Die einst als Leuchtturm der Berliner Immobilienvermarktung gefeierte Ziegert Group ist insolvent. Nach mehr als 35 Jahren Geschäftstätigkeit meldete das Unternehmen Insolvenz an – mit gravierenden Folgen für Käufer, Partner und den Berliner Immobilienmarkt insgesamt. Die Ursachen sind vielfältig: ein geplatzter Deal, Marktverwerfungen, aber auch interne Strukturprobleme.

Hintergrund: Vom Marktführer zum Krisenfall

Die Ziegert Group galt über Jahre hinweg als führender Vertriebspartner für Neubauwohnungen in Berlin. Unter der Leitung von Gründer Nikolaus Ziegert vermarktete das Unternehmen große Projektentwicklungen für Bauträger wie Trockland, Diamona & Harnisch oder Bauwens. Die Gruppe kombinierte Immobilienvertrieb mit Finanzierung, Beratung und Projektentwicklung – und baute sich so ein umfangreiches Netzwerk im Berliner Premiumsegment auf.

Doch mit dem Einbruch am Wohnimmobilienmarkt ab 2022, steigenden Zinsen und wachsender Kaufzurückhaltung begann der wirtschaftliche Druck zu wachsen.

Der Auslöser: Gescheiterter Deal mit Bonava

Laut Handelsblatt war ein geplanter Deal mit dem Projektentwickler Bonava ein zentraler Wendepunkt. Die Ziegert Group sollte einen Großteil des Bonava-Vertriebs übernehmen. Als der Vertrag platzte, brach ein tragender Umsatzpfeiler weg. Zeitgleich stiegen die Kosten – insbesondere für Personal und Projektfinanzierung – weiter an. Interne Umstrukturierungen kamen zu spät.

Bereits Ende 2023 geriet das Unternehmen in eine akute Liquiditätskrise. Mehrere Bauträger zogen sich zurück. Käufer meldeten Probleme bei der Fertigstellung oder unsichere Finanzierungszusagen.

Insolvenzantrag & aktuelle Lage

Im Februar 2025 stellte die Ziegert GmbH beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Antrag auf Regelinsolvenz. Das Verfahren läuft. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der erfahrene Berliner Anwalt Dr. Jens-Sören Schröder bestellt.

Laut ersten Informationen belaufen sich die Verbindlichkeiten auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Es sind mehr als 80 Gläubiger betroffen – darunter zahlreiche Projektentwickler, Dienstleister, Berater und Banken. Auch eine dreistellige Zahl an Wohnungskäufern ist involviert, die teils bereits Anzahlungen geleistet hatten.

Was bedeutet das für Käufer?

Die größte Sorge gilt aktuell den Privatkunden, die mit Ziegert Neubauimmobilien reserviert oder gekauft haben. Viele von ihnen berichten über:

Der Insolvenzverwalter bemüht sich laut eigener Aussage um eine strukturierte Abwicklung und sucht Gespräche mit Projektpartnern, um Lösungen für laufende Bauvorhaben zu finden.

Analyse: Was lief falsch?

Die Insolvenz der Ziegert Group steht exemplarisch für eine Branche im Wandel. Die Kombination aus:

führte dazu, dass ein einst stabil positioniertes Unternehmen innerhalb weniger Quartale ins Wanken geriet.

Hinzu kamen offenbar interne Managementprobleme, eine mangelnde Diversifikation abseits des Berliner Neubausegments und versäumte Digitalisierungsprozesse, die im Vertrieb zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Wie geht es weiter?

Die Ziegert Group soll – wenn möglich – restrukturiert oder in Teilen verkauft werden. Ob und in welchem Umfang das gelingt, hängt stark von der Zahlungsfähigkeit einzelner Projektpartner und der allgemeinen Marktentwicklung ab.

Ein Verkauf der Marke „Ziegert“ gilt als wahrscheinlich, da sie trotz der Krise im Markt weiterhin bekannt ist. Gespräche mit potenziellen Investoren laufen.

Fazit

Die Insolvenz der Ziegert Group ist mehr als nur ein unternehmerischer Fehltritt – sie ist ein Signal für den Umbruch in der deutschen Immobilienwirtschaft. Was einst als Erfolgsgeschichte begann, endet (vorerst) in Unsicherheit und Vertrauensverlust. Für Käufer und Projektentwickler gilt nun: wachsam bleiben, Verträge prüfen – und vor allem, rechtzeitig alternative Ansprechpartner suchen.