großherzogtum geschickt, wurde vom Maurer in dem Unternehmen seines Vaters zum Milliardär.
In Luxemburg, der Hauptstadt des Großherzogtums, hat der Unternehmer mit “Cloche d’Or” ein neues Stadtviertel samt Einkaufszentrum, Wohnhäusern und Büros hochgezogen. Mittendrin befindet sich die Firmenzentrale des Investors.
Becca musste jedoch auch Niederlagen einstecken.
2011 scheiterte sein Konzept eines nationalen Fußballstadions mit Einkaufsmall in Liwingen endgültig, weil er das Nationalstadion auf seinem eigenen privaten Grund und Boden bauen wollte.
Im Mai 2019 rettete dann Becca zwar mit einem Kredit über 2,6 Millionen Euro die Lizenz des traditionellen Fußballvereins 1. FC Kaiserslautern. Und Becca wollte auch die Profifußballer wieder aus der 3. Liga in die 1. Bundesliga zurückpushen und stellte dafür weitere 25 Millionen Euro in den nächsten 5 Jahren in Aussicht. Doch es kam anders.
Mit Beccas Millionen und den Millionen anderer Investoren, darunter eine 1,9-Millionen-Fananleihe über den Crowdplattformbetreiber Kapilendo, konnten die Roten Teufel kräftig auf Einkaufstour gehen. Kein Drittligist gab in der Saison 2019/2020 mehr aus.
Von den Würzburger Kickers kam Defensivmann Janik Bachmann (24) für 350.000 Euro nach Rheinland-Pfalz.
Dazu holte der Verein auch noch den isländischen Nationalstürmer Andri Runar Bjarnason (29) für knapp 200.000 Euro von Helsingborgs IF aus Schweden.
Doch Beccas Freude dauerte nur eine Saison.